Für immer und eh nicht (German Edition)
VP allein.
TOP 4: Erster Kontakt zwischen VE und VP
Der VE wird nach Kapstadt geschickt, wo die VP eine Woche Urlaub machen wird. Auf Vorschlag der weiblichen Projektteilnehmer soll der erste Kontakt möglichst romantisch erfolgen. Der VE verspricht, situationsgerecht zu handeln.
Die Protokollführerin wird sich um die organisatorischen Einzelheiten der Reise kümmern.
TOP 5: Verschiedenes
Auf ausdrücklichen Wunsch des stellvertretenden Projektleiters wird ins Protokoll aufgenommen, dass er
den Namen EfüSi albern findet,
alle beschlossenen Maßnahmen für überflüssig und illegal hält,
sich aber der Stimmenmehrheit beugt.
TOP 6: Termine
Nächstes Treffen am Freitag, 14. Mai, um 9 Uhr.
1
M eine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän.« Die schnarrende Stimme über das Bordmikrofon riss mich aus dem Schlaf. Müde streckte ich die Beine aus, so gut es in dem engen Sitz ging.
»Wir werden in Kürze unsere Reiseflughöhe verlassen und in den Anflug auf Kapstadt International Airport gehen. Das Wetter dort ist sonnig: Es sind jetzt am Morgen acht Grad bei strahlend blauem Himmel und leichtem Nordwind. Wir werden über das Meer anfliegen, was Ihnen die Chance bietet, einen schönen Blick auf das Kap oder die Stadt zu bekommen. Die voraussichtliche Ankunftszeit ist zehn Uhr fünfundzwanzig – also genau in dreißig Minuten. Ich hoffe, Sie haben sich bei uns an Bord wohl gefühlt …«
Mein verschlafener Blick fiel auf das Fernsehgerät über dem Gang, auf dem unsere Flugroute sowie einige Daten zu Flughöhe, Flugdauer, Außentemperatur und Uhrzeit am Zielort zu lesen waren.
Schlagartig fiel die Müdigkeit von mir ab, und ich begann zu rechnen. Wir befanden uns in diesem Moment auf einer Höhe von 41 000 Fuß, was ziemlich genau 12 496 Metern entsprach. Wenn wir in 30 Minuten landen würden, mussten wir in jeder Minute 416,5 Meter sinken. Das entsprach einem Höhenverlust von knapp sieben Metern pro Sekunde.
Obwohl ich jede mathematische Fragestellung liebte und eine große Schwäche für das Kopfrechnen hatte, war ich mir in diesem Moment nicht sicher, ob mich das Ergebnis meiner Rechnung nicht eher beunruhigen sollte. Sieben Meter pro Sekunde waren verdammt viel. War das normal?
Ich blickte mich in der Kabine um. Die Flugbegleiter, die jetzt durch die Reihen gingen und die Frühstückstabletts abräumten, wirkten so freundlich und gelassen wie immer. Vermutlich war meine Sorge unbegründet. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich sollte es wirklich unterlassen, ständig nachzurechnen, sobald ich mehr als zwei Zahlen vor mir sah!
»Guten Morgen«, begrüßte mich die blonde Stewardess, die auf meiner Seite für den Service zuständig war. »Jetzt haben Sie leider das Frühstück verpasst.«
»Macht nichts«, log ich, obwohl ich auf einmal furchtbaren Hunger verspürte. »Ich werde am Flughafen frühstücken.« Mein Magen knurrte, aber die Fluggeräusche übertönten das Brummeln.
»Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken bringen?«
»Ja, ein Wasser bitte!«, sagte ich und lehnte mich in den Sitz zurück. Um nicht wieder auf die Zahlen auf dem Bildschirm starren zu müssen, schloss ich die Augen und versuchte mich an meinen Traum zu erinnern.
Marmorkuchen.
Seltsam. Eigentlich mochte ich Kuchen gar nicht so gern. Das musste wohl am Hunger liegen. Aber war da nicht noch etwas anderes gewesen?
Ja, genau, mein Lieblingstraum!
Der Traum von dem Mann, der mit mir in den Sonnenuntergang galoppierte. Ein Mann, der verdammt gut aussah. Ein Mann, der nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich überzeugte. Ein Mann, der verständnisvoll, sensibel, großherzig und treu war. Ein Mann, der nur in meinen Träumen existierte …
Die Wirklichkeit sah leider ganz anders aus.
Die Wirklichkeit hieß Lukas und war vier Jahre lang mein Freund gewesen, davon ein Jahr sogar mein Verlobter. Am Ende hatte er sich als treuloser Idiot entpuppt. Es war jetzt elf Monate her, als ich ihn mit einer langhaarigen Blondine im Bett entdeckt hatte. Nach diesem Erlebnis hatte ich mir geschworen, so schnell keine neue Bindung mehr einzugehen, selbst wenn der perfekte Mann vorbeikäme.
Außerdem: Wo gab es den schon?
Bestimmt nicht hier im Flugzeug, und vermutlich auch nicht in Südafrika. Momentan war ich mir nicht einmal sicher, ob es ihn überhaupt irgendwo auf der Welt gab.
Rechts von mir regte sich etwas, und ich öffnete die Augen langsam wieder. Meine Sitznachbarn wachten auf, zwei russische
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