Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
gibt Akhet, die nur zurückkehren, um Rache zu nehmen für vermeintliche Ungerechtigkeiten, die ihnen in früheren Leben widerfahren sind. Und genau das habe ich bei ihr gespürt.«
Ich blicke in seine zornig funkelnden Augen und ein Schauer läuft mir über den Rücken. Was mich betrifft, so ich weiß nicht, ob irgendwer noch derjenige ist, für den ich ihn bisher gehalten habe – und ganz besonders gilt das für Griffon. Sein Gesicht ist dasselbe und immer noch so schön, dass es mir fast wehtut, ihn anzuschauen, aber je mehr er sagt, desto fremder und verrückter erscheint er mir. Zwar bleiben seine Worte nicht ohne Wirkung, aber es ist bestimmt nicht die Wirkung, die er beabsichtigt hat. »Du machst mir Angst«, flüstere ich.
»Gut«, erwidert er, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir abzuwenden.
Die Luft im Raum ist plötzlich unerträglich stickig und beklemmend. Ich muss hier raus und stoße die Tür auf.
Als wir kurz darauf den Probenraum erreichen, kommt Veronique gerade heraus. »Hallo ihr zwei«, sagt sie gut gelaunt. »Ich suche den Waschraum.«
Ich werfe einen Seitenblick auf Griffon. Sein Gesichtsausdruck verrät nichts. »Der ist unten«, sage ich, »rechts von der Aula.«
Veronique schenkt mir ein warmes Lächeln. »Danke. Ich hätte wohl besser vorher fragen sollen. Wir sehen uns dann unten.«
Ich husche in den Probenraum, ziehe meinen Pulli an und beginne, meine Sachen einzusammeln. Mit geschäftiger, konzentrierter Miene krame ich überall herum, damit bloß keiner auf die Idee kommt, mich in irgendeinen Small Talk zu verwickeln. Griffon hat draußen auf mich gewartet und als ich zurückkomme, scheint er sich ein bisschen gefangen zu haben.
»Lass mich das tragen«, sagt er und will mir den Cellokoffer abnehmen.
»Danke, geht schon.« Mein gutes Cello trage ich lieber selbst. Sogar Dad hat es aufgegeben, mir seine Hilfe anzubieten. Nicht, weil ich keinem vertraue, sondern weil ich nicht möchte, dass irgendjemand außer mir schuld ist, falls etwas damit passiert.
Griffon scheint meine Gedanken zu lesen. »Ich bin vorsichtig«, sagt er. »Ich weiß, dass es sehr wertvoll ist.«
Ich zögere.
»Du vertraust mir nicht mal genug, um mich dein Cello tragen zu lassen?«
»Das ist es nicht.« Ich schaue in seine bernsteinfarbenen Augen. Das Seltsame ist, dass ich ihm vertraue, trotz allem, was er gesagt hat, und trotz meiner widersprüchlichen Gefühle. Ich gebe ihm den Cellokoffer – quasi zum Beweis. »Danke.«
Er streift den Tragegurt über die Schulter und zeigt auf die Treppe. »Nach dir.«
Ich wechsele auf die andere Seite, sodass Griffon zu meiner Rechten und die Wand zu meiner Linken ist. Ich hasse es, über das Geländer hinweg drei Stockwerke tief bis ins Café im Erdgeschoss zu gucken. Ein kleiner Blick genügt und mir wird schwindlig. Gerade haben wir uns Bewegung gesetzt, als Griffon auf der dritten Stufe irgendwie das Gleichgewicht verliert, strauchelt und nach dem Geländer greift. Ich sehe, wie der Gurt von seiner Schulter rutscht und das Cello droht, die Treppe hinunterzufallen. »Oh mein Gott!«, rufe ich und werfe mich hinüber, um es aufzufangen. Ich denke nicht daran, auf welcher Höhe wir uns befinden, ich denke an gar nichts, außer daran, mein Cello zu retten.
»Cole!«, schreit Griffon. Undeutlich nehme ich wahr, wie jemand meinen Arm packt – zu spät, ich rutsche aus, falle, und mit einem dumpfen Knall schlägt mein Kopf gegen das Geländer. Ein stechender Schmerz fährt in meine rechte Schläfe und tausend Sterne beginnen, vor meinen Augen zu tanzen. Jemand legt mich auf den Boden.
»Cole, bist du in Ordnung?« Ich öffne die Augen und sehe Griffon, der sich über mich beugt.
Ich schüttele meinen Kopf, um den Schmerz zu vertreiben, aber das macht es nur schlimmer. »Ich denke schon.« Ich versuche, aufzustehen, aber Griffon hält mich fest.
»Besser, du bleibst liegen, vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung«, sagt er und sieht sich nach Hilfe um.
Ich taste mit der Hand nach der schmerzenden Stelle an meiner Schläfe und kann die beginnende Schwellung spüren.
Die Treppenstufen vibrieren unter herbeieilenden Schritten und eine Menge Leute drängen sich um mich herum. Es scheint, als hätten wirklich alle meinen Sturz gesehen. Na toll.
»Oh Gott, Schatz, geht es dir gut?«, fragt Dad und kniet sich neben mich.
Ich setze mich auf. »Ja, mir geht’s gut.«
»Das glaube ich nicht«, sagt er und schaut in meine Augen. »Du bist wirklich
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