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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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fragt Max.
    Als nächstes wird er sich um la Ortega kümmern, sagt er.
    Ach du Scheiße, sagt Max.
    Baroni rennt.
    Wagner hat ihm Angst gemacht, er hat ihm gedroht, er wird auch ihn bestrafen, auch ihm seine Liebe nehmen, la Ortega töten, sie ersticken, sie aufschneiden, sie erschlagen. Er weiß von ihr, er kennt sogar ihren Namen, er hat sich informiert, vielleicht hat er sie gemeinsam beobachtet, durch das Terrassenfenster, er wird sich um sie kümmern, hat er gesagt. Baroni stürzt aus dem Raum, Max hinter ihm. Wagner hat gegrinst dabei, Max hat gesehen, wie sich seine Lippen bewegten, wie sie hinterher zufrieden aufeinander lagen und sich freuten über Baronis Reaktion, über sein entsetztes Gesicht.
    Mit einem schnellen Nicken haben sie sich verabschiedet von Blum, sie drehen sich nicht mehr um, sie rennen, sie stolpern die Stufen nach unten, Baronis Flecken im Gesicht leuchten rot.
    Wir müssen sofort zurück, sagt Max.
    Wir müssen hier warten, sagt Baroni.

Fünfzehn
     
    Es sind diese Ohren.
    Baroni ist sich hunderprozentig sicher, dass es seine sind. Wagners Ohren.
    Sie saßen im Auto vor dem Gefängnis, sie warteten auf ihn, auf ein Auto, das das Gelände verließ, das durch das Tor kam, auf einen Kofferraum, in dem er ungesehen verschwinden konnte. Ein Lieferwagen, ein Wärter, der nach Hause fuhr. Es musste so sein, es gab keine andere Möglichkeit. Sie waren gerannt, aus dem Gebäude gestürzt und hatten sich auf die Lauer gelegt. Wagner würde sich bald auf den Weg machen, sie würden ihn aufhalten, bevor noch etwas passieren würde.
    Max und Baroni vor dem Gefängnis, in ihrem Auto, angespannt, ängstlich. Sie hätten jedes Auto angehalten, es durchsucht, Kofferraumdeckel aufgerissen, sie waren sich so sicher, dass er kommen würde, bald, dass sie ihn auf einer Rückbank kauernd finden würden. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Baroni wollte die Gefahr im Keim ersticken, er wollte jagen, nicht zum Gejagten werden, er wollte Wagner aus dem Auto reißen und unschädlich machen. Ganz egal wie.
    Max tat, was Baroni wollte, er widersprach nicht, er tat, was Baroni seit zwei Tagen tat, er versuchte für ihn da zu sein, ein Freund zu sein, ihn zu unterstützen, nicht zu hinterfragen, auf Baronis Gefühl zu vertrauen. Sie starrten auf die Ausfahrt, auf den Schranken, sie warteten, waren sprungbereit. Egal wie er es machte, sie würden ihn stoppen, es würde nicht passieren, dass er la Ortega verletzte, es würde nicht passieren, dass Tilda wirklich starb. Dass sie aufhörte zu atmen.
    Sie kauerten in einem Auto, auf einem Gefängnisparkplatz in Ostösterreich, blutverschmiert, verzweifelt. Baroni und Max waren bereit, Dinge zu tun, die sie in ihren schlimmsten Phantasien nicht getan hätten. Überall war Gewalt, Zerstörung, alles rund um sie drohte unterzugehen, überschwemmt zu werden von Leopold Wagner. Sie hatten es gewagt, ihn anzugreifen, dafür mussten sie nun bezahlen. Hanni. La Ortega. Baroni hatte Angst um sie. Es war in seinen Augen, in jeder seiner Bewegungen. Doch nichts passierte. Kein Auto kam, nichts war zu sehen von Wagner, niemand verließ das Gefängnis. Da war nichts. Nur die Augen von Max und Baroni.
    Und die Frau mit dem Kind.
    Und diese Ohren.
    Sie ist ungefähr vierzig Jahre alt, das Kind auf ihrem Arm, sie parkt direkt neben ihnen, steigt aus, sie nimmt das Kind vom Rücksitz und geht an ihnen vorbei, ganz nah, Baroni könnte sie berühren, würde er seine Hand aus dem Fenster strecken. Das Kind schaut ihn an, kurz lächelt es. Diese Lippen, die kleine Nase, Kinderaugen. Langsam zieht das Gesicht des Kindes vorbei. Wie Baroni starrt, wie dieses Kindergesicht plötzlich da war, aus dem Nichts kam, parkte, wie die Frau auf den Eingangsbereich zugeht. Wie sie mit dem Kind hinter der Glastür einfach verschwindet.
    – Hast du das gesehen, Max?
    – Ja.
    – Das ist unglaublich, Max.
    – Deine Freundin schwebt in Lebensgefahr und du schaust anderen Weibern nach?
    – Blödsinn, Max. Das Kind.
    – Ein Kind, und?
    – Hast du diese Ohren gesehen?
    – Nein, habe ich nicht, ich beobachte das Tor und keine Kinderohren.
    – Das sind seine Ohren, Max.
    – Wessen Ohren?
    – Wagners Ohren.
    – Das Kind hat seine Ohren?
    – Genau.
    – Wahrscheinlich gestohlen. Das Kind ist zu ihm in die Zelle und hat sie einfach mitgenommen, ausgerissen vielleicht, abgeschnitten. Was meinst du?
    – Idiot. Das muss eines seiner Kinder sein.
    – Die offizielle Besuchszeit ist längst vorbei.
    –

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