Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
Vom Netzwerk:
hat …«
    »Raphael?« Überrascht blickte sie auf. »Hast du etwa die Nacht mit ihm verbracht?«
    »Natürlich nicht! Was denkst du denn.«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, derzeit kann ich gar nichts denken.« Sie vergrub ihr Gesicht wieder in den Händen.
    »Ich habe heute Morgen mit Raphael gesprochen, und auf einmal waren meine Schmerzen wie weggeblasen.«
    »Warum hast du ihn nicht bei mir vorbeigeschickt? Ich hätte mich auch gern mit ihm unterhalten, wenn es mir danach besser geht.«
    »Er ist schon fort, weil er sich bei einem Weinseminar angemeldet hat. Wir müssen dir also anders helfen.« Ich zog eine Packung Kopfschmerztabletten aus meiner Hosentasche.
    Hanna betrachtete die Schachtel erfreut. »Gut, dass du Tabletten hast. Man sollte meinen, dass es in einem Arzthaushalt immer ausreichend Medikamente gibt. Leider ist das nicht der Fall. Ich habe heute Morgen schon alles durchsucht.«
    »Ich bin auch nicht viel besser. Als Apothekerin sollte ich meinen Medikamentenbeutel immer griffbereit haben.«
    »Aber?«
    »Ich hatte die Erste-Hilfe-Tasche noch gar nicht ausgepackt.«
    Hanna brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    »Siehst du, es wird schon besser«, sagte ich und gab ihr die Tabletten. »Und wenn es dir wieder gut geht, können wir endlich mit unserer Besichtigungstour beginnen.«
    »Aber wir ändern das Programm«, murmelte Hanna und schluckte die Pillen mit etwas Wasser hinunter. »Die Weingüter lassen wir heute auf jeden Fall links liegen.«
    Trotz der Programmänderung wurde es ein unbeschwerter und angenehmer Tag. Als die Medizin ihre Wirkung zeigte, brachen wir zum Kap der guten Hoffnung auf. Hanna lotste das Auto sicher durch den Berufsverkehr in Kapstadt, und nach einer Weile wurden die Straßen leerer. Wir passierten einige kleine Ortschaften, die sich an die Steilküste schmiegten und immer wieder traumhafte Ausblicke aufs Meer gewährten. Zwischendurch gönnten wir uns eine Tasse Kaffee in einem der unzähligen hübschen Cafés. Zu einem späten Mittagessen kehrten wir in ein Restaurant am Kap ein und ergatterten einen Tisch am Panoramafenster.
    »Ich habe noch nie in Gegenwart von Walen gegessen«, bemerkte ich und deutete mit meiner Gabel aufs Meer hinaus, wo die Meeressäuger unbekümmert ihre Runden drehten.
    Hanna lachte. »Eigentlich sind Wale die idealen Tischnachbarn. Egal, wie viel man in sich hineinstopft, man fühlt sich in ihrer Gesellschaft immer noch schlank.«
    »Das stimmt.«
    »Aber sei froh, dass sie nicht wissen, was wir gerade auf dem Teller haben«
    »Der Fisch ist köstlich.«
    »Und wurde natürlich artgerecht gehalten und umweltschonend gefangen.«
    »Natürlich!« Ich prostete ihr mit Mineralwasser zu. »Außerdem sind Wale und Fische gar nicht miteinander verwandt.«
    »Na, wenn das so ist« – Hanna erhob ebenfalls ihr Wasserglas – »dann können wir beruhigt sein.«
    Wir ließen uns das Essen schmecken und wanderten anschließend träge am Kap entlang. Die Wintersonne stand recht tief und tauchte die wild zerklüftete Landschaft in warme, weiche Farben. Das tosende Brausen des Meeres und das Geschrei der Möwen machte eine Unterhaltung fast unmöglich, aber das störte mich nicht. Zufrieden stapfte ich mit bloßen Füßen durch den Sand, schlenkerte meine Sandalen in der Hand und ließ meine Gedanken schweifen.
    Sie landeten ziemlich schnell bei Raphael. Was er wohl gerade machte?
    Vermutlich ließ er sich irgendein geheimes Detail der Weinherstellung erklären. Ich sah ihn förmlich vor mir stehen, wie er hochkonzentriert den Ausführungen eines Winzers folgte, während er lässig an einem alten Holzfass lehnte. Seine Finger umschlossen ein Glas mit Weißwein, das er fachgerecht hin und her schwenkte und dann langsam zu seinen leicht geöffneten Lippen führte …
    Unwillkürlich seufzte ich und schüttelte gleich darauf den Kopf über mich selbst. Was zum Teufel tat ich da?
    Ich hatte schon immer eine lebhafte Fantasie und leider auch einen fatalen Hang zu Tagträumen gehabt. Doch keiner meiner Träume hatte sich jemals erfüllt. Meistens hatte mich die Realität sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
    Und doch – dieses Mal war es anders. Dieses Mal gab es ihn wirklich, meinen Traummann. Gut aussehend, reich, edel, verständnisvoll und zum Greifen nahe. Und er würde heute Abend auf mich warten. Wer weiß? Vielleicht würde er auf der Terrasse ein paar Kerzen anzünden und mich zur Begrüßung in die Arme nehmen?
    Angespornt von

Weitere Kostenlose Bücher