Fuer immer nur du
bis Fuß, dann wandte er sich ab und verließ den Raum.
Sie legte den Kopf in ihre Hände und seufzte schwer. Ihr war schwindelig, und ihr Magen schmerzte fürchterlich. Wenn sie doch nur die Kraft aufbringen könnte, sich in ihr Schlafzimmer zu schleppen …
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, und André blieb direkt neben ihrem Stuhl stehen. Sein Zorn traf sie in heißen, erdrückenden Wellen. Mit einer wütenden Bewegung warf er einen Stapel Papiere vor ihr auf den Tisch.
„Versuche bitte, mir das zu erklären!“
Sofort erkannte sie den E-Mail-Absender ihrer Firma. Darüber stand eine Adresse, mit der sie nichts anfangen konnte. Eilig überflog sie die erste Nachricht und wurde blass. Dann sah sie die anderen Ausdrucke durch.
Das konnte doch nicht sein! Dies war also der Beweis, von dem er gesprochen hatte. Nachweis dafür, dass sie und Peter einen Racheplan gegen André ins Leben gerufen hatten. Bedrückende Details jedes einzelnen kalkulierten Schlags bis hin zu Kiras Zustimmung, für ein Treffen auf die Insel zu fliegen, wo sie André verführen sollte, während ihr Halbbruder die Presse darüber informierte.
Nur dass sie niemals derartige Korrespondenz mit Peter Bellamy geführt hatte. Und ganz sicher war sie nicht darauf aus gewesen, von André schwanger zu werden.
Bis zum heutigen Tag hatte Kira nicht gewusst, was ihr Halbbruder im Schilde führte. Und von diesen Mails hatte sie kein einziges Wort selbst geschrieben. Aber die Nachrichten waren von ihrer E-Mail-Adresse aus abgeschickt worden und trugen ihre elektronische Signatur. Wie konnte sie da beweisen, dass sie nicht verantwortlich dafür war?
Trotzdem hob sie den Kopf und sagte schlicht: „Ich habe keine Einzige davon geschrieben.“
10. KAPITEL
André hatte erwartet, dass sie es abstreiten würde. Doch die Lüge dann aus ihrem eigenen Mund zu hören, traf ihn irgendwie unvorbereitet. Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er nach wie vor eine Schwäche für Kira hatte, derer er einfach nicht Herr werden konnte. Selbst in diesem kritischen Moment gab es eine Seite an ihm, die sie in seine Arme reißen wollte. Dann würde er sie küssen und streicheln und ihr versichern, dass alles wieder gut werden könnte. Dass er ihr verzieh, und sie ihre Schwierigkeiten in den Griff bekommen würden. Dass er sie liebte – mehr als alles andere.
Dabei hatte er geschworen, diese Worte niemals über die Lippen zu bringen. Es war ein Versprechen an sich selbst gewesen, weil er geglaubt hatte, zu derartigen Gefühlen gar nicht fähig zu sein.
„Jemand anders hat diese Nachrichten geschrieben“, behauptete sie.
„Und deinen E-Mail-Server benutzt? Deine Signatur?“
„Man hat scheinbar meinen Account geknackt“, sagte sie, doch André konnte ihr einfach nicht glauben.
Trotzdem war er unschlüssig, wie er nun reagieren sollte. Er wollte Kira nicht verletzen, weil er damit gleichzeitig seinem Kind schadete.
Oh, wie sehr er diese vertrackte Situation hasste: seine unstillbare Begierde nach dieser Frau, der einfach nicht zu trauen war. Glatter Wahnsinn. Er hatte seinen Verstand verloren – und sein Herz.
Und er verlor Kira, weil sie daran festhielt, ihn anzulügen.
Dies war der Tag der Abrechnung. Er hatte sie endlich am Boden, enttarnt und besiegt, doch sein Triumph fühlte sich wie eine Strafe an.
Es tat ihm mehr weh als ihr, und trotzdem musste er Haltung bewahren.
Ebenso wie Kira. Sie straffte die schmalen Schultern und reckte ihr Kinn vor, obwohl ihre Unterlippe stark zitterte. Ihr Stolz und ihre Stärke waren Qualitäten, die André sehr an ihr schätzen gelernt hatte.
„Hättest du mich jemals lieben können?“, fragte sie unvermittelt.
„Die Tochter meines Feindes? Niemals!“, gab er zurück.
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. „Dann lass mich gehen! Lass uns gehen! Wenn du deinen Hass auf mich nicht überwinden kannst, wirst du auch niemals unser Kind lieben können.“
Bestürzt starrte er sie an. Dieser Gedanke war ihm nicht ein einziges Mal gekommen. Natürlich könnte er niemals mit ihr zusammen leben, aber er war sich auch nicht sicher, ob er ohne sie leben konnte.
„Vielleicht wiederhole ich mich, aber das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.“
„Falsch. Behauptest du ernsthaft, es stört dich nicht, dass dieses Kind ein halber Bellamy ist?“
Diese Frage versetzte seinem Herzen einen Stich. Zweifel, die er lange in Schach gehalten hatte, rückten nun in den Vordergrund.
Weitere Kostenlose Bücher