Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
tut mir sehr leid. Wenn es irgendwie beschädigt wurde, komme ich auf jeden Fall für die Reparatur auf.«
Dad hebt abwehrend die Hand. »Mach dir keine Gedanken, dem Cello ist nichts passiert. Ich bin heilfroh, dass du das Wichtigste zuerst gerettet hast. Also bis gleich.« Dad gibt mir den Cellokoffer und ich lehne ihn gegen die Wand.
»Wie fühlst du dich?«, fragt Griffon, als meine Eltern weg sind.
»Ich werd’s überleben.«
Griffon schaut mir in die Augen. »Die Pupillen sind okay.«
Ich ziehe die Brauen hoch. »Mit Medizin kennst du dich auch aus?«
Er zuckt die Schultern. »Ich war früher mal Arzt und weiß ein paar Dinge über Kopfverletzungen.«
Darauf kann ich nichts entgegnen. Keine Ahnung, was er in seiner Fantasiewelt noch alles gewesen ist. »Wäre schön, wenn du Mom und Dad davon überzeugen könntest«, sage ich schließlich, »wahrscheinlich werden sie mich heute Nacht ständig wecken, um sicherzugehen, dass ich keine Gehirnerschütterung habe.« Dann schaue ich auf meine Füße und murmele: »Danke, dass du mich aufgefangen hast. Was für ein verrückter Unfall.«
»Ich glaube, das war kein Unfall«, sagt Griffon scharf, und seine Augen blitzen. Er greift nach dem Ende des Schultergurts. »Sieht aus, als hätte jemand einen Stift gelockert.« In seinem Gesicht liegt derselbe zornige Ausdruck wie vorhin bei der Begegnung mit Veronique.
»Ach, komm schon. Der hat sich irgendwie von selbst gelöst. Warum sollte jemand so etwas absichtlich tun?«
»Jemand, der Rache will, schreckt nicht davor zurück, einen Gurt zu manipulieren, damit es wie ein Unfall aussieht«, sagt er mit finsterer Miene.
Ich starre ihn ungläubig an. »Du glaubst im Ernst, dass Veronique etwas damit zu tun hat?«
»Sie hatte die Gelegenheit. Sie war im Probenraum. Hätte der Plan funktioniert, wäre dein Cello in hohem Bogen die Treppe hinunter oder über das Geländer gefallen. Und du wärst beinahe gleich noch mit hinabgestürzt – ein unverhofftes Extra sozusagen. Wenn Veronique ihre Finger da nicht im Spiel hatte, dann war das schon ein verdammt großer Zufall.«
»Ich dachte, du glaubst nicht an Zufälle.«
Er sieht mich aus dem Augenwinkel an. »Eben.«
Wir schweigen und ich lasse das Aufeinandertreffen der beiden noch einmal Revue passieren. Alles fing damit an, dass er ihr die Hand gegeben hat. Bei mir vermeidet er jede Berührung. »Wieso bist du dir so sicher? Hat es mit dieser Schwingung zu tun, von der du neulich gesprochen hast?«
»Als Akhet kann man gewisse Dinge im Wesenskern eines anderen Menschen erkennen. Du weißt, ob er auch ein Akhet ist oder nicht, und manchmal fühlst du, ob es schon einmal eine Verbindung zwischen euch gab.«
»Wesenskern? Du meinst so was wie die Seele?«
Griffon zuckt mit den Schultern. »Ja, wenn du es so nennen willst. Es ist der Teil, den wir von Leben zu Leben mitnehmen. Wenn du jemanden berührst, kannst du es spüren, meist deutlich genug, um etwas über den anderen zu erfahren.«
»Aber ich habe nie etwas gespürt«, sage ich, doch dann fallen mir die letzte Unterrichtsstunde mit Veronique und die Vision mit dem Konzert wieder ein. »Na ja, glaube ich zumindest«, füge ich hinzu.
»Am Anfang ist es schwer, den Wesenskern wahrzunehmen. Und es wird nicht leichter dadurch, dass sich die Beziehungen zwischen uns Akhet von Leben zu Leben verändern. In dem einen Leben ist man vielleicht verschwistert und im nächsten begegnet man sich als Geschäftspartner. Jedes Leben ist anders. Manchmal wird man als Junge geboren, manchmal als Mädchen. Einmal kannst du wohlhabend sein, ein anderes Mal in Armut sterben.«
»Was ist mit Kakerlaken?«
»Kakerlaken?«
»Ja. Ich meine, ich würde äußerst ungern als Kakerlake wiederkehren, oder als Schnecke. Vogel wäre vielleicht okay.«
Griffon lacht, und es tut gut, sein Gesicht endlich wieder entspannt zu sehen. »Da brauchst du keine Angst haben. Soweit ich mich erinnere, wurde ich immer als Mensch geboren, und auch alle Akhet, denen ich begegnet bin, waren Menschen.«
Mir fällt wieder ein, wie er vor dem Kino Raynes Hand gehalten hat, und ich verspüre einen Stich brennender Eifersucht. »Gibst du deswegen jedem die Hand, dem du begegnest, weil du wissen willst, ob er ein Akhet ist oder nicht?«
»Oh, ist es so offensichtlich?«, fragt er ein bisschen verlegen. »Ist irgendwie zur Gewohnheit geworden. Die Schwingungen, die man bei einer Berührung spürt, verraten viel mehr als das, was man mit den Augen
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