Für immer und eh nicht (German Edition)
Spiegel stellte mich halbwegs zufrieden. Ich sah immer noch krank, aber nicht mehr ganz so fürchterlich aus. Auf dem Weg zur Tür stopfte ich mir noch schnell mehrere Pfefferminzbonbons aus meiner Handtasche in den Mund. Meine Zähne hatten zwar Schwierigkeiten, sich durch die pappigen Klumpen zu beißen, aber wenigstens machten die Bonbons einen frischen Atem.
Als ich die Tür öffnete, überkam mich spontane Übelkeit. Es war keine gute Idee gewesen, mich so schnell zu bewegen!
»Du bist ja ganz blass«, begrüßte mich Raphael deshalb auch besorgt.
»Mmpf … ja.« Ich bekam wegen der klebrigen Bonbons kaum die Zähne auseinander.
Raphael schüttelte bedauernd den Kopf. »Du hast recht, du kannst nicht zu dem Weinseminar mitkommen. Wie schade! Ich hätte den Tag gern mit dir verbracht. Ich habe einen Mietwagen, und wir hätten nach der Schulung noch einen Ausflug in die Weinberge machen können.«
Bei der zweimaligen Erwähnung des Wortes »Wein« zuckte ich zusammen und schloss erschöpft die Augen.
Raphael deutete meine Geste falsch. »O je, du Arme!« Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Stirn. Vor Schreck verschluckte ich die Pfefferminzdrops. »Lass mal fühlen«, murmelte er. Die Wärme seiner Haut verwirrte mich, und ich riss die Augen wieder auf.
»Hast du schon etwas gegessen?«
»Äh … was?« Ich war immer noch mit der Berührung beschäftigt und konnte mich nur schwer konzentrieren.
»Ob du heute schon etwas gegessen hast«, wiederholte er.
»Nein.« Bis auf vier Pfefferminzbonbons, aber die zählten sicherlich nicht als feste Nahrung.
»Das solltest du aber«, sagte Raphael und nahm die Hand von meiner Stirn. »Dann wird es dir sicher bald wieder gut gehen.«
»Mir geht es schon jetzt wieder gut«, hauchte ich und stellte überrascht fest, dass das nicht einmal gelogen war. Kopfschmerz und Übelkeit waren wie weggeblasen. »Das muss an deiner Anwesenheit liegen.«
Er lächelte geschmeichelt. »Na ja, ich …« In diesem Moment klingelte sein Handy. Dieses Mal ertönte »Glory, Glory, Halleluja!« Er seufzte. »Entschuldige, eine SMS .«
Während er las, musterte ich ihn verstohlen. Heute trug er eine helle Baumwollhose und ein weißes Hemd und sah einfach unverschämt gut und ausgeschlafen aus.
»Hm!« Er steckte das Handy ein und runzelte die Stirn.
»Schon wieder eine lästige Nachricht?«, fragte ich.
Er nickte.
»Von Eva?«
»Nein, dieses Mal von Gabriel.«
»Deinem Opa?«
Er nickte wieder.
»Er kann SMS schreiben?«
»Ja. Wieso sollte er das nicht können?«
»Er muss mindestens achtzig Jahre alt sein. Es ist bemerkenswert, dass er sich in seinem Alter mit der Technologie des einundzwanzigsten Jahrhunderts beschäftigt.«
»Äh … ja, vermutlich schon.« Raphael blickte auf seine goldene Armbanduhr, die ich schon am Vortag bewundert hatte. »Ich glaube, ich muss jetzt los. Sehen wir uns heute Abend?«
»Sicher.« Ich hatte zwar keine Ahnung, was Hanna mit mir vorhatte, aber auf keinen Fall würde ich mich zu einem zweiten Kaminabend überreden lassen.
»Dann bis heute Abend! Ich warte hier im Garten auf dich.« Raphael warf mir zum Abschied einen langen Blick zu und verschwand hinter den großen Bäumen.
Eine Stunde später trat ich frisch geduscht und seltsam beschwingt zu Hanna in die Küche und fand sie blass und leidend am Küchentisch. Sie hielt sich einen Eisbeutel an die Stirn und rührte mit der anderen Hand lustlos in einem Kaffee. Sogar die Hunde schienen zu spüren, dass sie Ruhe brauchte, denn sie lagen ausgestreckt unter dem Küchentisch und wedelten nur schwach mit dem Schwanz, als sie mich erblickten.
»Guten Morgen!« Ich setzte mich auf den Stuhl neben sie und griff nach der Kaffeekanne.
»Ja, ja …« Sie nickte und verzog gleich darauf schmerzverzerrt das Gesicht.
»Kopfweh?«, frage ich grinsend.
»Unter anderem«, ächzte sie.
»Du Arme!«
Sie stützte ihren Kopf in beide Hände. »Ich trinke nie wieder etwas.«
Ich nahm Milch und Zucker. Dann belegte ich mir ein Käsebrot und biss herzhaft hinein. Hanna beobachtete mich staunend.
»Wieso hast du eigentlich kein Kopfweh?« Sie runzelte alarmiert die Stirn. »Du bist doch hoffentlich so viel Alkohol nicht gewohnt, oder?«
»Ich habe kein Alkoholproblem«, beruhigte ich sie.
»Hast du irgendein Zaubermittel in deiner Reiseapotheke? Falls ja, will ich sofort zwei Kilo davon haben!«
»Kein Zaubermittel«, verneinte ich kauend.
»Was dann?«
»Raphael
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