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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ebenso inakzeptabel wie das andere.
    Ich starrte ihn noch immer an, als er mich plötzlich an beiden Armen packte.
    »Die Karte! Was hast du damit gemacht?«
    »Welche Karte?«
    Er schüttelte mich, was mir vielleicht dabei helfen sollte, klarer zu denken. Es klappte nicht. »Die Karte, auf der eingetragen ist, wo sich der Codex befindet!«
    »Ich dachte, Sie hätten den Codex bei sich. Soll das etwa heißen, dass Sie ihn nicht haben?«
    »Sie haben ihn nicht zur Auktion mitgebracht, aus Sorge, dass jemand versuchen könnte, ihn zu stehlen. Stattdessen wurde eine Karte zu seinem Aufenthaltsort versteigert«, sagte er und sah mich so an, als vermutete er, dass ich mir die Karte in den Ausschnitt gesteckt hatte. Als ob es dort genug Platz für eine Serviette gäbe. »Wenn du nicht die Demütigung eines Offenbarungszaubers erleiden willst, solltest du mir das Buch jetzt geben!«
    »Ich habe es nicht! Und welche Demütigung?«
    Pritkin hob die Hand, ohne mich zu berühren – seine Finger schwebten einige Zentimeter vor unbewegter Seide. Mein Kleid glühte kurz auf, aber allem Anschein nach waren nur die magischen Batterien leer, denn es geschah nichts.
    Abgesehen davon, dass es plötzlich durchsichtig wurde, zusammen mit allem anderen, das ich trug.
    »Lieber Himmel!« Ich sprang hinter den Zaunpfosten, der mir zusammen mit der Düsternis genug Sichtschutz gewährte. Viel besser fühlte ich mich dadurch nicht. »Wie irre sind Sie eigentlich?«
    Pritkin presste die Lippen zusammen. »Gib mir, was mein Eigentum ist, und ich nehme den Offenbarungszauber zurück.«
    »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt! Ich habe keine Karte!«
    Pritkin hob erneut die Hand und murmelte ein Wort, was auch den Zaunpfosten durchsichtig machte. Mit einem Quieken lief ich am Zaun entlang zum nächsten steinernen Pfosten. Pritkin folgte mir auf der anderen Seite, und wir standen uns am Pfosten gegenüber. »Wagen Sie es bloß nicht!«, sagte ich, als er wieder die Hand hob.
    »Dann gib mir, was ich will!«
    »Fahren Sie zur Hölle!«
    »Die habe ich gerade verlassen«, knurrte er, und der Pfosten verschwand. Bevor ich noch einmal loslaufen konnte, sprang er über den Zaun und packte mich am Nacken. Ich zappelte, kam aber nicht von der Stelle, und schließlich gab ich es auf.
    Nach einigen Sekunden fühlte ich, wie Pritkin die Hand sinken ließ und zurückwich. Allem Anschein nach hatte er den Schmutz von der Kugel gestrichen, denn plötzlich tanzte ihr Licht hell über den glasartigen Pfosten vor mir. Die durchsichtigen Steine und der plötzliche Glanz erschreckten ein kleines Tier, das in einem Bau unter dem Zaunpfosten wohnte. Es stob davon und verschwand in der Dunkelheit.
    Ich spürte Pritkins Blick, der mir unbarmherzig und kompromisslos über den Rücken strich wie die Hand eines Phantoms. Am liebsten wäre ich gesprungen, aber selbst wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte – welches Ziel sollte ich wählen? Ich brauchte den Codex, und Pritkin hatte ihn. Er sollte ihn besser haben, denn wenn er ihn nicht hatte, würde ich ihn umbringen. Langsam.
    »Dreh dich um«, sagte er nach einigen Sekunden.
    Ich schlang die Arme um den durchsichtigen Zaunpfosten und warf mir Dummheit vor. Bring es hinter dich; vielleicht hört er dir dann zu. Na los, denk einfach nicht darüber nach… Ein guter Rat, wenn man unberücksichtigt ließ, dass es um Pritkin ging, und irgendwie wurde dadurch alles anders. Wie seltsam: Vor den Augen eines Fremden wäre es mir nicht so unangenehm gewesen.
    »Ich habe die Karte nicht«, wiederholte ich und versuchte, die Kälte zu ignorieren, und den Umstand, dass mein Körper so reagierte, wie es vorherzusehen war.
    »Ich bedauere, dass ich dich nicht einfach beim Wort nehmen kann«, sagte Pritkin, und es klang fast ehrlich. Aber es klang auch entschlossen. Als ich mich noch immer nicht rührte, kam er näher. »Ich finde das abscheulich. Mach es nicht noch abscheulicher, indem du mich zwingst, dich abzutasten.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht davor zurückschrecken würde.
    Ich atmete tief durch. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich zeige mich Ihnen, wenn Sie sich mir zeigen.«
    »Was?«, erwiderte er verwirrt.
    »Machen Sie die Offenbarungssache an sich selbst. Dann drehe ich mich um.«
    »Ich verberge nichts.«
    »Ich auch nicht! Es scheint mir nur fair zu sein.«
    Pritkin brummte etwas, das sich ziemlich gemein anhörte. »Meine Kleidung ist magisch geschützt! Selbst wenn ich auf deine

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