Für immer untot
Karte, und wir gehen zwar nicht als Freunde auseinander, aber wenigstens nicht als Feinde«, warnte er. »Und glaub mir, wenn ich dir sage, junge Dame: Du möchtest mich nicht als Feind.«
»Vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt«, sagte ich düster und trat die Karte in Mirceas Richtung. »Kein Gw-Gegen-zauber, keine Karte. Entweder befreist du mich von dem Ding, oder du siehst den Codex nie wieder. Das schwöre ich!«
Pritkin gab keine Antwort und reagierte auf eine Art und Weise, mit der ich gewiss nicht gerechnet hatte: Er stieß mich zur Seite und sprang Mircea entgegen. Ich fiel, und als ich mich aufsetzte, hatten sie den Kampf bereits ein ganzes Stück übers Kopfsteinpflaster getragen, zurück zur Kathedrale.
Der Angriff beim Kasino mochte Mircea erschöpft haben, aber ein Meistervampir ist und bleibt ein Meistervampir, und das lernte Pritkin jetzt auf die harte Tour. Der Kampf war so schnell vorbei, dass er fast gar nicht stattgefunden hatte. Ein wuchtiger Ellenbogenstoß von Mircea ließ den Magier gegen die große Eingangstür der Kathedrale taumeln. Mit einem lauten Pochen prallte er gegen das Portal, und ich vermutete, dass er ziemlich erledigt sein musste, wenn seine Schilde nicht erschienen waren, um ihn vor dem Aufprall zu schützen.
Pritkin wankte einige Schritte nach vorn, fiel und blieb reglos liegen wie eine achtlos beiseite geworfene Puppe. Mircea stapfte trotzdem zu ihm, und ich kam rasch wieder auf die Beine. »Mircea! Töte ihn nicht!«
Er sah zu mir, zögerte kurz und nickte knapp. Mircea hatte Pritkin in unserer Zeit gesehen und wusste, dass er nicht hier sterben durfte, in dieser Nacht. Ich lief los und hatte Angst, dass es bereits zu spät war, dass das laute Knacken, das ich gehört hatte, von Pritkins Kopf gekommen war.
Doch als ich neben ihm kniete, fand ich keine großen Verletzungen. Ich fühlte den Puls, hob dann ein Lid. Am Ende der Treppe hatte er sich vielleicht nur bewusstlos gestellt; ich wusste es nicht genau. Aber auf dem Schiff war er echt hinüber gewesen, und wenn er jetzt nur so tat als ob, war er ein verdammt guter Schauspieler.
»Er ist bewusstlos«, bestätigte Mircea. Er spürte Dinge wie den Blutdruck und wusste, wann sich jemand nur bewusstlos stellte.
Mircea trug Pritkin in die Kathedrale, und wir legten sein Cape wie eine Decke über ihn. Keine Menschenseele war in der Nähe, und es dauerte noch einige Stunden bis zum Morgen. Niemand würde Pritkins Schlaf stören, bis er von ganz allein erwachte. Aber es war zu still, und der Ort fühlte sich irgendwie seltsam an, nicht wie eine Kirche, in der sich regelmäßig Leute versammelten, sondern wie eine der verlassenen Krypten von Pere Lachaise, schön, aber vergessen. Es gefiel mir nicht, Pritkin hier zurückzulassen.
Mircea nahm meinen Arm und zog mich von dem Magier fort. »Er wird überleben«, versicherte er mir. »Aber wenn er erwacht. .«
Ich verstand, was Mircea meinte. Pritkin war nicht der Typ, der einfach so aufgab, auch nicht mit einer möglichen Gehirnerschütterung. Und uns konnte kaum daran gelegen sein, dass Mircea bei ihm noch mehr Schaden anrichten musste.
»Wohin jetzt?«, fragte ich müde. Mir war kalt, ich hatte Hunger, und nach all dem Adrenalin fielen mir die Augen zu. Nach einer langen, anstrengenden Suche stand mir ganz und gar nicht der Sinn.
»Wir müssen uns beide ausruhen, bevor wir mit der Schatzsuche beginnen«, sagte Mircea, der meine Gedanken erraten zu haben schien. Er runzelte kurz die Stirn, und dann glättete sich sein Gesicht. »Ich kenne genau den richtigen Ort dafür.«
Dreiundzwanzig
Einen kurzen Ley-Linien-Trip später standen wir vor einer Tür aus dickem Eichenholz und mit einem Türklopfer aus Messing, geformt wie ein Drache, der seinen eigenen Schwanz verschlang. Ich betrachtete ihn benommen. Verfolgte mich das Ding? Mircea hämmerte damit einige Male an die Tür, doch niemand öffnete.
»Die meisten Bediensteten befinden sich auf meinem Landsitz«, erklärte er und klopfte erneut, noch lauter. »Aber der Hausmeister sollte hier sein. Er reist nicht gern.«
Ich sah mir das Haus an, das vollkommen verlassen wirkte, und fragte mich, ob Mircea sicher war. Ohne den Herrn hatte der Hausmeister vielleicht einen Ort aufgesucht, an dem nicht jeden Tag Hinrichtungen stattfanden. »Es scheint niemand zu Hause zu sein«, sagte ich und spähte durch ein Fenster. Drinnen konnte ich nicht viel erkennen, denn es waren Tücher über die Möbel gelegt, doch das
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