Fuer immer Ella und Micha
das wiederum hat mich tierisch scharfgemacht.«
»Ich fand es nicht geil«, lüge ich. »Ich habe lediglich den Moment genossen.«
Er grinst spöttisch. »Hätte ich dich damals gebeten, dich auf meinen Schoß zu setzen, du hättest es getan.«
Ich schüttele energisch den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Ich wäre total geschockt gewesen.«
Nun wird er wieder ernst. »Ja, ich weiß. Wenn es darum ging, verrückte Sachen anzustellen, von einem Dach zu springen oder sich mit anderen anzulegen, warst du sofort dabei. Aber sowie man dich zwingen wollte, dich deinen Gefühlen zu stellen, warst du weg wie ein geölter Blitz.«
»Stimmt, weil ich sie nicht verstanden habe«, sage ich leise und sehe hinaus in die Dunkelheit. »Anna, meine Therapeutin, denkt, der Grund ist, dass ich früher nie in die Arme genommen wurde oder so. Ich weiß nicht … Sie sagt dauernd so komische Sachen, als würde sie meinen, dass meine Kindheit mich so gemacht hat, wie ich bin.«
Wir sind beide stumm, und als ich schließlich wage, ihn anzusehen, habe ich furchtbare Angst, ihn mit meiner Beichte abgeschreckt zu haben. »Tut mir leid. Ich sollte so was wohl für mich behalten.«
»Nein, ich möchte, dass du mit mir über solche Dinge redest, Ella. Mich überrascht bloß, dass du es tatsächlich machst. Bisher hast du wenig von dem erzählt, was in der Therapie passiert.«
»Weil es sehr persönlich ist.« Ich habe Mühe, Luft zu bekommen.
Micha legt beide Hände an meine Wangen und streicht mit seinem Daumen unter meinen Augen entlang. »Dir ist hoffentlich bewusst, dass unter uns nichts mehr zu persönlich ist.«
Er hat recht. Deshalb nehme ich meinen Mut zusammen und fahre fort: »Sie sagt, ich wurde nicht genug umarmt, und ich habe ihr gesagt, dass du mich dauernd umarmt hast. Doch das hat sie nicht weiter beeindruckt.«
Micha lacht leise. »Ich weiß noch, wie ich es zum ersten Mal versuchte. Da müssen wir ungefähr acht gewesen sein. Du hattest dir das Knie aufgeschürft, als du einen Baum raufklettern wolltest, und ich wollte dich trösten.«
Ich verziehe beschämt das Gesicht. »Und ich habe dir in den Arm geboxt. Ja, das weiß ich noch. Du hast mir Angst gemacht, denn ich kannte so etwas nicht.«
»Ja, ich weiß.« Er streift meine Lippen mit seinen, während sein Finger über meinen Wangenknochen gleitet. »Das nächste Mal war ich vorsichtiger. Trotzdem konnte ich einige flüchtige Umarmungen und hier und da ein Schulterklopfen landen, ohne gleich Blutergüsse zu kassieren.«
»Für mich war das total komisch«, gestehe ich. »Aber da waren so viele Leute, und ich wollte nicht wie eine Bekloppte wirken, indem ich wegrenne … Gott, ich fasse nicht, dass ich bei meiner allerersten erinnerten Umarmung so alt war!«
»Wie alt waren wir? Dreizehn?« Micha zwirbelt nachdenklich mein Haar auf. »Ich war so wahnsinnig aufgeregt, weil ich die Wette gewonnen hatte.«
»Und es war eine echt blöde Wette.« Meine Lider flattern, als seine Hand tief in mein Haar taucht. »Wir alle wussten ja, dass Danny Höhenangst hatte. Wieso er überhaupt versucht hat, von der Klippe in den See zu springen, ist mir schleierhaft.«
Ich klammere mich an seine Schultern. »Ich hielt die Luft an, als du gesprungen bist. Wahrscheinlich hatte ich Angst, dass du dich verletzt.«
»Weil du mich geliebt hast. Du wusstest es nur noch nicht.«
»Du auch nicht. Damals warst du genauso blind wie ich«, entgegne ich.
»Stimmt. Ich erinnere mich noch, wie ich völlig beglückt aus dem See schwamm, weil ich zweihundert Dollar gewonnen hatte. Außerdem war ich im Adrenalinrausch. Dann sah ich dich am Ufer stehen, in dieser abgeschnittenen Jeans, in der deine langen Beine noch länger wirkten … Ich habe gar nicht nachgedacht, sondern bin einfach zu dir gelaufen und habe dich in meine Arme gehoben.«
»Du hast mich fast zerquetscht«, erinnere ich mich. »Und ich wurde klatschnass. Aber es gefiel mir.«
Er zieht eine Braue hoch. »So sahst du damals nicht aus.«
»Trotzdem fand ich es schön.« Ich sehe ihm fest in die Augen. »Es war beängstigend, aber schön. Mit dir ist alles beängstigend, aber schön.«
Meine Offenheit bewirkt, dass sich Michas Miene verändert, und er beendet das Gespräch mit einem intensiven Kuss. Dazu erklingt »Don’t Wait« von Dashboard Confessional.
Ich streife meine Jacke ab und werfe sie auf den Rücksitz. Rasch zieht Micha mir Shirt und BH aus und umfasst eine meiner Brüste mit seiner Hand. Langsam nimmt er die
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