Für immer und eh nicht (German Edition)
ist.«
»Meine Männer haben das aber bislang so gemacht«, murmelte ich.
»Das war nur ein einziger Mann, soweit ich weiß. Und der war bestimmt nicht repräsentativ für alle anderen.«
»Da hast du sehr recht!«
»Raphael ist irgendwie anders.«
»Im positiven Sinn des Wortes.«
»Natürlich. Euer Wiedersehen wird perfekt werden.«
»Wenn du es sagst.«
»Ich weiß es.« Hanna lächelte mir aufmunternd zu. »Er wird bei Sonnenuntergang im Garten stehen, seine Arme ausbreiten und strahlend auf dich zu kommen.«
»Womöglich noch in Zeitlupe, wie in jedem schlechten Liebesfilm.«
»So ähnlich. Und vielleicht hat er als Willkommensgeschenk etwas mehr zu bieten als einen Handkuss.«
»Hm.« Der Gedanke gefiel mir.
»Aber bis zu dieser aufregenden Szene werden wir beide zusammen eine schöne Zeit verleben, okay?«
»Einverstanden«, entgegnete ich versöhnlich. Uns blieben tatsächlich nur noch diese vier Tage, bevor es für mich wieder nach Hause ging und uns danach Tausende von Kilometern trennen würden. Raphael hingegen würde ich, wenn alles gut lief, in Deutschland jederzeit wiedersehen können.
»Prima.« Hanna seufzte erleichtert. »Darauf sollten wir ein Glas Sekt trinken.«
»Jetzt?«
»Ja, klar!«
»Hast du die Kopfschmerzen schon vergessen?«
»Nein. Du etwa?«
»Natürlich nicht. Sie waren grässlich.«
»Dann sind wir uns ja einig.« Sie grinste. »Nehmen wir jede ein Glas, oder sollen wir gleich eine ganze Flasche bestellen?«
»Eine Flasche für zwei Leute ist eigentlich nicht besonders viel.«
»Siehst du!« Sie tätschelte mir die Hand. »So gefällst du mir schon besser. Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug. Du wirst nicht einmal an Raphael denken.«
Natürlich kam es tatsächlich so, wie Hanna es vorausgesagt hatte. Die nächsten drei Tage verliefen so ereignisreich, dass ich gar keine Zeit hatte, ihn zu vermissen. Wir durchquerten wilde Schluchten, badeten in heißen Quellen, besichtigten zahlreiche Weingüter und Straußenfarmen, erlebten die Stille der Wüste und das Tosen der Meeresbrandung und fielen jeden Abend todmüde in ein gemütliches Hotelbett.
»So hätte ich es noch eine Weile lang aushalten können«, seufzte ich, als wir am Mittwochnachmittag wieder in die Auffahrt ihres Hauses in Somerset West bogen.
»Ich auch.« Hanna lachte und brachte den Wagen zum Stehen.
»Hanna, ich …« Ich räusperte mich verlegen.
»O je! Jetzt kommt hoffentlich keine große Entschuldigung, oder?«
»Eigentlich doch. Beinahe hätte ich unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt.«
»Ganz so dramatisch würde ich das nicht sehen.«
»Trotzdem. Entschuldigung!«
Sie löste ihren Sicherheitsgurt und umarmte mich kurz. »Schon okay.«
»Das waren wunderschöne Tage.«
»Fand ich auch.«
Ich griff zu meinem Rucksack, der auf dem Rücksitz lag, und zog ihn zu mir nach vorn.
»Warte!« Hanna hielt mich am Arm fest. »Willst du dich nicht noch ein wenig frisch machen, bevor du Raphael gegenübertrittst?«
»Meinst du, er ist schon zu Hause?«
Sie deutete auf den weißen Mietwagen, der direkt neben den Garagen parkte. »Vermutlich schon.«
»Oh!« Ich hatte noch gar nicht mit ihm gerechnet. Eigentlich hatte ich duschen und mich umziehen wollen, und Zähneputzen wäre auch nicht schlecht gewesen.
»Komm!« Hanna nahm meinen Rucksack und zog mich ins Haus, wo wir von Molly und Gunther stürmisch begrüßt wurden. Sie schob mich an den Hunden vorbei ins Badezimmer. »Ich bringe dir ein frisches Handtuch. Der Föhn liegt links im Schrank, und zur Feier des Tages darfst du auch gern mein Parfum benutzen. Aber deine Kulturtasche hast du ja dabei.«
Ich nickte, noch etwas benommen von der plötzlichen Wendung der Ereignisse. Gerade noch hatte ich gemütlich mit Hanna im Auto gesessen, und jetzt sollte ich wieder Raphael gegenübertreten.
»Nun mach schon!« Hanna trieb mich zur Eile.
Ich zögerte. »Wenn er drei Tage lang gewartet hat, kann er auch noch eine halbe Stunde länger warten.«
»Und das sagst ausgerechnet du!« Sie lachte und schlug die Tür zu.
Langsam öffnete ich meinen Reiserucksack, nahm die Kulturtasche heraus und wühlte dann für eine Weile unschlüssig in meiner Kleidung herum. Natürlich fand ich nur Jeans, T-Shirts und einen Kapuzen-Pulli, schließlich war es bei unserem Ausflug eher ums Wohlfühlen als um gutes Aussehen gegangen.
»Hier!« Hanna streckte ihre Hand durch die Tür. Ich nahm nacheinander ein Badetuch und ein wunderschönes
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