Fuer immer und einen Tag
sich zu ihr, und ihre Lippen berührten sich. Diesmal erlebte sie ganz bewusst, was passierte, und es war ein Gefühl, das sie nie vergessen würde. Seine Küsse waren sanft, sanfter als die elektrische Energie, die durch ihren Körper raste.
»Komm, machen wir uns auf den Heimweg«, sagte er schlieÃlich.
Emma war einverstanden, aber Ben musste sie von ihrem Platz hochziehen. »Bist du sicher, dass du es schaffst?«, fragte er.
»Es wird schon gehen, wenn wir erst mal aus diesem verflixten Nebel heraus sind.«
Ben starrte sie an. »Es ist hier gar nicht neblig, Emma.«
»Oh«, machte sie und hob eine Hand vor die Augen. Ihr Blick war getrübt und verschwommen. Das Blut pochte in ihren Ohren, und sie spürte eine neue Welle der Panik in sich aufsteigen. Ihr Kopf pochte grausam, während ihr klar wurde, dass auch ihr kurzer Moment des Glücks von dem Monster vereinnahmt wurde, das sie verfolgt und endlich eingeholt hatte. »Ich glaube, du musst mich von diesem Berg herunterbringen«, sagte sie und fügte dringlicher hinzu: »Schnell.«
Ben brauchte keine weiteren Erklärungen, sondern half ihr, langsam und vorsichtig den Weg zum Parkplatz hinunterzusteigen. Wo der Boden eben genug war, trug er sie, und sie sah ihm dabei fest ins Gesicht.
»Wirst du bei mir bleiben?«, fragte sie.
»Immer«, versprach er.
Sie wollte etwas sagen, doch das richtige Wort fiel ihr nicht ein. Panik überflutete ihr Gehirn, und Ben war schon fast beim Auto, ehe sie das Wort zu fassen bekam, das ihr wie ein schlüpfriger Fisch immer wieder entglitten war. »Tabernakel«, sagte sie mit einem erleichterten Lächeln.
Als Ben noch besorgter dreinsah, hoffte sie, dass er von allein darauf kommen würde, was sie meinte, denn es blieb keine Zeit für Erklärungen, es gab wichtigere Dinge zu besprechen. »Erzähl mir von unserem gemeinsamen Leben in dem kleinen Cottage. Ich will es hören. Ich muss es hören.«
ZEHNTES KAPITEL
E mma hatte das Gefühl zu schweben, und als sie in den Nebel hinaufspähte, der ihr vom Berg herunter gefolgt war, nahm sie nichts anderes wahr als sich schnell miteinander abwechselnde Felder von Licht und Dunkelheit. Allmählich dämmerte ihr, dass sie auf einer Bahre lag und mit hektischer Eile vorangeschoben wurde. Ihr Gehirn wurde hin und her geschubst, doch sie spürte es nicht, genauso wenig wie den Schmerz, der in ihrem Kopf explodiert war, kaum dass sie in Bens Auto saà und langsam auftaute. Sie befand sich nun hoch über allem.
Der blinde Fleck in ihrem peripheren Sehen verschluckte immer mehr von dem wechselnden Licht, aber sie hatte keine Angst. Jemand hielt ihre Hand.
»Bleib bei mir«, flüsterte sie.
Wir standen vor dem Cottage, und seine weià verputzten Mauern leuchteten in der Sonne, die unsere Gesichter wärmte. Die Kletterrosen waren kaum mehr als zerbrechliche Stängel neben der Haustür, aber sie würden mit der Zeit wachsen. Sie waren schon eifrig dabei, Wurzeln zu schlagen, und würden schlieÃlich ausgreifen, höher klettern und sich diesen Ort erobern. Die Rosen würden blühen, und wir würden ihren süÃen, berauschenden Duft einatmen und wissen, dass wir zu Hause waren.
»Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«, fragte ich.
»Ja.«
»Sieh nur«, sagte ich, als müsste ich sie noch weiter überzeugen. Ich ging zurück über die Schwelle und zeigte hinauf zur Decke. Dort waren keine Dachbalken mehr zu sehen und kein Stück Himmel darüber. Wir hatten ein Dach über dem Kopf. Wir waren sicher und geborgen.
»Es ist perfekt«, gab Emma zu und fing an zu lachen.
Staunend blickte ich in ihr schönes Gesicht und wusste, dass sie endlich mir gehörte. Ich konnte auf sie zugehen und sie küssen, ohne fürchten zu müssen, eine Ohrfeige zu bekommen. Das war nicht immer so gewesen. Als ich Emma zum ersten Mal begegnet war, konnte ich es kaum glauben, dass sie und Louise Schwestern waren, so verschieden waren sie. Louise war die Laute, Extrovertierte, die anderen Aufmerksamkeit abverlangte, während ihre Schwester der düstere, grüblerische Typ zu sein schien, und mein erster Eindruck von ihr, muss ich gestehen, war nicht eben toll. Sie hatte keine Ausstrahlung, keine Präsenz, im Gegensatz zu ihrer Schwester und ihrem damaligen Freund. Sie hielt sich stets im Hintergrund und schien sich dort
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