Fuer immer nur du
Nachdenklich ging er zur Terrassentür hinüber und sah in den Garten hinaus. Dann öffnete er eine der Türen und atmete den frischen, würzigen Duft der Pflanzen ein, die Schönheit und Leben versprühten. Und Hoffnung.
Es wäre zu leicht, dem Vergnügen gegenüber der Ehre den Vorzug zu lassen. Zu Kira zu gehen, sie zu lieben und den Rest der Welt nur für diese eine Nacht zu vergessen. Doch am nächsten Morgen würden ihre Differenzen immer noch real sein.
André konnte ihr nicht vergeben. Das lag schlichtweg nicht in seiner Natur. Sie hatte ihn auf niederträchtigste Art und Weise betrogen, und trotzdem liebte er sie, aber sein Hass war leider genauso stark. Es gab keine Grauzonen, keine differenzierten Gefühle jenseits dieser Extreme. Also hasste und liebte er Kira. Zwei Emotionen, die ihn zerrissen. „Lass mich nach Hause!“, sagte sie wieder, dieses Mal mit mehr Nachdruck.
Niemals, dachte er und presste seine Handfläche gegen die kühle Fensterscheibe. Er könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren.
„Wo würdest du hingehen?“, wollte er wissen und drehte sich mit steinerner Miene zu ihr um. „Zu Peter?“
Sie wandte sich ab und schloss die Augen, als würde sein Anblick ihr Schmerzen bereiten. Mit Genugtuung beobachtete André, wie sie sich quälte. Sein Mitleid war erloschen. Es geschah ihr nur recht, nachdem er selbst in einer unerträglichen Zwickmühle zu ersticken drohte!
„Nach Las Vegas. Ich will zurück an meinen Arbeitsplatz.“
„Das steht außer Frage.“ Er musste sein Kind vor den Bellamys beschützen, und das gelang ihm nur, wenn Kira in seiner Nähe blieb. Dann konnte er sie wenigstens im Auge behalten und dafür sorgen, dass seinem Baby nichts geschah.
„Deine Aufgabe für die nächsten sechs Monate wird sein, gut für dich und das Ungeborene zu sorgen.“
„Ich muss dafür aber nicht in Watte gepackt werden“, protestierte Kira. „Ich werde dich jeden einzelnen Tag bekämpfen, den du mich hier gegen meinen Willen festhältst.“
Er lächelte grimmig. In dieser Schlacht konnte es keine Gewinner geben. „Von einer Bellamy habe ich nichts anderes erwartet.“
Ich muss hier raus, schoss es ihr durch den Kopf. Wankend erhob sie sich und hoffte, André würde sie nicht aufhalten.
„Wo gehst du hin?“, fragte er und hielt sie am Arm fest.
Seine Berührung lähmte sie, und Kira hätte sich dafür ohrfeigen können. „In mein Zimmer.“
„Du hast nichts gegessen.“
„Ich habe keinen Appetit.“
Seine Lippen wurden schmal. „Du musst aber auch etwas zu dir nehmen. Ich werde Ottilie mit einem Tablett hinaufschicken.“
„Mach dir keine Umstände! Heute Abend bekomme ich nichts mehr runter.“
Eindringlich legte er ihr beide Hände auf die Schultern. „Du musst es wenigstens versuchen. Denk an das Baby!“
„Wie kannst du dich plötzlich um das Kind sorgen?“ Wütend schob sie ihn von sich und ging weiter zur Treppe.
Jeder Schritt war eine Qual, denn ihr Rücken schmerzte fürchterlich, und allmählich bekam Kira auch unangenehme Bauchkrämpfe. Hilfe suchend klammerte sie sich an den Treppenpfosten und keuchte.
„Es ist auch mein Kind, ma chérie “, rief André ihr nach. „Vergiss das nicht!“
Als wenn sie das könnte! Sobald sie André ansah, fand sie nach wie vor, dass er der schönste Mann auf dieser Erde war. Und sie war trotz allem stolz, einen Teil von ihm in sich zu tragen. Lässig stand er gegen den Esstisch gelehnt und drehte seine elegante Champagnerflöte in einer Hand.
„Fahr zur Hölle, André!“, murmelte sie etwas zu laut. Mit unsicheren Schritten erklomm sie die ersten Stufen, und die Umgebung verschwamm vor ihren Augen.
„Dort bin ich längst“, entgegnete er tonlos.
Das sind wir beide, dachte Kira.
Auf der dritten Stufe wurden die Krämpfe plötzlich so stark, dass ihre Knie nachgaben. Augenblicklich fielen Kira die Warnungen des Arztes ein: der Sonne fernbleiben und mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken . Nichts davon hatte sie eingehalten. Sobald sie in ihrem Zimmer war, würde sie das umgehend nachholen.
Doch den nächsten Schritt schaffte sie nicht mehr. Entsetzt krallte sie sich an das Geländer und hielt sich mit der anderen Hand den Bauch. Um sie herum drehte sich alles.
„André!“ Sie hörte Glas zerspringen, dann war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Sein Gesicht war aschfahl und vor Sorge verzerrt.
„Unser Baby“, wisperte sie noch, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Ich verliere mein Kind! Dies
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