Für immer und eh nicht (German Edition)
auf den Boden. Raphael löste sich von mir und half Stefanie beim Aufsammeln.
»Tut mir echt leid«, murmelte diese schuldbewusst.
»Kein Problem!« Er reichte ihr die Kiste mit den kleinen Päckchen hoch.
»Hast du Zeit für einen Kaffee?«, fragte ich.
»Leider nicht.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe noch eine Verabredung.«
»Mit wem?« Sofort spürte ich leise Eifersucht.
»Ich treffe mich mit den Innenarchitekten, die das Schlosshotel umbauen. Schade, dass du nicht dabei sein kannst!«
»Ja, das ist wirklich schade«, murmelte ich.
»Wenn es fertig ist, wird es für uns beide perfekt sein«, versicherte er mir.
»Das hoffe ich.« Ich seufzte. »Musst du wirklich schon gehen?«
Er nickte.
»Also dann, bis morgen!«
Er umarmte mich zum Abschied. »Bis morgen, mein Hase.«
Hase? An seinen Kosewörtern musste er noch ein bisschen arbeiten.
Als die Tür ins Schloss fiel, räusperte sich Stefanie. »Wow! Wer braucht bei diesem Mann noch Träume? Er ist einfach himmlisch!«
»Ich weiß«, flüsterte ich. »Ich glaube, ich bin die glücklichste Frau der Welt.«
Erst sechs Stunden später, beim Abendessen, kehrte ich langsam auf den Boden der Tatsachen zurück.
Ich saß vor einem riesigen Berg Kartoffelsalat und beobachtete meine Mutter, die gerade ein Würstchen für den Dackel kleinschnitt. Sie achtete sorgfältig darauf, dass alle Stücke gleich groß waren, und ordnete sie dann im Kreis auf einem kleinen Dessertteller an.
»Braucht FF vielleicht noch Senf oder Ketchup?«, erkundigte ich mich spöttisch.
»Du sollst ihn nicht immer FF nennen. Er heißt Franz-Ferdinand.«
»Öfföff«, bellte Franz-Ferdinand.
»Hörst du? Er findet das mit der Abkürzung völlig in Ordnung.«
Mutter sah mich böse an. »Er ist ein Hund und kann nicht sprechen.«
»Wenn er ein Hund ist, warum muss er dann von meinem besten Dessertteller fressen?«
»Dieser Teller ist nicht dein bestes Geschirr. Das steht nämlich immer noch bei uns zu Hause.«
»Jetzt fang bitte nicht wieder mit dem Familien-Porzellan an! Das ist ja nicht einmal spülmaschinentauglich.«
»Du spülst doch sowieso die meiste Zeit mit der Hand ab, weil sich die Spülmaschine für eine Person gar nicht lohnt. Ich habe es ja gleich gesagt, aber auf mich wolltest du nicht hören.«
Ich bemühte mich, friedlich zu bleiben, und zählte leise die Quadratzahlen bis Hundert auf. »Wie du weißt, hat sich das mit dem Alleinsein inzwischen erledigt«, sagte ich danach.
»Öfföff«, bellte Franz-Ferdinand wieder und schielte ungeduldig auf die Würstchen. Meine Mutter stellte den Teller auf den Boden und streichelte den Hund, als er sich gierig auf sein Fressen stürzte. »So, mein Püppchen, nun iss schön!«
Ich war mir nicht sicher, ob sie den Hund oder mich meinte, und schob mir vorsichtshalber eine Gabel voll Salat in den Mund.
»Hast du Raphael heute gesehen?«
Ich nickte.
»Kommt er noch vorbei?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Aber vielleicht morgen?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. Morgen sollte Raphael endlich einmal ganz allein mir gehören.
Mutter runzelte die Stirn. »Ihr habt euch doch hoffentlich nicht gestritten? So kurz vor der Hochzeit! Das hatten wir schon mal –«
»Wir haben uns nicht gestritten«, unterbrach ich sie. »Er hatte nur heute keine Zeit. Und von der Hochzeit ist noch gar keine Rede.«
Sie ignorierte meinen letzten Satz. »Hat er morgen Zeit?«
»Morgen wird er mir sein Schloss zeigen.« Ich schluckte. Das hörte sich selbst für mich irgendwie eigenartig an.
Auch meine Mutter musste diesen Satz erst einmal verarbeiten. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie wieder das Wort ergriff. »Dann zieh dir morgen was Nettes an. Man kann nie wissen, wen man trifft.«
»Wen soll ich schon treffen? Die Königin von England oder den Fürsten von Monaco?«
»Nein, natürlich nicht. Sei nicht albern! Aber vielleicht begegnest du seiner Familie.«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich hatte weder Lust auf den Familientyrannen Gabriel noch auf die tüchtige Alleskönnerin Eva. »Ich hoffe nicht«, murmelte ich deshalb.
»Irgendwann möchte ich seine Verwandten auch mal kennenlernen«, fuhr meine Mutter fort und jagte mir damit den nächsten Schauer über den Rücken. »Dein Vater und ich werden demnächst mal einen Ausflug zum Schloss machen.«
»Oh, wie schön. Du wirst also tatsächlich wieder nach Hause ziehen.«
»Natürlich, das habe ich doch gesagt. Sobald der Umbau erledigt
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