Für immer, Emily (German Edition)
zuwarf, erschien ihr plötzlich voller Mitleid, und alles in ihr verkrampfte sich vor Schmerz. Wieder alleine, strich sie Niclas mit einer Hand zärtlich durch die Haare. „Erinnerst du dich an meinen Geburtstag? Daran, wie wir zum ersten Mal miteinander getanzt haben? Du hast mich vor Jeffrey gerettet. Und heute Nacht werde ich dich retten. Glaub mir, ich lasse nicht zu, dass du aufgibst. Niemals. Ich lass dich nicht gehen, das kannst du vergessen.“ Ihr Blick fiel auf das Fenster. Sie sah die Dunkelheit der Nacht, und wusste, diese Dunkelheit würde sich wie ein Leichentuch über ihr Herz legen, wenn sie Niclas verlieren würde. Sie wandte ihm ihren Blick wieder zu. „Unser Lied, damals haben wir es zum ersten Mal zusammen gehört, und seitdem so oft wieder. Endless Love ... dieses Lied, Nic, es steht für das, was ich für dich empfinde. Ich werde dich für immer und ewig lieben, das weiß ich ganz genau. Und ich weiß, du liebst mich genauso, und deshalb musst du kämpfen. Hörst du? Bitte, lass mich nicht alleine!“ Sie lehnte ihre Stirn an seine Schläfe und schloss die Augen. Dann begann sie leise, die ersten Zeilen von diesem Lied zu singen, das sie an gemeinsam verbrachte, wunderschöne Stunden erinnerte. Ihre Stimme zitterte, und immer wieder unterbrachen kleine Schluchzer ihre Worte, aber sie hoffte, damit vielleicht zu Niclas durchdringen zu können. Ihm bewusst zu machen, dass sie bei ihm war und mit ihm gemeinsam gegen den schwarzen Engel kämpfte, der seine Flügel über ihm ausbreiten wollte. Sie hielt seine Hand in ihrer, und für einen winzigkleinen Moment nur, glaubte sie zu spüren, dass seine Finger einen leichten Druck ausübten. Sie hob den Kopf und sah ihn atemlos an, aber er lag noch genauso still da wie zuvor.
Nur Schwester Cybil und Dr. Mark Chambers beobachteten, von Emily unbemerkt, diese kleine Szene. Der Arzt schloss die Tür leise wieder. „Lassen wir ihnen diesen Moment. Ich schaue nachher noch mal vorbei.“
Cybil musterte ihn bedrückt und nickte. Sie kannte den besorgten Ausdruck in seinen Augen gut, und das bereitete ihr Kummer.
Emily saß weiterhin dicht neben Niclas, sie sprach mit ihm, streichelte sein Gesicht, küsste ihn, und hoffte verzweifelt auf diesen alles entscheidenden Satz des Arztes. Dr. Chambers stand neben ihr und überprüfte zum wiederholten Male die verschiedenen Geräte.
„Er ist seit einiger Zeit sehr unruhig. Hat er vielleicht Schmerzen?“ Emily klang ängstlich.
Sie beobachtete den Arzt, der den Kopf schüttelte. „Nein, er bekommt starke Schmerzmittel. Allerdings kann es sein, dass die Beruhigungsmittel nicht mehr richtig wirken, ich werde die Dosis etwas erhöhen. Und es kann durchaus sein, dass er sich im Unterbewusstsein an das erinnert, was passiert ist, und deshalb so unruhig ist.“
Emily nickte. „Ja, das kann sein. Es war schrecklich.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Der Arzt legte ihr die Hand auf die Schulter und fuhr fort: „Aber es ist gut, dass Sie bei ihm sind. Er spürt Sie, ganz sicher. Sehen Sie nur, er wird sofort ruhiger, wenn er Ihre Stimme hört oder Sie ihn berühren. Halten Sie durch, Emily! Wir können ihm mit unserem Wissen und der besten medizinischen Versorgung helfen, aber Sie helfen ihm mit ihrer Liebe, und ich weiß nicht, was jetzt wichtiger ist für ihn.“
Emily lächelte ihm dankbar zu. Sie wusste, er wollte sie aufmuntern und trösten, und dafür war sie wirklich dankbar. Auch wenn ihr klar war, dass ihre Liebe alleine Niclas in dieser Nacht nicht würde retten können. Und so saß sie weiterhin an seiner Seite, betete und sprach mit ihm. Manchmal verzog er das Gesicht, als ob er einen schlimmen Traum hätte, dann wieder murmelte er ganz leise ihren Namen, und nur wenn sie sich über ihn beugte und sanft sein Gesicht streichelte, ihn berührte, küsste und zu ihm sprach, wurde er wieder ruhig.
Draußen herrschte noch tiefste Dunkelheit, als eines der Geräte anfing zu blinken und zu piepen. Innerhalb von Sekunden war Dr. Chambers da und bat Emily, zur Seite zu gehen. Sie stand mit weit aufgerissenen Augen an der Wand und starrte auf den Arzt und Schwester Cybil, die hinzugeeilt war. Eine namenlose Angst breitete sich in ihr aus, und ihre Kehle wurde eng. Nach einer endlos scheinenden Zeit wandte Dr. Chambers sich zu ihr um und sagte vorsichtig: „Emily, es tut mir leid, seine Funktionen werden schwächer. Sie müssen jetzt mit dem Schlimmsten rechnen. Es tut mir wirklich sehr
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