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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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irgendeinem Grund rechnete ich damit, dass der goldene Ball wie Glas zerbrach, aber er bestand offenbar aus einem widerstandsfähigeren Material.
    Als die Flammen verschwanden, sah die Kugel genauso aus wie vorher. Pritkin hatte den Moment der Explosion genutzt, um eine weitere Ley-Linie zu öffnen, diesmal eine gelbe. Sie pulsierte wie eine kleine Sonne direkt über unseren Köpfen, und ich fühlte ihren Sog, als Mircea die Arme nach uns ausstreckte.
    Er bekam Pritkin zu fassen, doch angesichts des weiten Umhangs konnte man kaum feststellen, wo der Körper des Magiers begann – Mirceas Hand schloss sich nicht um Pritkins Arm, sondern um schwarzen Stoff. Das Cape flog zur Seite, als der Magier zur Kugel sprang und sie sich schnappte. Im gleichen Augenblick wurden wir in eine gelbe Leere gesaugt.
    Nach einer kurzen ungestümen Reise spürte ich Wind im Gesicht, und wir fielen auf etwas Glitschiges. Ich lehnte an etwas, das sich wie Stein anfühlte, und meine Augen weigerten sich, etwas anderes wahrzunehmen als wogende Schatten. Die Lungen protestierten gegen die kalte Nachtluft. Es war wie ein Sprung ins Schwimmbecken, obwohl das Wasser noch zu kalt war: Man spürte nur den Schock, während man wieder an die Oberfläche kam und nach Luft schnappte.
    Als ich wieder sehen konnte, ersetzte eine völlig schwarze Welt das Durcheinander aus Farben. Die Schwärze erstreckte sich in alle Richtungen, als wäre ich von Pritkins Cape umhüllt. Ich hörte, wie er in der Nähe schnaufte; es klang so erschöpft, wie ich mich fühlte. Mir fiel ein, dass Mircea gesagt hatte, längere Reisen ohne eine besondere Abschirmung seien nicht ratsam. Vielleicht hatten wir deshalb haltgemacht. Vielleicht war Pritkin müde geworden durch all die Ley-Linien-Sprünge ohne die Kugel. Pech für mich, dass ich viel zu erledigt war, um es auszunutzen.
    Ich hielt mich an den eiskalten Steinen fest, bis sie langsam Konturen gewannen. Sie gehörten zu einem Zaun am Rand eines leeren Felds. Weit und breit war nichts zu sehen, bis auf einige graubraune Flecken in der Ferne, vielleicht Bäume. Graue Dunstschlieren stiegen vom feuchten Boden auf und wogten langsam um unsere Beine. Pritkin suchte in seiner Kleidung nach etwas, und zu seinen Füßen glühte die Kugel durch einen Schleier aus Schmutz – sie hatte bei unserer Ankunft ein Schlammbad genommen.
    Ich schien auf mich allein gestellt zu sein.
    Während sich mein Puls wieder beruhigte, musterte ich diesen neuen Pritkin aufmerksam. Nach einer modischen Kniehose, einer bestickten Weste und einer gepuderten Perücke hielt ich vergeblich Ausschau. Er trug einfach nur ein weißes Hemd mit langen Ärmeln, die trotz des Wetters hochgerollt waren und muskulöse Unterarme zeigten, und eine graue Hose, die auch zweihundert Jahre später nicht fehl am Platz gewirkt hätte. Hinzukamen reichlich Waffen, wie bei ihm üblich. Der Unterschied bestand darin, dass die automatischen fehlten.
    Nur das lange goldrote Haar passte nicht recht ins Bild. Aus einem mir unerfindlichen Grund fing es immer wieder meinen Blick ein. Ich wollte ihn mir gern als den Mann vorstellen, den ich kannte, den ich gelegentlich Freund genannt hatte, aber das Haar hinderte mich daran. Es bekam dafür einen verärgerten Blick von mir, und ich dachte daran, wie schnell sich meine Welt verändert hatte. Ich hatte bereits das Ende unserer Freundschaft beklagt und ihn für einen Verräter gehalten. Nur um ihn anschließend neu einzuschätzen und damit zu beginnen, ihm wieder zu vertrauen. Was mir eine neue Enttäuschung bescherte, weil ich feststellen musste, dass ich mit der ersten Einschätzung richtiggelegen hatte.
    Es spielte keine Rolle, ob Pritkin den Codex jetzt bei sich führte oder nicht. Er hatte das verdammte Ding geschrieben. Die ganze Zeit über war ihm der Zauber bekannt gewesen, mit dem sich der Geis neutralisieren ließ – ohne mir zu helfen. Dafür gab es keine Entschuldigung. Es wäre gar nicht nötig gewesen, dass er sich zu erkennen gab.
    Er hätte den Anschein erwecken können, den Gegenzauber in einem der alten Bücher gefunden zu haben. Er hätte viele Dinge tun können, anstatt einfach die Hände in den Schoß zu legen und zuzusehen, wie Mircea starb. Aber für ihn waren Vampire kaum besser als Dämonen.
    Und der einzige gute Dämon war ein toter Dämon.
    Ich versuchte, den plötzlich in mir brodelnden Zorn unter Kontrolle zu halten.
    Wenn ich den Gegenzauber nicht bekam, starb Mircea und gewann Pritkin. Das eine war

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