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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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etwas aufgefallen wäre.
    »Wir müssen es riskieren«, sagte Mircea. »Halt dich fest.«
    »Meine Güte, ich fange wirklich an, diese Worte zu hassen…«
    Und dann fielen wir zur Seite des Mahlstroms aus Licht und Lärm. Für ein oder zwei Sekunden befürchtete ich, dass etwas schiefgegangen war. Aber plötzlich verschwanden die Farben, und es donnerte, und plötzlich standen wir auf festem Boden.
    »Das Quartier Latin«, hörte ich Mircea sagen, während meine Augen noch damit beschäftigt waren, sich den veränderten Lichtverhältnissen anzupassen – ich sah noch immer ein visuelles Echo der hellen pulsierenden Linien-Farben, wie ein Feuerwerk am dunklen Nachthimmel. »Dieses Viertel ist selbst in unserer Zeit ein Labyrinth aus kleinen Straßen und Gassen. Das wird nicht so einfach sein, wie ich gehofft habe.«
    Es gelang mir schließlich, den Blick auf die einzige verbliebene Lichtquelle zu richten, auf die Kugel in Mirceas Händen. Sie glühte matt, und ich konnte nicht erkennen, ob sie uns noch immer mit einem Schild umgab. Jenseits ihres Scheins ragten dunkle Gebäude auf, und über ihnen leuchteten Sterne.
    »Woher weißt du, wo wir sind?« Selbst für Vampiraugen war es dunkel.
    »Die Linie, die wir benutzt haben, führt durch die Stadtmitte von Paris und zur Ile de la Cité. Und ich rieche die Seine.«
    Gut für ihn. Ich roch vor allem die Abfälle, die trotz des kalten Wetters in der Gosse verfaulten. Ich trat in etwas Schleimiges, das an der Schuhsohle festklebte und nach verfaulendem Obst stank. Pferdedung und der scharfe Geruch von menschlichem Urin waren praktisch überall – aus irgendeinem Grund fehlte so etwas in all den Mantel-und-Degen-Filmen.
    »Hier entlang.« Mircea nahm meinen Arm, was ich diesmal mit Dankbarkeit zur Kenntnis nahm, denn das Kopfsteinpflaster war uneben und schleimig dort, wo sich kein Eis gebildet hatte.
    Es war zu still in der dunklen, kurvenreichen Straße, und an manchen Stellen wurde sie so eng, dass ich befürchtete, jemand könnte sich aus der Finsternis beugen und mich packen. Dass so etwas geschehen konnte, ließ sich nicht ausschließen, wenn man bedachte, dass Pritkin den Angriff der Verteidigung vorzog. Doch wir erreichten das Ende der Straße ohne Zwischenfall, und dort präsentierte sich uns eine etwas hellere Szene im Licht der Mondsichel: die Seine, dahinter die hohen Türme von Notre Dame. Der früher am Abend gefallene Schnee war auf dem Pflaster geschmolzen und hatte es in einen Eisspiegel verwandelt, der die riesige Kathedrale perfekt widerspiegelte. Leider verzichtete er darauf, uns Pritkin zu zeigen.
    Mircea hob den Kopf und schien zu versuchen, Witterung auf zunehmen. Ich roch nur verfaulenden Fisch und deutliche Hinweise darauf, dass Paris in dieser Epoche offenbar noch keine Abwasser-Gesetze gekannt hatte. Mircea schien in der Lage zu sein, den Gestank aus seiner Wahrnehmung herauszufiltern. Er wandte sich der dunklen Öffnung einer Gasse zu, doch bevor wir sie erreichten, fing ein naher Heukarren plötzlich Feuer. Er stand am Straßenrand, brannte munter vor sich hin und flog uns dann entgegen.
    Mircea stieß mich beiseite, verlor dadurch aber wertvolle Sekunden und schaffte es nicht, dem ganzen brennenden Heu auszuweichen. Ich hatte gesehen, wie er auf die für ihn typische souveräne Art mit Feuer fertig wurde, aber in diesem Fall musste es etwas Besonderes haben – vielleicht enthielt es noch etwas von dem Zauber, dem es seine Entstehung verdankte –, denn es ging nicht aus und erfasste auch den dicken Stoff von Mirceas Hemd.
    Er riss sich das Hemd vom Leib und warf es in den Fluss, wo die Flammen zischten und verschwanden, aber inzwischen griff das Feuer auf sein Haar über.
    Bevor ich ihn erreichen und es mit den Händen ausschlagen konnte, war Mircea plötzlich weg, und ich hörte ein Platschen. Ich drehte mich um und sah Wellen.
    Einen Moment später kam sein Kopf aus dem Wasser. Das Feuer war aus, aber mir blieb nicht einmal Zeit genug, erleichtert zu seufzen, denn plötzlich hatte ich ein Messer an der Kehle. Ich erstarrte.
    »Wenn ich mich recht entsinne, habe ich darauf hingewiesen, dass es unklug wäre, mir zu folgen«, sagte Pritkin.
    »Es wäre ebenso unklug, sie zu verletzen«, sagte Mircea. Ich sah keine Bewegung bei ihm, aber Pritkin wirkte plötzlich angespannt und sehr wachsam.
    »Bleib wo du bist, Vampir!« Ich spürte den Druck der Messerspitze an meiner Haut, und etwas Warmes – ein kleiner Tropfen – lief mir über den

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