Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
wahrnimmt.«
Ich kann ihn nicht ansehen, denn ich weiß, wenn ich ihm die nächste Frage stelle, gibt es kein Zurück mehr. »Warum berührst du mich dann nie?«
»Habe ich doch schon«, verteidigt er sich.
»Nicht so wie die anderen. Nur ganz kurz, als du mir im Tower aufgeholfen hast, und vorhin auf der Treppe, aber sonst niemals.« Ich versuche, an seinem Gesichtsdruck zu erkennen, was in ihm vorgeht, aber anscheinend kann er seine Gefühle gut verbergen.
Er sieht mich nicht an, als er antwortet, sondern hält den Kopf gesenkt und blickt unverwandt auf den Boden. »Es ist kompliziert. Und da gibt es so vieles, das du noch nicht verstehst …«
»Dann erklär es mir!«, sprudelt es aus mir heraus. »Ich kann damit leben. Wenn dir etwas daran liegt, dass ich dir glaube, dann musst du ehrlich zu mir sein. Es ist okay, wenn du mich nicht … auf diese ganz besondere Art magst.« Doch kaum habe ich die Worte ausgesprochen, wird mir schmerzlich klar, dass es ganz und gar nicht okay ist. Trotz all seines seltsamen Geredes von Akhet und Wiedergeburt. Meine Augen beginnen, zu brennen. Ich atme tief ein und gebe mir alle Mühe, das Zittern in meiner Stimme in den Griff zu bekommen. »Ich verstehe, wenn du mir einfach nur helfen willst. Als Freund oder was auch immer.«
Er hebt den Kopf und schaut mir direkt in die Augen. Als unsere Blicke sich begegnen, beginnt mein Herz, wild zu pochen, und mir wird klar, dass meine Gefühle sich von meinen tapferen Worten nicht täuschen lassen.
»Das ist es nicht, Cole«, sagt er mit belegter Stimme. »Du musst mir glauben. Ich will nur nicht, dass du dich zu sehr einlässt auf etwas, das … am Ende vielleicht zu kompliziert werden könnte.«
Einlassen? Eine Welle heißer Wut schießt mir durch die Adern. Erst erzählt er mir verrückte Geschichten über vergangene Leben, dann spielt er den tapferen Retter, der mich vorm Sturz in die Tiefe bewahrt, sieht außerdem einfach umwerfend aus und erwartet ernsthaft, dass ich cool und unbeteiligt bleibe? Ich beuge mich leicht zu ihm hinüber und sage: »Neuigkeit des Tages: Ich stecke schon bis über beide Ohren drin.«
Griffon nickt nur und schweigt dann eine ganze Weile. Schließlich fragt er: »Willst du wissen, wie es sich anfühlt?«
»Anfühlt? Was?«, frage ich verwirrt.
»Wie es sich anfühlt, einen anderen Akhet zu erkennen. Vielleicht fällt es dir dann leichter, zu glauben, was ich dir erzählt habe.«
Oje, und ich dachte, ich hätte mir nichts anmerken lassen. »Es ist nicht, als würde ich dir nicht glauben …«
»Schon okay«, unterbricht er mich. »Ich weiß, wie verrückt das alles klingt.« Er blickt nach rechts und nach links über den leeren Gehweg. Dann knöpft er die Ärmel seines Hemds auf und rollt sie nach oben. »Ich habe dich nicht berührt, weil es einen wirklich ziemlich umhauen kann, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.«
Griffon legt die bloßen Arme auf seine Knie und dreht sich zu mir herum. »Mit ein wenig Erfahrung kann man es auch durch die Kleidung hindurch spüren, aber leichter ist es ohne.«
Ich versuche, die Bilder, die mir in den Sinn kommen, beiseitezuschieben, und drehe mich ebenfalls zu ihm, sodass unsere Körper nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Die braune Haut seiner Arme ist glatt und weich, durchzogen von starken, pulsierenden Adern. Ich schiebe meinen Ärmel hoch, sage meinen Händen, dass sie auf keinen Fall zittern und mich verraten dürfen, und strecke vorsichtig und zögernd meinen Arm aus. So oft habe ich mir vorgestellt, ihn zu berühren, mich gefragt, wie sich seine Haut wohl anfühlt. Wie es wäre, von ihm berührt zu werden.
Kaum liegt meine Hand auf seinem Arm, zuckt Griffon heftig zusammen, und ich lächele unwillkürlich, glücklich darüber, solch eine Wirkung auf ihn zu haben. »Wow, deine Hand ist eiskalt! … Der Eisbeutel.«
Okay, so viel zu meiner unwiderstehlichen Ausstrahlung. »Sorry.« Ich reibe die Hand an meiner Hose, damit sie ein bisschen wärmer wird. Dann hole ich tief Luft und lege meine Hand ganz sacht auf seinen Arm. Zuerst fühle ich nichts außer der Wärme seines Körpers und dem leisen Pochen seiner Adern. Ich höre ihn tief und regelmäßig atmen, beinahe, als meditiere er. Seine Augen sind geschlossen und ich betrachte verstohlen seine langen, dunklen Wimpern. Mein Herz hämmert so wild, dass er es bestimmt hören kann. Die heißen Wellen, die durch meinen Körper pulsieren, werden mich verraten.
Doch dann spüre ich
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