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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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hoch und drängt ihn in die richtige Richtung. Sie folgen dem Direktor Richtung Besucherraum. Baroni schiebt Max vor sich her, er flüstert, redet ihm gut zu, sagt ihm, dass es nichts bringt, Blum weh zu tun, ihn zum Reden zu bringen, er bittet ihn, ruhig zu bleiben, vernünftig, er sagt, dass einzig und allein Wagner ihnen helfen kann.
    Von mir aus, sagt Max.
    Dann geht die Tür auf.
    Scheibenbesuch.
    Drei Wachleute und der Direktor.
    Lassen Sie sich ruhig Zeit, sagt er.
    Baroni und Max setzen sich nebeneinander vor die Glasscheibe. Sie warten auf ihn, auf Wagner, auf Hannis Mörder, auf dieses Gesicht, auf dieses Grinsen. Wie Max es zerschlagen will. Das Glas, sein Gesicht. Wie es in den Raum kommt, wie Wagner sich setzt. Wie er Max zuzwinkert und den Hörer nimmt.
    – So sieht man sich wieder.
    – Ich werde dich töten.
    – Das wird schwierig, solange ich hier drin bin.
    – Ich töte dich.
    – Sie hatten die Gelegenheit, noch eine bekommen Sie nicht.
    – Wo ist Tilda?
    – Sie können mir diese Frage noch hundertmal stellen, Sie werden keine Antwort bekommen.
    – Warum hast du sie umgebracht?
    – Sie war sehr hübsch, Ihre Freundin.
    – Drecksau.
    – Etwas üppig, aber hübsch.
    – Halt dein verdammtes Maul.
    – Werden eigentlich Sie selbst ihr Grab ausheben? Sie werden da wohl kaum drum herum kommen, das sind dann wohl die Schattenseiten Ihres Berufes, nicht wahr?
    – Wo ist Tilda?
    – Sie kommen nicht besonders gut voran mit der Suche, ich habe es in den Nachrichten gesehen. Muss ganz schön unangenehm sein da unten.
    – Bitte.
    – Sie bitten mich, das ist reizend. Eben wollten Sie mich noch töten.
    – Sag mir, wo sie ist, und du siehst mich nie wieder.
    – Das kann ich leider nicht tun.
    – Bitte.
    – Jetzt wird es peinlich, Max Broll bettelt. Gleich werfen Sie sich auch noch auf Ihre Knie und beginnen zu schluchzen, bitte verschonen Sie mich.
    – Bitte.
    – Das muss Sie sehr viel Überwindung kosten. Ich kann mir vorstellen, was Sie mit mir anstellen würden, wenn Sie könnten.
    – Was hat sie dir getan?
    – Sie meinen Ihre werte Mutter?
    – Was?
    – Sie hat mich hier vergraben.
    – Das ist fast zwanzig Jahre her.
    – Es wird mit den Jahren nicht schöner hier drin.
    – Warum jetzt?
    – Es hat sich so ergeben.
    – Blum. Er hat etwas damit zu tun.
    – Ach kommen Sie, schauen Sie sich den Mann doch nur an, der hat in seinem gesamten Leben noch keinen Strafzettel bekommen, was soll er mit all dem zu tun haben? Das ist lächerlich.
    – Irgendjemand hat dich hier rausgelassen.
    – Das muss wohl zwangsläufig so gewesen sein, wenn Sie mit Ihrer Theorie richtig liegen.
    – Dreckschwein, verdammtes.
    – Sehr schade für Sie, dass die Gespräche hier nicht überwacht werden, sonst würde man Ihnen jetzt wohl glauben. So aber bleiben Sie ein Spinner in einem schmutzigen Hemd, ein verwirrter Geist, der seine Zeit in einem Gefängnis vertrödelt, anstatt ernsthaft nach seiner sterbenden Mutter zu suchen.
    – Sie muss nicht sterben.
    – Doch, doch, doch, das geht leider nicht anders.
    – Sie wollen sie da unten verrecken lassen.
    – So wie es aussieht, kommen Sie mit dem Löchergraben gar nicht mehr nach. Sie sollten wirklich nach Hause fahren und schon mal damit anfangen.
    Max lässt den Hörer fallen. Er spuckt auf die Scheibe, dann schlägt er seine Faust auf das Glas, dorthin, wo Wagners Gesicht ist. Max weiß, dass er nicht reden wird, dass er sich nur weiter lustig über ihn machen wird, er weiß, dass jede weitere Minute Zeitverschwendung ist.
    Zwei Wachbeamte stehen plötzlich hinter ihm, machen ihn darauf aufmerksam, dass es verboten ist, auf die Scheibe zu schlagen, sie warnen ihn, weil er noch einmal zuschlägt. Die Finger von Max auf dem Glas. Ein dumpfes Geräusch, verzweifelt, kraftlos, wie es verstummt. Wie Max aufsteht, weil er sich nicht länger mit diesem Schwein unterhalten will, weil er es nicht mehr kann, keinen Augenblick länger, er will weg aus diesem Raum, weg von dieser Scheibe, weg von Wagner. Sofort. Sie gehen.
    Max und Baroni sind schon beinahe verschwunden, da hören sie ihn klopfen, laut, sie drehen sich um und sehen ihn, wie er deutet. Baroni soll den Hörer nehmen, er müsse ihm noch etwas sagen, er fuchtelt mit seinen Händen, winkt, bewegt seine Lippen. Baroni dreht sich um, geht zu ihm, nimmt den Hörer und setzt sich. Zehn Sekunden lang, dann springt er auf. Auch er wirft den Hörer weg und schlägt seine Faust auf die Scheibe.
    Was will er,

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