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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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nicht, heimlich ins Publikum zu spähen, nicht nur, weil es unprofessionell ist – Herr Steinberg würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich auch nur daran denke –, sondern weil alles noch viel schlimmer würde, wenn ich auch noch wüsste, wo genau er sitzt. Falls er überhaupt hier ist. Ich meine, er schuldet mir ja nichts oder so. Vielleicht hat er es vergessen und sitzt friedlich daheim auf der anderen Seite der Bucht. Ja, so wird es sein. Bei dem Gedanken geht es mir gleich etwas besser. Oder auch nicht.
    Julie erscheint an meiner Seite. Sie trägt das Gleiche wie ich: eine schwarze, weit ausgestellte Hose und ein ärmelloses Top – nur dass sie darin elegant aussieht und ich wie ein Kartoffelsack. Die hohen Absätze helfen ein bisschen, machen mich allerdings auch zusätzlich nervös, denn ich habe ständig Angst, über die eigenen Füße zu stolpern. Man könnte meinen, ich wäre geübter mit hohen Absätzen, eben weil ich so klein bin, aber High Heels gehören eindeutig in Kats Welt, nicht in meine.
    »Bist du bereit?«, fragt Julie, nimmt Haltung an und schüttelt noch einmal ihre Hände aus.
    »So bereit, wie ich nur sein kann.« Unter begeistertem Applaus betreten wir die Bühne. Ich spreche ein stilles Stoßgebet und bedanke mich für die Beleuchtung des Konzertsaals, die das Publikum weitestgehend im Dunkeln lässt. So kann ich mich besser darauf konzentrieren, Julie – und auch alle anderen – nicht zu enttäuschen.
    Julies Piano beginnt. Ich nehme meinen Bogen und atme tief durch. Es ist ein gefühlvolles Stück, das ich sehr mag, darum will ich, dass es gut wird. Meditation stammt aus dem Teil der Oper, in dem die Heldin vor der Frage steht, ob sie dem Mönch, der in sie verliebt ist, folgen und ihrem unsittlichen Lebenswandel entsagen soll, oder ob sie auf ihr Herz hören und sich selbst treu sein will. Tempo und Stimmung des Stücks, das Auf und Ab der Melodielinie spiegeln ihren inneren Widerstreit, alles schwingt sich immer weiter in die Höhe und fällt dann in die Tiefe hinab. So zumindest ist es gedacht.
    Klar und kräftig erklingen die ersten Töne. Meine Hand ist entspannt und führt den Bogen sanft, mühelos fließen die Sequenzen ineinander über. Dann nimmt die Dynamik zu, immer schneller fliegen meine Finger über die Saiten, immer inniger wird die Stimme des Instruments, bis schließlich das Tempo wieder abebbt und die Melodie leiser und leiser wird, bis sie beinahe nur noch ein Flüstern ist. Schon nach ein paar Takten höre ich auf, darüber nachzudenken, was ich tue, und lasse einfach die Musik selbst sprechen und fließen. Dann spiele ich am besten, wenn ich alles loslasse und darauf vertraue, dass Instinkt und Können mich bis ans Ende tragen werden.
    Viel zu schnell ist es vorüber und die letzten Töne verklingen unter der reich verzierten Decke des Konzertsaals. Applaus brandet auf und ich öffne die Augen. Nach einem kurzen Moment der Erleichterung über die geglückte Aufführung spüre ich plötzlich ganz deutlich Griffons Anwesenheit. Fast kommt es mir sogar vor, als könnte ich sein Händeklatschen hören. Ich drehe den Kopf ein bisschen zur Seite, damit mich das Licht nicht so blendet, und entdecke ihn auf Anhieb in einer der hinteren Reihen. Er lächelt mir zu, als unsere Augen sich treffen, und klatscht noch kräftiger. Ich merke, dass meine Wangen glühen – und diesmal liegt das nicht an der Intensität des Massenet-Stücks.
    Lautes Stimmengewirr und dichtes Gedränge empfangen mich im Foyer, als ich schließlich den Saal verlasse. Mein Blick gleitet durch die Menge, aber Griffon kann ich nirgends sehen. Nicht, dass ich nach unserem Gespräch im Park so wild darauf wäre. Ich will nichts mehr hören von Akhet und Wiedergeburt. In den letzten Tagen ging es mir gut, keine Blackouts, keine eigenartigen Gefühle, und ich bin fast überzeugt, dass das alles nur eine schlimme Phase war, die jetzt vorüber ist. Ich will mich nur dafür bedanken, dass er gekommen ist, noch dazu an einem Samstagabend, wenn er bestimmt Besseres zu tun hat.
    »Da ist sie!«, ruft Dad und winkt mich dorthin herüber, wo er mit Mom und Veronique steht. Er legt seinen Arm und mich und zieht mich fest an sich. »Das war wundervoll, Schatz. Am Ende hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen. Wirklich wunderschön.«
    Mom beugt sich herab und gibt mir einen Kuss auf die Wange. »Sehr schön. Obwohl ich ein leichtes Zögern beim Adagio am Ende gehört habe. Ich dachte, daran wolltest du noch

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