Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
morgen treffen?«
»Nicole?«, fragt Dad und sieht mich entgeistert an. »Seit wann sprichst du Italienisch?«
Ich starre verständnislos zurück. Was meint er bloß? »Wovon redest du?«
»Davon, dass du dich in fließendem Italienisch mit Veronique und Giacomo unterhältst.«
Plötzlich wird es still im Zimmer und alle warten gebannt auf meine Antwort. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was eigentlich passiert ist, und suche hastig nach einer plausiblen Erklärung. »Öh, die Schule. Da gibt es jetzt eine Italienisch-AG.«
Kat sieht mich argwöhnisch an. »Ich dachte, du kommst nicht mal in Spanisch mit.«
»Öh ja, darum dachte ich, ich versuch’s mal mit Italienisch. Mit irgendeiner Sprache muss es ja mal klappen. Haha.« Mein Lachen klingt so furchtbar gekünstelt, dass sich mir innerlich alles zusammenzieht.
»Wir lernen zusammen«, kommt Griffon mir zu Hilfe. »Ich überlege nämlich, ob ich vielleicht ein Auslandsjahr in Italien mache.«
»Deine Aussprache ist fabelhaft«, sagt Veronique und mustert mich aufmerksam. »Fast, als wäre es deine Muttersprache.«
Mom kommt mit einem voll beladenen Tablett herein und lenkt die anderen vorerst davon ab, dass ich anscheinend über Nacht zum Fremdsprachengenie geworden bin. Während die anderen ihr helfen, Platz auf dem Kaffeetisch zu schaffen, werfe ich Griffon schnell ein dankbares Lächeln zu.
Mom sieht zu Kat hinüber, die sich in einen Sessel am Fenster gefläzt hat. »Schatz, möchtest du nicht auch etwas für uns spielen?« Sie wendet sich an Veronique. »Kat hat viele Jahre Unterricht gehabt, müssen Sie wissen. Sicher kann sie nicht mit Ihnen mithalten, aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten spielt sie eigentlich ganz hübsch.«
Ich zucke innerlich zusammen und bin mal wieder erstaunt, dass Mom überhaupt nicht merkt, was sie manchmal von sich gibt. Kat rührt sich nicht, sondern dreht nur den Kopf in ihre Richtung und sagt kühl: »Nein, ich denke nicht.«
Mom richtet sich im Stuhl auf. »Katherine, Liebes, lass dich doch nicht so bitten. Vielleicht etwas von Chopin? Das mochtest du doch immer gern. Ich erinnere mich an die wunderbaren Duette, die du zusammen mit Nicole gespielt hast.«
Kat steht aus dem Sessel auf, streicht ihr Kleid glatt und sagt mit bemerkenswerter Ruhe: »Wir sind nicht deine Zirkusäffchen. Bloß weil du mit Cole nicht mehr vor deinen Gästen angeben kannst, muss ich mich noch lange nicht zum Narren machen.« Sie nickt Giacomo und Veronique zu, durchquert mit entschlossenen Schritten das Wohnzimmer und verschwindet im Flur.
Mom rückt ihre Frisur zurecht, setzt ihr bestes Lächeln auf, so als wäre nichts geschehen, und flötet: »Also, wer möchte Kaffee?«
19
Als die Tür sich hinter Veronique geschlossen hat, sehe ich, wie die Anspannung von Griffon abfällt.
»Wirklich ein gelungener Abend!«, sagt Mom und beginnt, das Geschirr einzusammeln.
»Vielen Dank für die Einladung, Mrs. Ryan«, sagt Griffon und schenkt ihr sein charmantestes Lächeln.
Sie erwidert es. »Du bist uns immer herzlich willkommen«, sagt sie und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, den ich lieber ignoriere.
Ich höre Dad in der Küche hantieren, überlege kurz und komme zu dem Schluss, dass meine Chancen wohl besser stehen, wenn ich nur einen von beiden frage. »Wir würden uns gern noch mit Rayne treffen, ist das okay?«
»Ich weiß nicht, Schatz. Du wurdest doch gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Mom, das ist schon über eine Woche her.« Ich sehe ihr Zögern und weiß, dass sie nach weiteren Einwänden sucht, darum sage ich schnell: »Ich war so gut wie gar nicht weg, seit ich wieder zu Hause bin. Wir wollen nur ein Eis essen oder so. Und vielleicht danach noch ins Café. Bitte Mom, es ist doch schließlich Freitagabend.«
Sie wirft einen Blick auf die Uhr. »Okay«, sagt sie endlich, »aber vor Mitternacht bist du wieder zu Hause. Und nimm dein Handy mit.«
»Wird gemacht«, sage ich, flitze zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen, und beeile mich, das Haus zu verlassen, bevor sie es sich noch anders überlegt.
Kaum sind wir die Treppe runter und außer Sichtweite, bleibt Griffon stehen, zieht mich so ungestüm zu sich, dass ich buchstäblich vom Boden abhebe, und küsst mich. »Danach habe ich mich schon den ganzen Abend gesehnt«, sagt er und lässt mich wieder runter.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lege meine Hände um seinen Hals und ziehe ihn zu mir heran. »Nicht so sehr wie ich«, sage ich und küsse
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