Für immer und eh nicht (German Edition)
Geschäftsleute, die den ganzen Abend versucht hatten, mit mir ins Gespräch zu kommen. Ihr weniges Deutsch bestand hauptsächlich aus der Frage nach meiner Telefonnummer und der Behauptung, dass sie sich irrsinnig in mich verliebt hätten.
Nachdem ich ihnen endlich klarmachen konnte, dass es mit uns niemals etwas geben werde, hatten sie achselzuckend zwei weitere Gläser Wodka bestellt und waren danach eingeschlafen.
»Hallo Zuckerpuppe!«, begrüßte mich einer der beiden jetzt. Er saß am Gang und hatte sich gestern als Sergej vorgestellt.
»Dobroje utro!«, nuschelte der andere, der Wladimir hieß.
Ich nickte ihnen zu.
»Kapstadt?«, fragte Sergej und zeigte aus dem Fenster.
Ich nickte erneut.
»Ich Moskau.« Er deutete auf sich selbst und hob dann den Finger fragend in meine Richtung.
»Klein-Adelholzried«, antwortete ich nicht ganz wahrheitsgemäß. Es war der komplizierteste Ortsname, der mir einfiel. Sie würden ihn garantiert nicht behalten.
Wladimir lachte. »Wo liegt?«
»In Mecklenburg-Vorpommern.« Das stimmte zwar auch nicht, war aber ebenso schwierig zu merken wie Klein-Adelholzried.
»Kriege ich Telefonnummer?«, erkundigte sich Sergej.
»Nein.«
»Und ich? Kriege ich Nummer?«, fragte Wladimir.
»Nein.«
»Ich dich lieben trotzdem«, versicherte Sergej.
»Ich liebe dich auch«, echote Wladimir.
»Schön. Ich liebe euch leider immer noch nicht.«
»Okay.« Wladimir seufzte und lächelte bedauernd. Sergej zuckte nur mit den Schultern und gähnte.
Ich schmunzelte. Eigentlich waren die beiden ganz amüsant. Zumindest konnten sie ihre Absichten mit einer eindeutigen Aussage artikulieren und akzeptierten ein »Nein« widerspruchslos. Lukas und ich hatten für den gleichen Prozess vier lange Jahre gebraucht.
»Hier ist Ihr Mineralwasser!« Die Flugbegleiterin reichte mir eine kleine Flasche.
»Danke.« Ich öffnete das Getränk und schaute aus dem Fenster. Die Aussicht war atemberaubend schön. Schlagartig vergaß ich sowohl meine Sitznachbarn als auch die Bedenken wegen der sieben Meter Sinkflug pro Sekunde. Ich war gefangen vom Anblick der eindrucksvollen Landschaft, die sich unter mir ausbreitete.
Zuerst flogen wir über die Berge. Schroff und karg ragten sie in den blauen Himmel. Hier und da war sogar ein bisschen Schnee zu sehen. Nach einiger Zeit änderte sich das Bild. Die Berge öffneten sich zu weiten, grünen Tälern. Überall erkannte ich kleine Orte, und dazwischen buntgefleckte Felder. Langsam ließen sich Straßen und einzelne Häuser ausmachen. Die Besiedelung wurde dichter.
Das Flugzeug fuhr die Landeklappen aus und sackte noch ein Stück tiefer. Am Horizont glitzerte das Meer, und ein paar Minuten später überflogen wir lange, einsame Strände, über die breite Wellen schäumend hinwegrollten.
»Meine Damen und Herren, hier spricht noch einmal Ihr Kapitän. Wir werden in wenigen Minuten eine Rechtskurve machen und dann in den direkten Landeanflug auf Capetown International Airport gehen. Auf der linken Seite haben Sie eine wunderschöne Sicht auf das Kap der guten Hoffnung …«
Der Pilot gab noch einige weitere Informationen durch, bevor das Flugzeug tatsächlich nach rechts drehte. Vor mir tauchte eine schmale Halbinsel auf. Das türkisfarbene Meer schlug an die schroffe Felsenküste. Das also war das berühmte Kap der guten Hoffnung. Unglaublich, dass ich mich tatsächlich hier befand!
Gut gelaunt drückte ich meine Nase gegen das Flugzeugfenster und atmete tief durch. Ich hatte allen Grund dazu, fröhlich und entspannt zu sein.
Ich würde gleich meine beste Freundin Hanna wiedersehen, die vor einem Jahr aus beruflichen Gründen zusammen mit ihrer Familie nach Südafrika gegangen war. Nach zwei Jahren ohne Auszeit war die kommende Woche außerdem der erste richtige Urlaub, den ich mir gönnte. Endlich konnte ich mich wieder einmal erholen – sowohl von der vielen Arbeit, die die Übernahme der Apotheke mit sich gebracht hatte, als auch von der Sache mit Lukas.
Mit einem lauten Poltern fuhr das Fahrwerk aus. Wenige Sekunden später setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf und hielt an einer Parkposition. Beim Aussteigen herrschte das übliche Gedränge in den Gängen, aber schließlich fand ich eine Lücke zwischen den Wartenden und verabschiedete mich von der netten Flugbegleiterin. Dann ging ich langsam die Stufen der Flugzeugtreppe hinab. Meine Ferien hatten begonnen!
Zwanzig Minuten später hatte ich die Einreiseformalitäten hinter mich gebracht,
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