Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Geld.« Sie legt ihren Arm um meine Schultern und drückt mich kurz. Ich konzentriere mich auf die Stelle, wo sich unsere Körper berühren, und spüre leichte Akhet-Schwingungen. Um zu sehen, ob ich irgendetwas von Alessandras Seele in Veronique erkenne, schaue ich ihr kurz in die Augen. Aber ich empfange nichts. Plötzlich verspüre ich den Wunsch, ihr alles zu erzählen. Alles, was ich von Alessandra weiß und darüber, was in jener Nacht auf dem Dach geschah. Dass nicht ich sie hinuntergestoßen habe, weil ich so etwas niemals tun würde. Dass wir Freundinnen waren und ich niemals versucht hätte, ihr Paolo wegzunehmen. Ich wünschte, wir könnten an unsere frühere Freundschaft anknüpfen, die damals ein so schreckliches Ende fand. Die Erinnerungen an Alessandra nehmen mich immer mehr gefangen, während meine Umgebung in weite Ferne rückt.
Die geschlossene Kutsche wartet bereits am Fuße der ausladenden Steintreppe. Unter den Blicken der vornehmen Gäste, die stumm zusehen, wie ich vergeblich versuche, mich aus dem unerbittlichen Griff der Polizeidiener zu winden, zerrt man mich zur Eingangstür hinaus. Die Pferde wiehern und stampfen ungeduldig mit den Hufen.
»So warten Sie doch! Lassen Sie mich erklären!« Ich fühle mich wie in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt.
Als sie mich die Stufen hinunterschleppen, höre ich plötzlich, wie hinter uns jemand auf Italienisch ruft: »Halt!« Jemand hat mich gehört. Jemand wird mir glauben. Die Erleichterung raubt mir beinahe die Sinne.
Ich drehe mich um und sehe Paolo, der so eilig die Treppe heruntergelaufen kommt, dass seine eleganten Schuhe die Stufen kaum berühren.
Er bleibt ganz nah vor mir stehen und ich sehe Tränen in seinen Augen. »Warum?«, fährt er mich an. »War deine Eifersucht zu groß? Weil sie so vollkommen war?«
Mir stockt das Herz. Auch er glaubt mir nicht. Niemand glaubt mir. Ich bin allein und von allen verlassen. »Ich habe ihr nichts getan! Ich würde ihr nie etwas tun!«
Tränen rollen über seine Wangen und er schüttelt ungläubig den Kopf. »Sie hat dich geliebt wie eine Schwester. Alessandra war das wunderbarste Wesen auf der ganzen Welt. Und du hast sie getötet!«
Die Polizeidiener sagen etwas, das ich nicht verstehe, und zerren mich zur hinteren Tür der Kutsche. Meine Beine tragen mich nicht mehr, also packen sie mich und hieven mich unsanft auf eine der hölzernen Bänke im Inneren.
Gerade haben sie die Tür geschlossen, da erscheint Paolos Gesicht vor dem kleinen Fenster. Seine Hände umklammern die Holzstreben und er schaut mich mit hasserfüllten Augen an. »Warum hast du das getan?«, fragt er heiser. »Ich muss es wissen, sag es mir!«
Ich schaue ihn erschrocken an und suche verzweifelt nach den richtigen Worten. »Ich habe ihr nichts getan. Du musst mir glauben!«
Der Wagen schaukelt, als die Polizeidiener auf den Kutschbock steigen, und es gibt einen Ruck, als die Pferde sich in Bewegung setzen. Durch das kleine Seitenfenster sehe ich Paolo, der am Fuße der Treppe steht und mich unverwandt anstarrt. Der Wagen rollt weiter, und Paolo wird kleiner und kleiner, bis wir schließlich um eine Straßenecke biegen und er aus meinem Gesichtsfeld verschwindet.
Giacomo beugt sich herüber zu Veronique und sagt: »Vielleicht solltest du ihnen verraten, dass du früher Medizin studiert hast.«
Seine Worte reißen mich fort von Alessandra und Clarissa und bringen mich zurück zu Veronique und Cole im Hier und Jetzt. Ich habe keine Ahnung, wovon er redet.
»Wie bitte, was hast du gesagt?«
Giacomo schaut mich perplex an, aber auf Veroniques Gesicht erscheint ein kleines Lächeln.
»Ich sagte, dass Veronique früher mal Ärztin werden wollte. Darum wusste sie, was zu tun war, als sie all das Blut sah.«
»Ach, ich wusste gar nicht, dass du Ärztin bist«, sage ich ein wenig unsicher und versuche, irgendwie wieder in das Gespräch hineinzufinden, während ich immer noch Paolos schmerzverzerrtes Gesicht vor mir sehe.
»Ich habe mein Studium nicht beendet«, sagt Veronique zögerlich. »Zumindest nicht den praktischen Teil. Jetzt arbeite ich in der Forschung.«
»Trotzdem«, sage ich und gebe mir alle Mühe, die Erinnerung abzuschütteln. »Die meisten wären bei dem Anblick von so viel Blut schreiend aus dem Zimmer gelaufen. Du hast keine Sekunde gezögert und sofort gehandelt.« Ich beuge mich zu ihr hinüber und sage leise: »Hör mal, da gibt es etwas, über das ich gern mit dir reden würde. Können wir uns
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