Für immer und eh nicht (German Edition)
nicht mehr aus dem Kopf geht.«
»Ich dachte, du erzählst mir etwas Neues?«
»Das ist neu.«
»Für mich nicht. Raphael hat dich von Anfang an fasziniert, schon als er mit dir am Flughafen Tee getrunken hat.«
»Es geht aber nicht um Raphael. Ich habe … ich bin … es gibt noch jemand anderes.« Das Geständnis kam mir nur schwer über Lippen.
»Es geht nicht um Raphael?«
»Nein.«
»Aber warum nicht? Ich dachte, er ist dein absoluter Traummann.«
»Das ist er auch. Er sieht gut aus, ist liebevoll, höflich und rücksichtsvoll, liest mir jeden Wunsch von den Augen ab, und noch dazu hat er massenhaft Geld und ein richtiges Schloss.«
»Für mich klingt das nach einer perfekten Partie.«
»Das hat es für mich auch getan. Bis …« Ich stockte.
»Bis?«, half Hanna nach.
»Bis mir jemand anderes den Kopf gewaschen hat.« Ich dachte an das fröhliche Strahlen in Haralds Augen, als er mir das Wasser ins Gesicht spritzte, und musste unwillkürlich lächeln.
»Wie bitte? Kannst du dich deutlicher ausdrücken? Ich verstehe kein Wort.«
»Es geht um den Typen, der mich neulich im Garten mit dem Wasserschlauch erwischt hat.«
»Ach, der! Gratuliere, dann scheinst du dir inzwischen – anders als bei unserem letzten Gespräch – zumindest sicher zu sein, dass es ein Mann ist.«
»Oh, ja!«
»Wer ist es?«
»Du kennst ihn nicht.«
»Wer ist es?«, wiederholte Hanna störrisch.
»Harald.« Allein schon die Erwähnung seines Namens verursachte mir Herzklopfen.
»Wer ist Harald?«
»Ich sagte doch, du kennst ihn nicht.«
»Dann beschreib ihn mir!«
Ich überlegte für einen Moment. »Eigentlich ist er das genaue Gegenteil von Raphael. Schlecht rasiert, frech, unfreundlich und dann auch noch besser in Mathe als ich selbst.«
»Ups, das klingt nicht gut.«
»Ich weiß. Unsympathisch, oder?«
»Das meine ich nicht.« Sie lachte leise. »Wenn er dich trotz dieser Fehler interessiert, dann ist das viel ernster als die Sache, die du mit dem perfekten Raphael laufen hast.«
»Ich habe überhaupt nichts laufen.«
»Ach, immer noch nicht? Ich habe mich gar nicht zu fragen getraut.«
»Hanna!«
»Schon gut.« Sie machte eine kleine Pause. »Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen.«
»Was gibt es da zu überlegen? Jeder Mann würde gegen Raphael verlieren.«
»Und warum rufst du mich dann in aller Herrgottsfrühe an?«
»Vielleicht wollte ich genau das von dir hören.«
»Ich werde dir weder zu dem einen noch zu dem anderen raten, Theresa. Das musst du ganz allein entscheiden.«
»Sehr hilfreich.«
»Was hast du erwartet?«, verteidigte sie sich. »Ich bin tausende von Kilometern von dir entfernt und kenne diesen Harald überhaupt nicht.«
»Und wenn du mir einen Rat geben müsstest? Nur mit dem Wissen, das du hast? Was würdest du sagen?«
»Ganz ehrlich?«
»Ganz ehrlich!«
»Komm endlich mit Raphael zur Sache. Wenn der Sex mit ihm so gut ist wie der Rest, dann brauchst du den anderen Typen nicht. Wenn du aber auch nur die geringsten Zweifel dabei verspürst, dann …« Sie machte eine Pause.
»Was dann?«
»Dann solltest du diesem Harald einen Rasierapparat schenken und überlegen, ob du damit leben kannst, nicht mehr das einzige Mathe-Genie in der Familie zu sein.«
Ich überging ihre letzte Bemerkung. »Meinst du wirklich, dass ich mit Raphael Sex haben sollte?«
»Was ist denn das für eine blöde Frage?«
»Okay.« Ich seufzte. »Vielleicht hast du ja recht.«
Ich dachte immer noch über Hannas Rat nach, als ich eine halbe Stunde später mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch saß. Wie schon am Freitagabend, so hatte ich auch diesmal die Füße in Franz-Ferdinands Bauchfalten gesteckt. Der Hund lag zusammengerollt zu meinen Füßen und schnarchte laut. Dem armen Kerl hatte ich in der Nacht wohl nicht viel Ruhe gegönnt. Aber wenn ich mich schon mit einem Hund um den Platz auf dem Sofa stritt, wie eng würde es dann mit einem Mann werden? Und überhaupt – wie sollte ich es anstellen, ihn zu verführen? Bislang hatte er meine Versuche sanft, aber entschieden zurückgewiesen.
»Das wird schwierig werden«, flüsterte ich deprimiert und kraulte Franz-Ferdinand zärtlich über den Rücken. Zumindest hatte das Problem einen Vorteil: Es lenkte mich von der Frage ab, wie viel Harald mir tatsächlich bedeutete. Darüber wollte ich lieber nicht nachdenken.
»Guten Morgen!« Fröhlich betrat meine Mutter die Küche und blieb vor dem Tisch stehen.
»Guten Morgen!«
»Wie war
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