Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
ihn noch inniger. Ich lege meine Hand in seine, und er hält sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
»Danke für die Hilfe bei der Italienisch-Nummer«, sage ich. »Wie abgefahren, ich meine, habe ich wirklich Italienisch gesprochen?«
»Oh ja, und zwar perfekt. Wenn man sich erst bewusst ist, dass man früher schon mal existiert hat, dann finden auf einmal viel mehr Fähigkeiten ihren Weg ins jetzige Leben.« Griffon spricht Italienisch, und ich verstehe jedes Wort, das er sagt. »Was hast du gesehen?«, fragt er, wieder auf Englisch.
Ich zögere. »Nichts Besonderes. Aber jetzt bin ich sicher, dass wir beide Musiker waren.« Veronique war einverstanden, dass wir uns morgen treffen. Dann kann ich ihr endlich beweisen, was wirklich geschehen ist. Sobald ich die Sache mit ihr geklärt habe, werde ich Griffon alles erzählen.
Er fährt mit den Fingern durch mein Haar und ein wohliger Schauer läuft mir den Rücken hinab. »Wir wissen zwar immer noch nichts Konkretes, aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir sehr vorsichtig sein müssen.«
»Es wird schon alles in Ordnung kommen, du machst dir zu viele Sorgen. Am Ende willst du mich noch jeden Tag von der Schule abholen.«
Griffon grinst. »Daran habe ich ernsthaft gedacht.«
Ich schaue mich um, kann aber sein Motorrad nirgends sehen. »Bist du nicht mit dem Bike gekommen?«
»Doch, aber ich hab’s um die Ecke geparkt. Deine Eltern fänden es bestimmt nicht so toll, wenn ich mit dem Motorrad vorfahre«, sagt er und grinst. »Treffen wir uns wirklich mit Rayne?«
»Ja, aber nicht hier. Sie hat was von einem Lagerfeuer am Strand erzählt. Hast du Lust?«
»Aha, dann hast du deine Mom also angeschwindelt. Was ist bloß aus dem braven Mädchen geworden, das nichts anderes im Sinn hatte, als Cello zu spielen?«
»Sie hat beschlossen, dass sie zu lange immer nur zu Hause gehockt hat. Außerdem war es nicht wirklich gelogen. Erstens treffen wir uns mit Rayne, zweitens habe ich mein Handy dabei, und drittens kann man nie wissen, ob wir vielleicht doch noch irgendwo ein Eis essen, oder?«
Hinten auf dem Motorrad zu sitzen – mit meinem Helm auf dem Kopf –, und die Schaufenster vorbeiflitzen zu sehen, ist so völlig anders, als die Welt aus dem Bus heraus zu betrachten. Als wir an der Ampel neben dem Peet’s halten, würde ich am liebsten den Leuten drinnen an den Tischen zuwinken, damit alle sehen, dass ich nicht mehr das Mädchen bin, das brav jeden Tag mit dem Bus nach Hause fährt. In so kurzer Zeit hat sich so viel für mich verändert.
Als wir uns dem Strand nähern, spüre ich die Feuchtigkeit in der Luft und schmecke das Salz auf meinen Lippen. Am Ende der Straße biegt Griffon links ab, und dann liegt das Meer vor uns, erstreckt sich, so weit das Auge reicht, bis zum Horizont. Parallel zum Wasser fahren wir den Hügel hinunter und sehen von oben schon den orangefarbenen Schein der zahlreichen Lagerfeuer, mit denen die Leute unten am Strand das Wochenende einläuten.
Als wir am Fuß des Hügels gerade um eine weitere Kurve gebogen sind, dreht Griffon plötzlich voll das Gas auf. Das Bike schnellt mit einem Satz vorwärts und ich klammere mich instinktiv fester an ihn. Das erste Mal, seit ich mit ihm fahre, bekomme ich Angst. Immer höher dreht der Motor, immer schneller rasen wir vorwärts, bis die Straßenmarkierung zu einer einzigen weißen Linie verschwimmt.
Griffon wirft einen raschen Blick zurück über die Schulter. Ich neige mich vorsichtig ein bisschen zur Seite, um im Rückspiegel zu sehen, wonach er geschaut hat: Scheinwerfer. Scheinwerfer, die so schnell näher kommen, dass mir vor Schreck der Atem stockt. Wer immer da auf uns zuprescht, hat uns offensichtlich ins Visier genommen. Jetzt wünschte ich, Griffon könnte noch schneller fahren.
Während er sich tiefer in den Windschatten legt, nimmt er für einen kurzen Augenblick seine linke Hand vom Lenker und zieht meine Arme enger um sich, um mir zu sagen, dass ich mich gut festhalten soll. Ich kralle meine Hände in seine Jacke und presse meinen Kopf gegen seinen Rücken. Mein Herz rast und das Plastikvisier des Helms beschlägt von meinem raschen Atem. Das hochgepeitschte Jaulen des Motors dröhnt in meinen Ohren, doch gleichzeitig höre ich ganz deutlich das tiefe, bedrohliche Brummen des schweren Wagens, der unaufhaltsam näher kommt. Ich wage nicht, mich umzudrehen, aber das brauche ich auch gar nicht, denn die Scheinwerfer sind bereits so nah, dass sie uns in helles
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