Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
zögert. »Es war auch nicht der erste Einbruch.«
Was er sagt, beunruhigt mich. Die Welt verändern. Offensichtlich gibt es in Griffons Leben Dinge, die absolut nichts mit dem zu tun haben, was mir vertraut ist, er trägt eine Verantwortung, die außerhalb meiner Vorstellungskraft liegt. Kein Wunder, dass er sich eine ganze Woche nicht gemeldet hat. Der Gedanke, dass er jederzeit abrufbereit sein muss für Aufgaben, bei denen es um das Wohl von Millionen von Menschen geht, gibt unserer Beziehung einen völlig anderen Stellenwert. Nicht unbedingt ein verlockender Gedanke. »Dann musst du öfters mal weg?«
»Hin und wieder. Das meiste kann ich von hier erledigen, vor allem zurzeit. Der Sekhem ist überall, in Universitäten, Privatunternehmen, Stiftungen.«
»Arbeitet Janine auch für den Sekhem?« Der Gedanke, sie würde vielleicht ein bisschen auf ihn aufpassen, ist irgendwie beruhigend.
»Ja, tut sie. Manchmal muss sie rumreisen, aber die meiste Zeit ist sie hier. Für den Sekhem zu arbeiten, bedeutet nicht unbedingt, dass man an einen besonderen Ort gehen muss. Vieles, mit dem ich zu tun habe, findet hier in Kalifornien statt oder in Washington. Manches aber auch in Europa.« Er nimmt meine Hand. »Paris fände ich cool – wenn du mitkommen könntest.«
Es gefällt mir, dass er an die Zukunft denkt – eine Zukunft, in der auch ich vorkomme.
»Make love, not war«, sage ich. »Ich finde, die Welt zu retten, ist echt sexy.« Ich verschränke meine Finger mit seinen und blicke mich noch einmal im Zimmer um. Plötzlich fühle ich mich klein und verletzlich. Es gibt so vieles in seinem Leben, von dem ich nichts verstehe. Was könnte ich ihm schon geben, das er nicht bereits tausend Mal erlebt hat? Ich bin nur ein Mädchen von durchschnittlichem Aussehen, das auf die Junior High geht und ein bisschen Cello spielen kann. Aber sonst? Weder spreche ich ein Dutzend Fremdsprachen, noch kann ich eine ganze Stadt aus dem Gedächtnis zeichnen. Nicht mal Schach spiele ich besonders gut – ganz zu schweigen davon, mir auf einen Blick die Position aller Figuren merken zu können. Ich bin einfach nur ich, und zum ersten Mal, seit wir uns begegnet sind, frage ich mich, ob das genügt.
»Und ich hatte schon Angst, du hältst mich jetzt auch noch für einen Physik-Nerd«, sagt Griffon.
»Vielleicht habe ich nur auf den richtigen Physik-Nerd gewartet.« Ich schaue ihn an und wieder trifft mich der Blick seiner klaren Augen bis ins Herz. »Was ist? Du hast mich hier raufgelockt und willst mich nicht mal küssen?« Ich versuche, es ganz locker zu sagen, damit er nicht merkt, wie sehr ich es mir in Wirklichkeit wünsche.
Die knisternde Spannung zwischen uns ist so intensiv, dass man sie beinahe greifen kann. Griffon kommt ganz nah und küsst mich – nicht vorsichtig und sanft wie zuvor, sondern intensiv und leidenschaftlich – und presst seinen Körper gegen meinen. Mein Herz hämmert wie verrückt, und plötzlich weiß ich, was Begehren ist. Was es bedeutet, ganz und gar mit jemandem verschmelzen zu wollen, bis beide Körper untrennbar eins sind. Ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals und wünschte, dieser Augenblick würde nie vergehen. Ich möchte ihn festhalten – jetzt, in diesem Leben, ewig. Meine Hände gleiten unter sein Hemd, ich will mehr von ihm spüren.
Griffon rückt ein kleines Stück von mir ab. »Lass mich kurz duschen gehen, ich bin noch ganz verschwitzt vom Spiel.«
»Nein. Ich mag das.«
Er sieht mich ein bisschen erstaunt an, rührt sich aber nicht. Dann nimmt er meine Hand, führt mich durchs Zimmer und zieht mich sanft aufs Bett hinunter. Seine Lippen berühren meinen Hals und wandern bis zu meiner Schulter, dann streicht er mir die Haare aus dem Gesicht und sieht mich an. »Oh Gott, weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?« Seine Stimme zittert.
Er legt sich neben mich, stützt seinen Kopf in die linke Hand und zeichnet mit den Fingern der rechten die Konturen meines Gesichts nach. Seine perfekt geschwungenen Lippen sind so nah, so verlockend, dass ich sie einfach berühren muss. Sanft fahre ich mit dem Finger darüber. Jetzt kann ich endlich tun, wovon ich die letzten Wochen geträumt habe. Obwohl von draußen nur wenig Licht durch die Vorhänge hereinfällt, sehe ich unter dem dünnen Stoff des Shirts seine Muskeln spielen. Mit den Augen wandere ich seinen Hals hinab, verfolge die kräftigen Adern, die unter dem Kragen verschwinden. Ich will mehr sehen.
Ich drücke ihn sanft ins
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