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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wanner
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können.«
    »Gut, dass der Hoteltrakt so weit vom Privatflügel entfernt liegt, dass man dort nicht gestört wird.«
    »Das ist sicherlich angenehm.«
    »Es wird spannend sein, wenn wir uns hier einrichten.«
    Er hatte »uns« gesagt. Ich schluckte. Offenbar hatte er immer noch vor, mich zu ehelichen. Er meinte es ernst!
    Und ich? Meine Bedenken waren im Laufe der Besichtigung immer kleiner geworden, und mein Entschluss stand inzwischen fest: Hier wollte ich heiraten. Ihn heiraten. Und hier wollte ich leben. Mit ihm leben.
    Deshalb ließ ich mich nur zu gern von seiner Begeisterung anstecken. »Ich habe schon immer von einem begehbaren Kleiderschrank geträumt.«
    Er lachte. »Ehrlich? Man kann von einem Schrank träumen?«
    »Was ist daran so lustig?«
    »Gar nichts.« Er biss sich auf die Lippen.
    »Ich träume noch von ganz anderen Dingen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Von einer großen Küche mit freistehendem Esstisch.«
    »Schon notiert.«
    »Von einer Sauna im Keller.«
    »Warum im Keller? Da hat man doch gar keine Aussicht. Im Erdgeschoss ist genügend Platz.«
    »Einverstanden.«
    »Was noch?«
    »Von einem Kachelofen.«
    »Okay.«
    »Und ein Whirlpool?«
    »Das muss aber ein ganz schön geräumiger Traum sein.« Er schmunzelte vergnügt und drückte mich an sich.
    Ich schloss für einen Moment die Augen und kniff mich in den Arm. Was faselte ich da bloß von Träumen, in denen Einrichtungsgegenstände vorkamen? Das hier war doch viel besser als jeder Traum! Das war Realität – mein neues Leben!
    Glücklich ließ ich mich tiefer sinken und landete mit dem Kopf in Raphaels Schoß. Geistesabwesend strich er mir über meine Haare. Ich nahm seine Hand und begann, seine Finger zu küssen. Zuerst ließ er sich die Berührung gefallen. Doch als ich beim Mittelfinger angelangt war, sprang er auf.
    »Ich habe noch eine Überraschung für dich!«
    Der gepflegte Rasen federte den Aufprall meines Kopfes etwas ab. Trotzdem war ich verärgert über das plötzliche Ende unserer Vertraulichkeit.
    »Und das wäre?«, fragte ich und erhob mich vom Boden.
    »Wir gehen jetzt reiten.«
    Wie bitte? »Aber ich kann gar nicht reiten!«
    »Macht nichts, ich werde es dir beibringen.«
    »Heute?«
    »Aber ja.
    »Andere Leute brauchen dazu mehrere Reitstunden.«
    »Ich bin ein guter Lehrer, keine Panik.«
    Keine Panik – er hatte gut reden! Vermutlich ritt er seit seiner Kindheit. Mir hingegen waren Pferde bislang nur in meinen Wunschträumen erschienen, in der Realität hatte ich eher Angst vor großen Tieren und hatte mich noch nie näher als zehn Meter an ein Pferd herangetraut.
    »Ich weiß nicht …«
    »Reiten ist sehr romantisch.«
    »Wenn man es kann!«
    »Und außerdem ist es eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.«
    »Das glaube ich gern.«
    »Ich wette, du hast auch schon davon geträumt, reiten zu können.«
    »O ja!« Er hatte keine Ahnung, wie oft und wie lebhaft.
    »Na also, jetzt machen wir deinen Traum wahr. Komm schon!« Er ergriff meine Hand und zog mich mit sich. Seine Begeisterung war ansteckend. Was konnte schon schiefgehen, wenn er dabei war?
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er, als wir die Stallungen erreicht hatten, und verschwand durch eine grüne Holztür. Neugierig folgte ich ihm und stand auf einmal mitten im Pferdestall. Ein paar Spatzen flogen umher und zwitscherten aufgeregt im Dachgebälk. Es roch nach frischem Mist und nassem Pferdefell, und aus den Boxen war leises Schnauben und Wiehern zu hören.
    »Raphael?«
    Das Schnauben verstärkte sich. Ich fand, dass es ziemlich bedrohlich klang. Die Tiere konnten doch hoffentlich nicht ausbrechen?
    »Raphael?«
    Wieder nur Schnauben.
    »Hört mal, ihr Pferde!«, murmelte ich und versuchte, gelassen zu klingen. »Ich tue euch nichts, wenn ihr mich auch in Ruhe lasst.«
    Langsam bewegte ich mich vorwärts und spähte in eine Box, in der ein schwarzes Pferd stand und Heu fraß. Es ließ sich durch meine Anwesenheit nicht stören, sondern wühlte mit seinem Maul weiter im Stroh.
    Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Der Stallgeruch verursachte ein starkes Kribbeln in meiner Nase. Von meiner hastigen Bewegung aufgeschreckt, hob das schwarze Pferd den Kopf und starrte mich an.
    »Hallo, Pferd«, flüsterte ich. »Friss ruhig weiter!« Ich machte mit meinem Kiefer kauende Bewegungen, die es leider nicht verstand. Stattdessen glotzte es mich argwöhnisch an. Ich probierte es mit einem freundlichen Lächeln, aber auch davon zeigte sich das Tier

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