Für immer, Emily (German Edition)
Handrücken. Immer und immer wieder sah sie dieses entsetzliche Bild vor sich, als das Messer in seinen Körper eindrang, sah, wie er sie erstaunt anblickte und in ihren Armen in die Knie ging. Sie richtete sich auf und stützte die Ellenbogen auf den Rand des Bettes, während sie seine Finger mit beiden Händen umfasste. „Weißt du, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast? Nicht nur mir. Alle sind sie draußen, dein Dad und Taylor, Mara, Tante Dorothy und Onkel Bob. Und morgen kommt sicher auch Kevin, wenn sie ihm Bescheid sagen. Er wird durchdrehen vor Sorge um dich. Bitte, du musst dich anstrengen, damit du schnell wieder gesund wirst. Versprichst du mir das? Ja?“ Sie küsste seine Hand. „Bitte, du musst kämpfen. Für mich, für uns. Ich lass dich nicht alleine, aber du musst mithelfen, okay?“ Ihr Blick fiel auf ihr rechtes Handgelenk mit dem Armband. Der Kleeblattanhänger ... ihr Glücksbringer. Sie nahm das Armband ab und legte es auf das kleine Schränkchen neben Niclas‘ Bett. „Hier, das Kleeblattarmband. Ich weiß nicht, ob es was nutzt, aber schaden kann es sicher nicht, und du kannst Glück jetzt gebrauchen, also nimm du es.“ Sie nahm Niclas Hand wieder in ihre und schluckte. Wie gerne würde sie ihm viel mehr geben als dieses Armband. Sie würde ihm ihr Herz geben, wenn es sein müsste, aber sie konnte nichts tun, außer hier zu sitzen und seine Hand zu halten.
Emily wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, wie lange sie schon an Niclas‘ Bett gesessen hatte, als Dr. Chambers zum ersten Mal hereinkam. Es war, als ob sie in den letzten Stunden jegliches Zeitgefühl verloren hätte. Sie beobachtete den Arzt ängstlich, der sich die Maschinen ansah, aus einer einen Streifen Papier herauszog und Niclas‘ Puls fühlte.
„Geht es ihm besser?“ Sie klang voller Angst, doch die ersehnte Antwort blieb aus.
Der Doktor schüttelte den Kopf und sagte bedauernd: „Sein Zustand ist unverändert. Aber sehen Sie das als ein positives Zeichen.“ Er nickte ihr aufmunternd zu und verließ das Zimmer.
Positiv? Ja, wenn man es so sah, dass sich sein Zustand auch hätte verschlechtern können, war es ganz sicher positiv. Aber sie wünschte sich nichts mehr, als dass der Arzt endlich die erlösenden Worte aussprechen würde, nämlich, dass Niclas außer Lebensgefahr war und wieder gesund werden würde. Gleich nachdem sich die Tür hinter Dr. Chambers geschlossen hatte, öffnete sie sich wieder und Schwester Cybil kam herein. Sie hielt eine Karaffe mit Wasser in den Händen und ein Glas. „Hier, falls Sie etwas trinken möchten. Ich stelle es hier hin.“
Emily nickte. „Danke.“ Sie fühlte, wie ihr wieder die Tränen kamen. Cybil legte ihr die Hand auf die Schulter. „Es geht ihm nicht besser.“ Emilys Stimme zitterte.
„Emily, das dauert seine Zeit. Sein Körper muss mit einer schweren Verletzung und einem operativen Eingriff fertig werden. Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, okay?“, sagte Cybil tröstend.
Als die Schwester gegangen war, beugte Emily sich über Niclas und betrachtete sein Gesicht. Alles in ihr tat entsetzlich weh, wenn sie ihn so sah, und sie würde alles dafür geben, ihm die Qual und den Schmerz abnehmen zu können. Aber leider konnte sie das nicht. Dennoch riss sie sich zusammen, denn sie hoffte sehr, dass ihre Zuversicht Niclas helfen würde, selbst nicht den Mut zu verlieren. Vielleicht spürte er sie ja. Sie küsste ihn vorsichtig auf die Stirn. „Erinnerst du dich an Jonathan und Rose? Ich wollte dir das letzte Kapitel, das ich geschrieben habe, schon länger zum Lesen geben, wollte wissen, wie du es findest. Na ja, in diesem Kapitel macht Jonathan Rose einen Heiratsantrag, und ich dachte, weil wir beide doch einen gemeinsamen Lieblingsplatz haben, wäre es schön, auch für die Geschichte einen zu erfinden, weißt du? Und ihn dort den Antrag machen zu lassen.“ Sie brach ab und wischte sich über die Augen, bevor sie leise weiter sprach. „Es ist grad Sommer in meiner Geschichte, ich hab es ganz romantisch darstellen wollen. Jonathan hat alles vorbereitet, mit Laternen und einem Picknick in einer lauen Sommernacht. Und da macht er ihr den Antrag. Ich möchte unbedingt wissen, was du davon hältst, ob es nicht zu kitschig ist. Ich brauch deine Meinung, Nic ...“ Ihre Stimme brach, sie senkte den Kopf und schmiegte ihr Gesicht an Niclas‘ Oberarm.
Irgendwann kam Dr. Chambers wieder. Seine ernste Miene machte ihr Angst. Der Blick, den er ihr
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