Für immer, Emily (German Edition)
Gesicht, wurde aber nicht wach. Emily lag noch eine Weile neben ihm, während ihr viele Gedanken durch den Kopf gingen. Schließlich schlug sie die Bettdecke zurück, stand leise auf und zog sich Niclas‘ T-Shirt über. Sie schnupperte kurz daran, dann öffnete sie die Schublade ihres Nachtschränkchens, holte Papier und Stift heraus und setzte sich in den Sessel am Fenster. Sie schaltete die kleine Leselampe an und begann zu schreiben.
Draußen dämmerte es leicht, als Emily sich über Niclas beugte und ihn küsste. Er brummte etwas. „Nic, aufwachen. Bitte, wach auf.“ Sie ließ ihre Lippen über sein Gesicht gleiten. Schließlich öffnete er schlaftrunken die Augen. „Em. Was ist? Wie spät ist es?“
„Es ist vier Uhr morgens.“
„Vier? Ähm, ist alles okay? Geht‘s dir gut?“ Er stützte sich auf die Ellenbogen und sah sie forschend an.
Sie nickte und küsste ihn. „Ja, mir geht‘s sehr gut. Was ja kein Wunder ist.“ Sie lächelte ihm zu.
Er zog schmunzelnd die Augenbrauen hoch. „Ach ja?“
„Ja, natürlich. Du weißt, warum“, sagte sie mit einem zärtlichen Lächeln, und schmiegte ihre Lippen wieder voller Sehnsucht auf seine. Schließlich löste sie sich von ihm. „Vielleicht können wir das ja später wiederholen?“, fügte sie schelmisch hinzu.
Niclas zog die Augenbrauen hoch und lächelte amüsiert. „Aber immer doch.“
Sie lachte und stupste ihn an. „Aber, Schatz, jetzt hör mal zu! Ich würde gerne mit dir zu unserem Lieblingsplatz fahren und dort dem Sonnenaufgang zusehen. Bitte, können wir das machen?“
Er sah sie etwas verwundert an, nickte aber. „Hm, von mir aus, wenn du möchtest. Okay. Ich kann dir ja sowieso nichts abschlagen.“ Er strich ihr zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Sie lächelte. „Danke. Komm, dann müssen wir jetzt los. Ich hab schon Kaffee gekocht und in eine Thermoskanne gefüllt. Das wird sicher toll.“
Emily wartete unten auf Niclas, und ihre Augen strahlten, als er die Treppe herunterkam. Vermutlich würde sie sich nie an ihm satt sehen können. Seine Haare fielen ihm in die Stirn und seine Augen funkelten unternehmungslustig.
„Also, kleine Lady, auf geht‘s. Lass uns den Sonnenaufgang ansehen.“
Gleich darauf saßen sie auf der Maschine, und Emily schlang ihre Arme um Niclas‘ Taille. Sie liebte es, mit ihm zu fahren, und jetzt kam es ihr fast so vor, als würden sie in ein neues Leben aufbrechen.
Emily hatte an alles gedacht, sie hatte eine Decke in den Rucksack gepackt, Kaffee und sogar Kekse. Sie breitete alles auf einem flachen Stein aus, dann saßen sie stumm aneinandergeschmiegt da und beobachteten, wie die Sonne über dem kleinen Fluss aufging. Alles war still, nur die Vögel zwitscherten in den Bäumen.
„Bist du glücklich, Niclas?“ Emily lehnte den Kopf an seine Schulter.
Er küsste sie auf ihr Haar. „Ja. Und du?“
„Ja. Ja, das bin ich.“
Sie saßen noch eine Weile da und der Duft des Kaffees vermischte sich mit dem Geruch der neu erwachenden Natur. Irgendwann bückte Emily sich und zog einen Umschlag aus dem Rucksack. Sie reichte ihn Niclas. „Hier, für dich. Ich konnte nicht schlafen heute Nacht, da habe ich dir einen Brief geschrieben. Irgendwie gibt es so viel, was ich dir sagen möchte, und, na ja, ich dachte, ich fange mal damit an.“
Niclas sah sie überrascht an und nahm den Brief vorsichtig in die Hand. Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich. „Danke. Soll ich ihn gleich lesen?“
„Ja, warum nicht? Es ist ja schon hell genug.“
Er nickte, öffnete den zartrosa Umschlag, zog den Bogen aus feinem Schreibpapier heraus und faltete ihn auseinander. Emilys fein geschwungene Schrift war zu erkennen. Er legte seinen Arm um ihre Schultern, während er las, was sie ihm geschrieben hatte.
Mein geliebter Niclas,
es ist spät. Ich sitze hier und schaue hinaus in die Nacht, während du neben mir im Bett liegst und friedlich schläfst. Meine Gedanken sind unruhig und voller Glück. Ich muss dauernd daran denken, was vorhin zwischen uns geschehen ist. Es war unbeschreiblich schön. Du hast einen Traum für mich wahr werden lassen, Niclas. Du hast mir etwas zurückgegeben, was ich für immer verloren glaubte. Meine Würde und meinen Stolz. Weißt du, es ist schwierig in Worte zu fassen, aber da, wo sie mich berührt haben, hatte ich immer das Gefühl, gebrandmarkt zu sein. Und du hast es weggewischt, hast es mit deiner unendlichen Liebe und Zärtlichkeit neutralisiert, als
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