Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Stirn.
»Es wurde auch nicht aufgenommen«, klärt Griffon ihn auf. Er stößt mich mit dem Ellbogen an und zeigt auf die Kasse. »Wir sind dran.«
Wir treten an den Tresen, um zu bezahlen, und lassen den Alten mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zurück. Es ist lustig, aber auch ein seltsames Gefühl, in Griffons Scherz eingeweiht zu sein. »Das war nicht gerade nett«, flüstere ich. »Warst du wirklich bei dem Konzert?«
»Klar«, flüstert er zurück. »Und ich habe nicht gelogen. Es war fantastisch.«
Ich gebe der Kassiererin die Platte und sie tippt die Nummer ein. Auf dem Tresen steht ein kleiner Ständer mit Silberanhängern an schwarzen Bändern. Ich nehme einen davon in die Hand und schaue ihn mir an: Es ist ein Kreuz mit einem Bogen, das mir irgendwie bekannt vorkommt.
»Bitte schön«, sagt die Kassiererin, gibt mir die Tüte mit der Schallplatte und mein Wechselgeld. Sie sieht den Anhänger in meiner Hand. »Kommt der noch dazu?«
Ich kann es mir nicht erklären, aber ihn in der Hand zu halten, macht mich unglaublich traurig, als hätte ich etwas verloren, das mir sehr wichtig war. »Nein danke«, sage ich und lege ihn zurück. Ich trage sowieso keine Halsketten, doch das ist es nicht. Dieser Anhänger löst etwas in mir aus, ein unerklärliches Gefühl. Aber da ist keine Erinnerung oder Vision, die mir sagen würde, wo es herkommt. »Ich hab nur mal geschaut.«
»Das ist ein Ankh«, sagt sie. »Das ägyptische Symbol für ewiges Leben. Sehr mystisch.«
Ewiges Leben. Noch vor wenigen Wochen hätten diese Worte keine besondere Bedeutung für mich gehabt, aber jetzt ist alles so anders. »Vielleicht beim nächsten Mal«, sage ich und merke, dass Griffon mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hat.
Wir treten hinaus in den strahlenden Sonnenschein und überlegen, wohin wir als Nächstes gehen sollen. Die Gehwege sind jetzt noch voller und lauter. Griffon blinzelt, schaut sich um und fragt: »Weißt du, worauf ich am allermeisten Lust hätte?«
»Worauf denn?«, frage ich zurück.
Er sieht mich mit seinen hellen, bernsteinfarbenen Augen an. »Ich würde gern mit dir allein sein.«
Ich lächele und merke, wie das ständige Fragezeichen in meinem Hinterkopf sich in Wohlgefallen auflöst.
»Das klingt nach einer sehr guten Idee.«
14
Obwohl es bereits dunkel wird, als wir vor Griffons Haus ankommen, brennt nirgends Licht. »Ist Janine nicht da?« Wie sie wohl reagieren wird, wenn sie heimkommt und feststellt, dass Griffon und ich ganz allein im Haus sind? Die meisten Mütter fänden das bestimmt nicht toll. Aber Janine ist nicht wie die meisten Mütter – und Griffon nicht wie die meisten Söhne.
»Sie ist ständig unterwegs. Sicher kommt sie später irgendwann.« Das klingt nicht, als würde er sich deswegen irgendwelche Gedanken machen. Er geht voraus und schließt die schwere Eingangstür auf.
Wir hängen unsere Jacken an den Haken hinter der Tür und ich folge ihm den Flur entlang. Es ist sehr still im Haus, wir sind wirklich ganz allein, nur er und ich. Griffon sagt nichts, aber ich weiß, dass wir nach oben in sein Zimmer gehen werden. Am Fuß der Treppe angekommen, zögere ich ein wenig. Er bemerkt es und fragt: »Alles okay?«
»Klar.« Natürlich möchte ich mit ihm nach oben gehen. Seit dem Tag im Café habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht. Aber etwas in mir hat Angst vor dem, was dann passiert. Ich betrachte seine breiten Schultern, sein kräftiges Kinn. Er hat etwas, das ihn älter wirken lässt, als er rein äußerlich ist. Erfahrener. Ich frage mich, wie oft er diese Situation schon erlebt hat, wie viele erste Male er wohl hatte. Es stimmt, in dieser Beziehung hat er mir einiges voraus, aber wenn ich in seiner Nähe bin, fühle ich mich so zu ihm hingezogen, dass mir die Einwände in meinem Kopf ganz egal sind. Wenn ich jetzt mit ihm hinaufgehe, kann hinterher alles anders sein.
Griffon kommt die Stufen wieder herunter. Er stellt sich vor mich, streicht mir mit der Hand über die Wange und fährt mit den Fingern durch mein Haar. Dann beugt er sich zu mir herunter, küsst mich sanft auf den Mund und lässt seine Lippen über mein Gesicht bis hinauf zu meinen geschlossenen Augenlidern wandern. Ich spüre, wie seine Hand zittert, als er sie in meinen Nacken legt, um mich noch näher an sich heranzuziehen, und mir stockt fast der Atem.
Griffon rückt ein bisschen von mir ab, nimmt mein Kinn in seine Hand und fährt mit dem Daumen über meine Lippen. »Tue nie etwas, das
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