Fuer immer du
Vergangenheit, und wenn stimmte, was Adrian mir erzählt hatte, dann musste Dave ein Engel sein. Wenn ich ihm jetzt also erzählte, was ich wusste, dann würde ich an seinen Reaktionen auch erkennen können, ob Adrian mich angelogen hatte, oder ob alles stimmte. Dave hatte mich noch nie belogen. Ihm vertraute ich mehr als jedem anderen. Nur er konnte mir sagen, ob ich wirklich die Seele eines Engels in mir trug.
Aufgeregt suchte ich Daves Nummer aus meiner Kontaktliste heraus. Es war mitten in der Nacht, ich würde Dave aus dem Schlaf reißen, aber ich musste einfach mit ihm sprechen. Und am Tag war er nicht zu erreichen, das wusste ich. Ich brauchte jetzt Hilfe, nicht irgendwann einmal.
Das Telefon klingelte dreimal, viermal … Ich wurde nervös und betete, dass er abnehmen möge. Beim sechsten Klingeln dann endlich ein leises Klicken, dann schwerer Atem auf er anderen Seite. Ein heiseres »Ja«.
»Dave, ich bin es.«
»Tinker? Stimmt etwas nicht bei dir?« Plötzlich klang er putzmunter.
Tinker, das klang so normal. Seit ich Dave kannte, nannte er mich so, weil ich seinen maroden Computer wieder repariert hatte und er glaubte, ich könnte alles wieder reparieren, wenn ich nur wollte. Ich seufzte leise. »Ich habe diese Träume von Kämpfen und Flammenschwertern und diesem Mädchen, das längst tot ist«, setzte ich an , ohne weiter zu zögern. Ich musste einfach raus damit. Und der direkte Weg war der beste Weg.
Schweigen.
»Ich träume auch von dir.«
Ein leises schweres Schniefen. » Du träumst von mir. Ich fühle mich geehrt.«
»So ist das nicht« sagte ich schärfer, weil Ungeduld und Wut in mir aufstieg en, und weil ich gegen die Tränen ankämpfte. »Da ist Adrian, er ist ein Engel und er sagt, in mir wurde die Seele Uriels wiedergeboren. Kannst du das glauben?« Ich wartete gespannt auf eine Antwort. Ich konnte Dave drei Mal schwer ausatmen hören.
»Ja, ich glaube das«, kam es dann leise.
»Du wusstest es also?«, fuhr ich auf.
»Dass du eine Auserwählte bist? Nein. Woher hätte ich das wissen sollen?«
Woher? Er hatte Recht. Bis vor wenigen Tagen war ich vollkommen normal, bis auf gelegentliche Träume, die von normalen Teenagerträumen abwichen, aber davon wusste Dave nichts. »Also bist du auch ein Engel?«, fragte ich ruhiger.
»Ja.« Wieder ein Seufzen. »Soll ich jemanden zu deinem Schutz schi cken? Ist da jemand, der auf dich aufpassen kann?«
»Ich brauche keinen Babysitter. Und wenn, dann solltest du kommen.«
»Ich kann hier nicht weg, Tinker. Ich habe hier einen Auftrag zu erledigen.«
Jetzt seufzte ich. »Die Jungs? Das ist dein Auftrag?«
»Ja. Also, soll ich dir jemanden schicken?«
»Nein, ich bin hier gut versorgt. Adrian ist hier. Er mag mich zwar nicht besonders, aber er wird mich wohl nicht im Stich lassen.«
»Adrian ist ein guter Krieger. Beim ihm bist du wirklich sicher. Und wahrscheinlich ist es gut, dass er es ist. Einer von uns würde nur unnötig Aufmerksamkeit erwecken. Keiner wird damit rechnen, dass ein Verstoßener auf die Auserwählte achtet. Welche Kräfte hast du?«
Ich lachte bitter. »Oh, du wirst es nicht glauben, ich habe ein Schwert. Ich kann es rufen, einfach so. Und ich kann Dinge gegen Wände schleudern, nur mit meinen Gedanken. Das ist praktisch. Ich kann meiner Mutter eine Vase hinterherwerfen, ohne dass sie mitbekommt, dass ich es war. Ich kann einfach behaupten, in diesem alten Haus spukt es«, sagte ich nicht halb so begeistert, wie das vielleicht rübergekommen war.
»Ja, das klingt sehr nach Engelkräften. Sag Adrian, er soll dich unterrichten im Umgang mit dem Schwert. Er war einer der Besten.«
»Witzig, dass ihr einem der Besten einfach die Flügel abschlagt. Sind solche Methoden nicht etwas archaisch? Wird er jemals wieder zurückkehren können, wohin auch immer?«
»Leider wahr. Wir sind noch nicht in der Moderne angelangt. Er bekommt seine Flügel zurück, wenn er genug gute Taten vollbracht hat. Er muss sie sich sozusagen zurückverdienen.«
»Und du hast deine Flügel noch?«
»Ja, obwohl ich sie wohl verlieren werde, wenn dir etwas passiert und Irial erfährt, dass ich wusste, wer du bist. Also pass gut auf dich auf.«
»Warum verrätst du mich dann nicht?«
»Wie ich schon sagte, wenn die eine Seite nichts von dir weiß, wird die andere auch nicht von dir erfahren, also solltest du sicher sein. Du musst nur aufpassen, dass keiner etwas von deinen Fähigkeiten erfährt.«
»Okay, ich denke, das schaffe ich.«
Leises
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