Für immer und eh nicht (German Edition)
lieber gewesen, sie hätte den Rat des Autors beherzigt. »In deinem Fall würde ich vielleicht doch lieber beim Kegelverein anrufen.«
Steffi schwärmte nämlich seit einiger Zeit mehr oder weniger heimlich für meinen Bruder – eine Tatsache, die ich nicht nachvollziehen konnte. Sebastian behandelte Frauen normalerweise nicht besonders aufmerksam und hatte Steffi bislang überhaupt nicht beachtet. Deshalb schüttelte ich jetzt missbilligend den Kopf. »Du bist viel zu gut für Sebastian.«
»Trotzdem.« Sie seufzte sehnsüchtig.
Dieser schmachtende Blick war ja kaum auszuhalten! Vielleicht half es, wenn ich ein paar Wahrheiten über ihn erzählte. »Weißt du übrigens, dass meine Mutter jeden Samstag bei ihm putzt?«
»Das ist sehr nett von ihr.«
»Das ist überflüssig. Der faule Kerl könnte selbst Ordnung halten.«
»Er hat doch so viel zu tun.«
»Das habe ich auch. Trotzdem putze ich allein.« Na ja, fast allein. Gestern hatte Raphael mir geholfen. Noch ein Grund mehr, warum er einfach perfekt war.
»Du willst Sebastian nur schlecht machen!«
»Und wenn?«
»Ich höre nicht mehr zu!«
»Er hat keine geregelten Arbeitszeiten.«
»Na und?«
»Am Abend hängt er die ganze Zeit vor dem Fernseher.«
»Das tue ich auch.«
»Und er hasst es, Schuhe zu kaufen.«
»Dafür kann sie sich Raphael ausleihen«, kam Sebastians Stimme aus dem Verkaufsraum.
Stefanie und ich fuhren erschreckt zusammen. Wie lange stand er dort schon?
Mein Bruder umrundete den Tresen und kam zu uns in den Pausenraum. »Hallo, Schwesterherz. Hallo, Steff.«
Stefanie wurde knallrot und kicherte.
»Sie heißt Stefanie«, korrigierte ich ihn.
»Steff ist doch sehr hübsch«, quiekte Stefanie albern.
Sebastian schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und wandte sich dann wieder an mich. »Um noch mal auf die Schuhe zurückzukommen, in diesem Bereich ist Raphael wirklich ein Profi.«
»Raphael? Der Typ, von dem du gerade erzählt hast?«, wollte Stefanie wissen.
»Ja, genau der«, antwortete Sebastian.
»Er geht gern mit Schuhe kaufen? Wieso erzählst du mir das nicht?«
»Hat sie das noch nicht erwähnt? Mir hat sie gestern noch ganz andere Dinge gebeichtet …« Sebastian grinste.
»Welche denn?« Stefanies Blick wanderte von Sebastian zu mir.
Ich ignorierte ihre Frage und funkelte meinen Bruder böse an. »Was willst du hier?«
»Stimmt es, dass Mama jetzt bei dir wohnt?«
»Vorübergehend, ja. Bis der Umbau erledigt ist.«
»Und wohin soll ich jetzt meine Wäsche bringen?«
»Wie wäre es mit selbst waschen?«
»Ich habe keine Waschmaschine.«
»Wie tragisch!«
»Du hast doch eine, oder?«
»Wage es ja nicht, mit deiner schmutzigen Wäsche bei mir aufzutauchen!«
»Keine Angst, ich bringe sie nicht dir, sondern Mama.«
»Ich habe auch eine Waschmaschine«, warf Stefanie schüchtern ein. »Du könntest ja mal vorbeikommen, und wir waschen zusammen.«
Dankbar strahlte er sie an. »Kannst du auch bügeln?«
»Sebastian! Du kannst doch nicht –«
»Ist schon okay«, unterbrach mich Stefanie und zwinkerte mir verstohlen zu. Die Arme glaubte tatsächlich, dass sie auf diese Weise zu einem Date mit meinem Bruder kam!
»Super!« Sebastian warf Stefanie eine Kusshand zu. »Ich rufe dich an, okay?«
Stefanie nickte glücklich.
Aus dem Verkaufsraum ertönte nun ein lautes Räuspern. »Wenn ihr das mit der Wäsche geklärt habt, könnte mir dann mal bitte jemand helfen?«
Sebastian schlug sich gegen die Stirn. »Harald! Den habe ich ganz vergessen. Er braucht dringend Pflaster oder einen Verband.« Er verließ den Pausenraum.
»Wir öffnen erst in fünf Minuten«, sagte ich, während ich ihm folgte. Vor dem Tresen stand sein Kollege und hielt sich ein blutiges Taschentuch an die linke Hand
»Okay.« Harald setzte sich auf einen Stuhl. »Dann blute ich eben noch fünf Minuten weiter.«
»So ein Unsinn! Bei Notfällen halte ich mich natürlich nicht an die Öffnungszeiten.« Ich betrachtete den tiefen Schnitt in seiner linken Handfläche. »Wie ist denn das passiert?«
»Ich würde dir ja jetzt gern erzählen, dass ich mir einen Schwertkampf mit einem Verbrecher geliefert habe.« Er grinste schwach. »Aber ehrlich gesagt ist mir nur das Taschenmesser ausgerutscht, als ich einen Apfel schneiden wollte, und wir hatten kein Pflaster im Auto.«
»Da wir gerade hier in der Nähe waren, sind wir zu dir gekommen«, ergänzte Sebastian. »Übrigens solltest du die Tür zur Apotheke nicht unverschlossen lassen, wenn
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