Für immer, Emily (German Edition)
er dir nichts getan hat.“
Sie sah den Anflug von Panik in seinen Augen. „Nein, hat er nicht. Mir geht‘s gut, wirklich. Deinetwegen. Du bist dazwischen gegangen, obwohl du kaum noch stehen konntest. Nic, du wärst fast gestorben letzte Nacht.“ Ihre Stimme bebte und ihre Finger zitterten in Niclas‘ Hand.
Sein Blick strich über ihre Gestalt. „Warst du die ganze Zeit hier?“
Sie nickte. „Ja.“
Er nickte ebenfalls und zog ihre Hand an seine Lippen, während er erschöpft die Augen schloss. Emily beugte sich über ihn und lehnte sachte ihren Kopf an seine Schulter. „Du musst schlafen. Deine Leber ist verletzt und die Operation war schwierig. Du brauchst noch viel Ruhe.“
„Du musst auch schlafen“, murmelte er.
„Ich schlafe hier. Das geht schon.“
Er nickte schwach. „Danke.“
Und in diesem einen Wort hörte sie seine Sorge um sie heraus, aber auch, wie froh er war, dass sie in dieser Situation bei ihm blieb.
Kurz darauf schaute Peter herein, allerdings schlief Niclas da schon wieder tief und fest.
„Möchtest du nach Hause gehen, Emily? Ich kann hier bleiben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte bei ihm sein. Ich weiß, er braucht das jetzt. Und ich auch.“
Peter nickte. „Das verstehe ich. Ich werde mich mal darum kümmern, dass du es vielleicht ein wenig bequemer hast.“
Emily wusste nicht, wie er es geschafft hatte, allerdings erschien bald darauf ein Pfleger und brachte ihr einen bequemeren Stuhl. Peter kam noch einmal kurz herein und teilte ihr mit, dass ihre Familie nach Hause gefahren sei. „Taylor und ich werden jetzt auch nach Hause gehen. Wenn irgendetwas sein sollte, ruft uns die Schwester an. Wir kommen morgen früh wieder. Versuche ein wenig zu schlafen, Emily, auch wenn es nicht sonderlich bequem ist, aber etwas Besseres konnte ich nicht auftreiben.“ Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Nein, das ist total in Ordnung. Vielen Dank. Ruhen Sie sich aus, morgen geht es Nic sicher schon besser. Es macht ja keinen Sinn, wenn wir uns alle noch mal die Nacht um die Ohren schlagen. Aber ich muss einfach bei ihm bleiben.“
Peter nickte. „Ich weiß. Du liebst ihn wirklich sehr, was?“
Emily lächelte. „Ja, das tue ich.“
Als Peter weg war, setzte sie sich in den Sessel und betrachtete Niclas. Er sah jetzt friedlich aus und war auch nicht mehr unruhig. Sie schob den Stuhl so nah an wie möglich an das Bett heran, und legte ihren Kopf neben seinen auf das Kissen. Innerhalb von Sekunden war sie tief und fest eingeschlafen.
Als Niclas erwachte, dämmerte es draußen bereits. Er bewegte sich vorsichtig, und ein scharfer Schmerz zuckte durch seine rechte Seite. Er verzog leicht das Gesicht und versuchte, seine Position ein wenig zu verlagern. Dabei fiel sein Blick auf Emily, die immer noch in der gleichen Haltung neben ihm saß und schlief. Ihren Kopf hatte sie auf ihren rechten Unterarm gelegt, während ihre Hand eigenartig zusammengekrümmt war. Ihre Augenlider zuckten leicht im Schlaf und eine Haarsträhne fiel ihr über die Augen. Sogar in dem gedämpften Licht konnte man erkennen, wie blass sie war. Er betrachtete sie und ein zärtliches Lächeln glitt über sein Gesicht. Emily ... Gott, wie sehr er sie liebte. Und obwohl es ihm wehtat, sie so fertig zu sehen, war er doch unendlich glücklich, dass sie bei ihm war. Er brauchte sie jetzt so sehr. Wenn ihr etwas passiert wäre! Wenn dieser Wahnsinnige sie verletzt oder gar getötet hätte! Niclas schloss die Augen und schluckte. Er erinnerte sich wieder an alles. An den grenzenlosen Hass, den er verspürt hatte, als Rocco Emily geküsst und überall angefasst hatte, und er ihr nicht hatte helfen können. An die Schläge, die ihn fast bewusstlos hatten werden lassen. Zum Glück allerdings nur fast ... wäre er wirklich bewusstlos gewesen, hätte Rocco Emily vielleicht umgebracht, so von Sinnen, wie er gewesen war. An die Zeit bis der Rettungswagen eingetroffen war, konnte er sich nicht mehr wirklich erinnern. Er wusste noch, dass Emily ihn gehalten hatte, sie hatte mit ihm geredet und geweint. Er hatte ein tiefes Bedauern verspürt, dass er ihr das antun musste. Irgendwann waren fremde Stimmen zu hören gewesen, die er allerdings nicht zuordnen konnte und auch nicht verstanden hatte. Das war allerdings nicht weiter schlimm gewesen, denn er hatte sich die ganze Zeit sowieso nur auf Emilys Stimme konzentriert. Sie war der rote Faden gewesen, an dem er sich orientiert und festgehalten hatte.
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