Für immer, Emily (German Edition)
öffnete sich wieder und Schwester Cybil trat heraus. Sie strich Emily sachte über die Schulter. „Es tut mir leid, dass Sie das alles durchmachen müssen. Aber glauben Sie mir, Dr. Chambers tut alles, was in seiner Macht steht. Wir alle tun das. Wir beobachten Ihren Freund sehr genau, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Jede kleinste Veränderung, ob positiv oder negativ, wird sofort angezeigt. Dr. Chambers ist die ganze Nacht hier, er wird immer wieder nach ihm sehen.“ Sie strich Emily noch einmal über den Arm. „Es wird schon gut gehen. Halten Sie durch.“
Emily nickte. „Danke. Ich danke Ihnen allen sehr. Ich bete dafür, dass alles gut gehen wird.“ Sie lehnte sich an die Wand und sah der Krankenschwester hinterher, die mit schwungvollen Schritten den Flur entlang eilte.
Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich die Tür wieder und Peter Delaney erschien. Seine Augen waren gerötet. „Gott, er sieht so jung aus. So wehrlos. Warum haben sie ihm das nur angetan?“ Sein Blick suchte den von Emily.
Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber ich würde alles dafür tun, um es ungeschehen zu machen.“
Peter nickte müde. „Das weiß ich doch. Chief Donovan hat mir erzählt, dass du Rocco davon abgehalten hast, weiter auf Niclas einzuschlagen. Das war sehr mutig von dir, und das werde ich dir niemals vergessen.“
Emily strich sich über die Stirn. „Ich weiß nicht, dadurch ist Rocco erst recht wütend geworden. Wäre er nicht auf mich losgegangen, wäre Niclas nicht dazwischen gegangen und würde jetzt nicht da drinnen liegen.“
Peter schüttelte den Kopf. „Dann würde er jetzt vielleicht im Leichenschauhaus liegen. Rocco war offenbar wie von Sinnen, er hätte nicht aufgehört. Emily, Niclas braucht dich jetzt. Vermutlich braucht er dich in den nächsten Stunden mehr, als er jemals im Leben etwas oder jemanden gebraucht hat. Du darfst dich nicht verrückt machen, du bist nicht schuld an all dem.“
Sie nickte und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. „Ja. Ich gehe dann mal rein.“
„Gut. Schaffst du das?“ Peter sah sie besorgt an.
Sie nickte. „Ja, keine Angst. Ich pass auf ihn auf.“ Sie umarmten sich kurz, dann wandte Emily sich um und öffnete leise die Tür. Für einen Moment war sie überrascht, wie dunkel es hier drinnen war. Irgendwie hatte sie mit grellem Licht gerechnet, aber es herrschte ein warmes Dämmerlicht. Sie schloss die Tür leise hinter sich und blieb einen Moment stehen. Ein Bett stand in der Mitte des Raumes und darin lag Niclas. Um ihn herum standen verschiedene Apparate, von denen einige blinkten, andere wiederum Zahlen und Linien anzeigten. Bis auf das leise Summen der Geräte, war es still im Zimmer. Sie schluckte und trat neben das Bett, dabei biss sie sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschluchzen. Niclas war so blass. Wie Peter gesagt hatte, er wirkte jung und angreifbar. Sein Gesicht war jetzt sauber, sie hatten ihm das Blut weggewaschen, und auf den ersten Blick hätte man denken können, er würde friedlich schlafen. Wenn da nicht die aufgeplatzte Unterlippe gewesen wäre, die bläulich verfärbte, geschwollene Wange und die Wunde oberhalb der Augenbraue, die offensichtlich hatte genäht werden müssen. Emily streckte fast zögernd die Hand aus und strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus der Stirn. Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich zu ihm hinunter beugte und ihn sanft auf die Stirn küsste. Sie schloss die Augen, verharrte für Sekunden in dieser Haltung und versuchte, Niclas‘ Duft einzuatmen, der jedoch von dem Geruch nach Seife und Jodlösung überlagert wurde. Emily hauchte ihm noch einen Kuss auf die Schläfe. „Hey, mein Schatz. Schau, ich bin hier. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber jetzt bleibe ich bei dir, du musst keine Angst mehr haben, hörst du? Ich bin bei dir, wir schaffen das zusammen. Das hast du doch immer gesagt, zusammen schaffen wir alles ...“ Sie brach ab und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann setzte sie sich auf den Stuhl neben dem Bett und umfasste vorsichtig Niclas‘ Hand. In seinem rechten Handrücken steckte eine Infusionsnadel, aber die linke war frei. Emily strich ihm zärtlich über die Finger und flüsterte erstickt: „Es tut mir schrecklich leid. Wenn ich doch nur mehr hätte tun können. Glaub mir, ich hätte alles getan, um zu verhindern, dass sie dir das antun.“ Sie senkte den Kopf und schmiegte ihre Stirn an Niclas‘
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