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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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Noten zu konzentrieren, aber immer wieder wandert mein Blick verstohlen zu ihr, weil ich hoffe, irgendwas in ihr wiederzuerkennen.
    Wir spielen eine Weile zusammen, ich übernehme den schwierigen Melodieteil und Veronique die Grundharmonien, und schließlich entspanne ich mich ein bisschen.
    Beim letzten Takt greifen wir beide gleichzeitig zum Notenständer, um umzublättern. Als unsere Hände sich dabei berühren, zucke ich heftig zurück, denn für einen kurzen Augenblick spüre ich ganz deutlich Zorn und Unheil.
    »Alles okay?«, fragt Veronique und sieht mich besorgt an. »Du sieht aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    Ich blinzele und schüttele meinen Kopf. Die Panik ist vorüber, aber das Gefühl ist noch da. Es ist, als wäre eine Woge über mich geschwappt, hätte alles um mich herum getränkt und wäre dann weitergerauscht. Alles, was Griffon über sie gesagt hat, schießt mir durch den Kopf, und ich weiche zurück, denn plötzlich begreife ich, dass die Visionen kein Zufall waren. Beide Male wurden sie dadurch ausgelöst, dass ich Veronique berührt habe. Alessandra und sie müssen etwas miteinander zu tun haben. »Alles okay. Mir ist nur ein bisschen schwindlig geworden.«
    »Hast du noch Kopfweh … von deinem Unfall letzte Woche?«, fragt sie mitfühlend.
    Ich will nicht, dass sie weiß, was in mir vorgeht. Janine hatte recht: Solange sie denkt, ich wüsste von nichts, bin ich wahrscheinlich sicherer. »Ab und zu. Die Beule ist gerade erst abgeschwollen.« Dass Griffon draußen wartet, beruhigt mich ein bisschen. Aber es wäre mir lieber, er könnte noch näher sein, natürlich ohne dass sie etwas merkt. »Ziemlich stickig hier, findest du nicht? Ich mache mal ein bisschen das Fenster auf.« Behutsam setze ich das Cello ab, gehe zum Erkerfenster und schiebe den Riegel zurück. Ich spähe durch das Glas, doch Griffon kann ich aus diesem Winkel nicht sehen. Ich versuche, das Schiebefenster zu öffnen, aber es lässt sich nur etwa einen Zentimeter bewegen, bevor es sich verkantet und festklemmt. Mom und ihre blöden Altbauten. Es wäre wirklich schön, in einem Haus zu wohnen, wo das Fensteröffnen nicht jedes Mal zum Kraftakt wird. Ich klopfe ein paarmal fest gegen den Rahmen und rüttele am Fenster, damit es sich wieder löst.
    »Warte, ich helfe dir«, sagt Veronique und kommt herüber. Noch einmal spähe ich kurz hinunter, aber Griffon ist nirgends zu sehen und ich spüre, wie die Panik wieder in mir hochsteigt. Ich kann Veronique nicht ins Gesicht schauen, habe Angst, sie könnte merken, dass ich es weiß. Dass ich dabei bin, das Puzzle zusammenzusetzen, und bald herausfinden werde, welche Rolle sie darin spielt.
    »Du nimmst den rechten Griff und ich den linken«, sage ich und packe zu. »Auf drei. Eins, zwei, drei .«
    Wenn in Fernsehshows irgendwas Schlimmes passiert, dann zeigen sie das immer in Zeitlupe, damit man auch wirklich jedes schreckliche Detail ganz genau sehen kann. Wenn bei CSI jemand von Glas aufgeschlitzt wird, sieht man haarklein, wie sich die scharfen Spitzen durch Haut, Muskeln und Knochen bohren und die Blutspritzer sich wie ein Tintenklecksbild auf der Kleidung des Opfers verteilen. Die Realität ist ganz anders. Alles passiert so schnell, dass ich gar nicht mitbekomme, was eigentlich vor sich geht. Ich spüre die kurze Panik, als meine linke Hand durch die Scheibe schießt und höre das kreischende Splittern des Glases. Ohne nachzudenken, ziehe ich meinen Arm hastig zurück, sehe den breiten, langen Splitter nicht, der noch im unteren Rahmen steckt.
    »Oh mein Gott!« Veronique packt meinen Arm kurz über dem Handgelenk und hält ihn fest umklammert. »Wir brauchen Hilfe!«, schreit sie, ohne sich von der Stelle zu rühren. Wie zu einem Standbild erstarrt, stehen wir beide da.
    »Ist schon okay«, sage ich dann und versuche, meinen Arm wegzuziehen.
    »Wir müssen es abdrücken«, sagt sie ganz ruhig. Sie hat erstaunliche Kraft in ihrer Hand.
    »Nicole?« Meine Mutter erscheint im Türrahmen und kommt zum Fenster herübergelaufen. »Oh mein Gott! Was ist denn passiert?«
    »Die Scheibe ist kaputtgegangen«, antworte ich. Alles ist irgendwie verschwommen, und es fällt mir schwer, klar zu denken. Ich schaue auf meinen Arm und sehe das Blut, das unter Veroniques Händen hervorquillt und auf den Boden tropft. Oje, erst geht die Scheibe zu Bruch, und jetzt wird auch noch der Teppich dreckig. »Es tut mir leid, Mom.« Meine Zunge fühlt sich seltsam dick und schwer an.
    »Wir

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