Für immer und eh nicht (German Edition)
ist.«
»Gut.«
»Wenn die Presse erfährt, dass deine Eltern derzeit getrennt leben, platzt die Hochzeit vielleicht«, bemerkte sie plötzlich nachdenklich. »Adelige achten auf solche Dinge sehr genau, und ich möchte deinem Glück nicht im Weg stehen.«
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Mir war es gleichgültig, aus welchem Grund sie wieder nach Hause zurückkehren würde. Hauptsache, sie tat es bald! Ich hätte meine Wohnung gern wieder für mich gehabt. Für mich – und für Raphael, setzte ich träumerisch hinzu und versank für einen Moment in der Vorstellung, was wir hier alles tun könnten, wenn wir allein wären …
»Isst du die Wurst noch?« Die Frage meiner Mutter holte mich zurück in die Realität.
»Nein danke, ich bin satt.«
»Dann kriegst du noch ein Stück, mein kleiner Schnuffelpuffel«, flötete sie mit hoher Stimme, schnitt die letzte Wurst in kleine Stückchen und gab sie Franz-Ferdinand.
Schnuffelpuffel? Ich erschauderte. Ihre Koseworte waren ja noch peinlicher als die, die Raphael für mich erfand!
Aber von solchen Kleinigkeiten ließ ich mir heute meine gute Laune nicht verderben. Morgen würde ich endlich das Schloss sehen, das dem Mann gehörte, der mich heiraten wollte. Das war das Aufregendste und Wundervollste, was mir bislang in meinem Leben passiert war.
6
M ein Hochgefühl verstärkte sich noch, als wir am nächsten Mittag die lange Allee zu Schloss Silberstein entlangfuhren. Gut gelaunt saß ich in Raphaels offenem Cabriolet und ließ mir den warmen Wind ins Gesicht wehen. Ich hatte mir ein Seidentuch um die Haare gebunden, eine Sonnenbrille aufgesetzt und fühlte mich ein wenig wie Grace Kelly auf dem Weg ins Schloss von Monaco – nur dass »mein« Graf viel besser aussah als ihr Fürst. Und dass wir hier nicht an der Cote d’Azur waren, sondern mitten im Rheingau. Links und rechts der Straße blühte der Raps tiefgelb, und vor uns glänzte die Kühlerfigur silbern im Sonnenlicht.
»Warum musste es ausgerechnet ein Rolls-Royce sein?«, brüllte ich gegen den Fahrtwind an.
»Wegen des Engels auf dem Kühler«, schrie Raphael zurück.
»Stehst du etwa auf Engel?«
»Nicht besonders.« Er grinste und sah mit den vom Wind zerzausten Haaren einfach unwiderstehlich aus. »Evas Mann hat den Wagen für mich ausgesucht.«
»Also steht Evas Mann auf Engel?«
»Irgendwie schon, ja. Auf jeden Fall ist der Wagen wunderbar.«
»Das stimmt.«
»Bist du bereit?« Raphael drosselte das Tempo. »Wir sind gleich da.«
Und da kam auch schon hinter einer Linkskurve Schloss Silberstein in Sicht. Der Anblick verschlug mir den Atem. Das prächtige barocke Gebäude stand auf einer Anhöhe direkt über dem Rheintal. Es bestand aus einem riesigen Haupthaus und zwei kleineren Flügeln und war von einem Park umgeben, in dem zahlreiche Bäume und Hecken farbenfroh blühten.
»Das ist … wie im Märchen!«
Wir fuhren eine breite Auffahrt hinauf und hielten direkt vor dem Eingang. »Willkommen auf Schloss Silberstein.« Raphael öffnete meine Autotür und hielt mir seinen Arm hin. Ich band mir das Seidentuch um den Hals, steckte die Sonnenbrille in die Haare und fühlte mich so elegant wie noch nie. Gut gelaunt hakte ich mich bei ihm unter und schritt langsam durch die Eingangstür. Hier und da wurden wir freundlich von Leuten begrüßt, die offensichtlich im Schloss oder im Park arbeiteten.
»Ursprünglich war das hier mal ein Benediktinerkloster mit eigenem Weingut«, erklärte Raphael mir. »Die Grundmauern haben sogar Napoleon und die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden.«
»Und wo sind die Klosterbrüder jetzt?«
»Sie sind vor dreißig Jahren in ein moderneres Gebäude unten im Tal gezogen. Das Schloss stand eine Zeitlang leer, bis es zum Hotel ausgebaut wurde.«
»Und hier wirst du nun wohnen.« Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse. »Das ist wunderschön!«
»Soll ich dir alles zeigen?«, fragte Raphael eifrig und voller Besitzerstolz.
»Gern.«
»Dann komm!«
Zwei Stunden später saßen wir einträchtig auf einer Wiese im Schlosspark und tranken Apfelsaft aus der hauseigenen Kelterei.
»Ich hätte nicht gedacht, dass das Schloss so groß ist«, sagte ich und rieb mir meine schmerzenden Füße.
»Ja, es hat sehr viel Platz.« Raphael saß aufrecht, so dass ich mich gegen seine Brust lehnen konnte. Er hatte einen Arm um mich geschlungen.
»Die Gäste werden das Hotel lieben. Und du wirst dich vor Kundschaft gar nicht retten
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