Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
bin.«
»Okay, aber beeil dich. Griffon wollte dich wirklich sehen, besser, du vermasselst es nicht.« Darauf antworte ich nicht, denn wir wissen beide, dass ich es schon vermasselt habe.
Zurück im Café, sehe ich zu meiner Erleichterung, dass er noch da ist. Dort sitzt er und unterhält sich mit Kat.
Als ich an den Tisch komme, schaut er mich an, lächelt und fragt: »Alles okay?«
Ich erwidere sein Lächeln, zumindest versuche ich es. Er muss denken, dass Durchdrehen bei mir zum Alltag gehört. »Ja, entschuldige. Es war nur …« Ich spreche den Satz nicht zu Ende, denn was könnte ich auch sagen?
Er steht auf und zieht den Stuhl zurück, damit ich mich hinsetzen kann. Das habe ich noch nie jemanden in meinem Alter tun sehen. »Ich hätte wohl besser vorher anrufen sollen. Aber Kat wollte dich überraschen.« Er setzt sich wieder. »Anscheinend ist ihr das gelungen.«
»Also«, sagt Kat und fixiert mich mit ihrem Blick, damit ich nicht wieder die Flucht ergreife, »stell dir vor, Griffons Mom unterrichtet an der Cal in Berkeley. Ist das nicht irre?« Sie zieht vielsagend die Brauen hoch.
Das erste Mal, seit er hereingekommen ist, sehe ich ihn direkt an. Wahrscheinlich hat er das bei unserem Treffen in England für sich behalten, weil er nicht vorhatte, mich jemals wiederzusehen, was die ganze Veranstaltung hier noch peinlicher macht. »Ja, wirklich irre.«
»Kat sagte, du bist auf der Pacific? Ich war vor ein paar Wochen dort. Bei einem Baseballspiel. Ich gehe nämlich auf die Marina«, lächelt er, »und wir haben euch neun zu null abserviert.« Augenscheinlich versucht Griffon, das Gespräch ein wenig aufzulockern, und dafür bin ich ihm dankbar.
»Na ja, die Pacific war noch nie berühmt für ihre sportlichen Erfolge.« Bis zu diesem Augenblick wusste ich nicht mal, dass es an unserer künstlerisch ausgerichteten Schule überhaupt ein Baseballteam gibt. Ich frage mich, ob sich unsere Wege vielleicht auf dem Campus schon mal gekreuzt haben. Ich besuche zwar keine Sportveranstaltungen, aber er hätte im Schulflur an mir vorbeilaufen können oder auf dem Gehweg, während ich auf den Bus warte. Da bin ich um die halbe Welt gereist, um jemandem zu begegnen, der praktisch nebenan wohnt. Rayne wird ausflippen.
»Cole verbringt die meiste Zeit in der Musikfakultät«, erklärt Kat, und fast könnte man meinen, dass ein bisschen Stolz in ihrer Stimme mitschwingt.
»Ah, du spielst in der Band?«, fragt Griffon. Wahrscheinlich sieht er mich vor seinem geistigen Auge gerade in einer billigen Polyesterjacke und mit Wuschelmütze auf dem Kopf.
»Nicht direkt.« Ich schaue ihn verstohlen an und frage mich, wie weit seine Geduld mit mir wohl noch reichen wird. Und warum er mir das alles nicht früher erzählt hat. Wahrscheinlich ist er nur gekommen, um Owen einen Gefallen zu tun.
»Cello«, klärt Kat ihn auf. »Cole ist eine hochbegabte Cellistin. Letztes Jahr hat sie sogar mit dem Symphonieorchester gespielt. Mit dem richtigen, nicht mit dem Jugendorchester.« Ich schaue sie verdutzt an. Wer ist das? Sie sieht zwar aus wie meine Schwester, aber das, was sie sagt, klingt ganz und gar nicht nach ihr. Kat ist immer die Erste, die sich über den »Lärm« beschwert, und noch nie hat sie auch nur ein einziges positives Wort über mein Cellospiel über die Lippen gebracht.
»Cello?« Griffon zieht die Brauen hoch, so als versuche er, das Bild in seinem Kopf zurechtzurücken.
Ich schaue verlegen zur Seite. »Ja, Cello. Was dagegen?«
»Nein, gar nicht. Cello ist völlig in Ordnung.«
In Ordnung? In Ordnung für wen?
»Du solltest ihn zum nächsten Konzert einladen«, sagt Kat zu mir und dann zu Griffon: »Sie tut nichts anderes mehr, als an ihrem Solo zu arbeiten. Ist ’ne große Sache.«
Griffon beugt sich zu mir herüber: »Darf ich kommen?«
Mein Gesicht fühlt sich an wie eine Palette verschiedener Rot-Töne. »Klar. Warum nicht. Wenn du willst. Am Wochenende. Im Northern California Conservatory. Beim Park.« Die Worte blubbern aus meinem Mund wie aus einem undichten Wasserhahn, aber ich kann nichts dagegen machen.
»Also, ich bin dann mal weg«, sagt Kat und schiebt mit lautem Quietschen ihren Stuhl zurück. Subtilität war noch nie ihre Stärke.
Griffon macht ebenfalls Anstalten aufzustehen. »Musst du auch schon gehen?«, fragt er mich, und es klingt tatsächlich, als wollte er, dass ich bleibe.
Ich schaue hinauf zur Uhr. Eigentlich müsste ich. Ich habe noch Berge von Hausaufgaben zu erledigen und
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