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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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unten, Max mit seinem linken. Er drohte weitere Schläge an. Aus Max’ Nase kam Blut, es war nicht zu stoppen, er legte seinen Kopf nach hinten, doch immer wieder kam es in kleinen Rinnsalen nach unten und verteilte sich, auf seinem Hemd, auf dem Boden. Baroni hielt sich seinen Kopf, leise stöhnten sie. Wie der Schmerz plötzlich da war. Wie er sich auf sie gestürzt hatte, anstatt einzutauchen in der Schüssel. Wie ein wildes Tier war er, brüllend hatte er sich verteidigt, abgewendet, was gekommen wäre, das dreckige Wasser in seinem Gesicht, Schläge.
    Rührt euch nicht von der Stelle, sagte er.
    Seine Augen waren groß, überrascht von dem, was seine Fäuste getan hatten. Vinzenz zitterte. Baroni lag da und rührte sich nicht, sein Kopf war dabei zu explodieren, er schwieg. Max bäumte sich noch einmal auf.
    – Ich habe euch doch gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich habe dieses Schwein nicht aus dem Stall gelassen, das müsst ihr mir glauben.
    – Wer dann?
    – Ich nicht.
    – Du hast uns mit ihm alleingelassen.
    – Ja, und nichts weiter. Ich habe meine Sachen gepackt und jetzt fliege ich weg. Mit eurem Geld. Danke nochmal.
    – Er hat sie mit einer Frischhaltefolie umgebracht.
    – Das tut mir leid.
    – Dafür bezahlst du.
    – Nicht ich.
    – Doch.
    – Ich kann es in dich hineinprügeln, wenn du willst, so lange, bis du es kapierst. Ich war es nicht. Ich nicht.
    – Ich finde dich in deinem Scheißthailand.
    – Redet mit dem Direktor.
    – Haben wir schon.
    – Dann tut es noch einmal.
    – Warum?
    – Weil er mehr weiß als ich. Und jetzt auf Wiedersehen.
    Dann schwieg auch Max.
    Die Faust von Vinzenz kam erneut zu schnell. Vinzenz nahm seinen Rucksack und ließ sie stöhnend zurück, wimmernd. Ungesehen verschwand er, niemand folgte ihm, keiner fand ihn, hielt ihn auf. Max hatte im Ohr, was er gesagt hatte, er wollte mehr wissen, aber er konnte sich nicht rühren, er konnte sich nicht bewegen, ihm war schwindelig, seine Beine hätten ihn nicht getragen. Keinen Meter. Max blieb liegen. Baroni neben ihm.
    Zwei Männer am Toilettenboden, verprügelt, unfähig sich zu bewegen, ihm nachzulaufen, ihn zu verfolgen. Beinahe ohnmächtig lagen sie da, keiner von beiden sagte etwas, ihre Augen waren geschlossen. Zehn Minuten lang, eine halbe Stunde, eine Stunde. Sie wussten es nicht, sie lagen einfach nur da. Bis die Tür aufging. Bis Menschen kamen, Hilfe holten, Polizisten, Uniformen. Bis dieses Gesicht über Max auftauchte und begann, Fragen zu stellen. Bis die Beamten sie aufsetzten und an die Wand lehnten.
    Baroni und Max. Baronis Kopf, die Nase von Max.
    Zwei Sanitäter kümmern sich um sie. Sie sind freundlich, die Polizisten klopfen ihnen aufmunternd auf die Schultern, Baroni muss ein Autogramm geben. Den Vorschlag, Max und Baroni in ein Krankenhaus zu bringen, lehnen sie ab, sie versprechen den Beamten, im Revier vorbeizukommen, um ihre Aussagen zu Protokoll zu geben, sie schütteln Hände und lassen die Uniformen wieder ziehen.
    Außen am Gang setzen sie sich wieder hin. Kurz noch. Wieder ist alles anders, wieder haben sie nichts, keine Spur, keine Antworten, nichts, das Wagner dazu bringen würde zu reden. Nur das, was Vinzenz gesagt hat, bevor er verschwunden ist.
    – Sollen wir ihn noch einmal suchen?
    – Nein, Baroni.
    – Warum nicht?
    – Weil er es nicht war.
    – Du bist dir sicher?
    – Ja.
    – Eben wolltest du ihn noch baden.
    – Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?
    – Warum sollte er die Wahrheit sagen?
    – Warum sollte er lügen? Wir lagen bereits am Boden, er hätte einfach gehen können.
    – Mein Kopf. Dieser verdammte Scheißkerl.
    – Wir schauen scheiße aus, Baroni.
    – Mehr als das.
    – Und was jetzt?
    – Vor genau einem Jahr habe ich Emma hier getroffen. Kurz bevor sie zurück nach London geflogen ist.
    – Wie kommst du jetzt auf Emma?
    – Ich wollte sie bitten, hier zu bleiben, ich wollte wieder nach Wien, mit ihr leben.
    – Du hast es aber nicht getan.
    – Einen Moment lang wollte ich es.
    – Du hast dich richtig entschieden, Max. Hanni war gut für dich.
    – Das wäre alles nicht passiert.
    – Wie meinst du das?
    – Wenn ich mich anders entschieden hätte. Hanni würde noch leben.
    – Das ist Unsinn.
    – Ist es nicht.
    – Das ist Schicksal, Max.
    – Scheißschicksal.
    – Was willst du jetzt machen?
    – Wir sollten schnell von hier verschwinden, bevor sie dich einsperren.
    – Wohin?
    – Zurück ins Gefängnis.
    – Was willst du ihm sagen,

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