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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Haus fühlte sich ebenso leer an wie die Kathedrale.
    Mircea lächelte nur. »Er ist ein bisschen langsam.«
    »Als du gesagt hast, du hättest in Paris gewohnt. .«
    »Habe ich hier gemeint.« Mircea klopfte einmal mehr an die Tür, so heftig, dass sie in ihren Angeln erbebte. »Bevor ich Mitglied des Nordamerikanischen Senats wurde, habe ich dem Europäischen angehört. Und der befand sich seit dem frühen Mittelalter in Paris.«
    Er wollte erneut klopfen, doch in diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und zwar von einem kleinen Alten mit großer Nase und wässrigen blauen Augen. Er sah uns kurzsichtig unter einer zu großen Perücke hinweg an und spie dabei einige zornige Worte auf Französisch. Was auch immer er sagte, er untermalte es, indem er mit seinem Gehstock fuchtelte – ohne den er das Gleichgewicht verlor und die Treppe hinuntergefallen wäre, wenn Mircea ihn nicht festgehalten hätte.
    »Verdammte junge Rabauken!«, stieß er hervor und versuchte, Mircea ins Handgelenk zu beißen. Zwar war er ein Vampir, aber er hatte nur einen Eckzahn, mit dem sich nicht viel anstellen ließ.
    »Horatiu, ich bin’s!« Mirceas Stimme hallte die Straße hinauf und hinunter, als er dem Alten praktisch ins Ohr schrie.
    »Hä?« Der Greis blinzelte, wodurch seine Sicht aber nicht besser wurde.
    Mircea seufzte. »Ich habe dir eine Schnur für die Brille gegeben«, sagte er und suchte in Taschen des Mantels, den der Alte trug. »Warum hast du sie nicht aufgesetzt?«
    »Ich bin ein Vampir, und Vampire brauchen keine Brillen!«, erwiderte Horatiu und schlug nach den fremden Händen. Mircea achtete nicht darauf und fand schließlich einen Zwicker, den er auf die lange Nase des Alten setzte. Dann lächelte er aufmunternd und wiederholte: »Ich bin’s.«
    »Das weiß ich!«, erwiderte Horatiu gereizt. »Du hättest dich ankündigen sollen. Hab nichts vorbereitet«, meckerte er, ließ uns aber eintreten.
    Im Schneckentempo wanderten wir durch einen Flur und eine breite Treppe hinauf. Horatiu trug eine Kerze, deren flackerndes Licht Schatten über die Wände tanzen ließ und mir Gelegenheit gab, Mircea etwas deutlicher zu sehen.
    Er sah noch immer ziemlich wüst aus, obwohl er sich gewaschen hatte: Die eine Hälfte seiner Klamotten fehlte, und die andere war verdreckt; etwas, das ich für einen Streifen Tang hielt, klebte hartnäckig in seinem Haar. Man bekam sicher nicht sehr oft Gelegenheit, ihn auf diese Weise zu sehen; vielleicht sollte ich es für eine Art Privileg halten.
    »Du musst dich umziehen, bevor du meinem anderen Selbst gegenübertrittst«, sagte ich und versuchte, nicht zu lachen. »Am besten wäre Kleidung, die der alten weitgehend ähnelt.«
    Mircea warf mir einen Blick zu, der darauf hinwies, dass ihm meine Erheiterung nicht entgangen war. »Ich habe mehrere schwarze Anzüge.«
    »Aber das Hemd…«
    »Mir stehen auch einige weiße Hemden zur Verfügung.«
    »Tatsächlich? Sie schienen mir nicht von der Stange zu kommen.«
    »Von dort kommen sie auch nicht. Ming-de schickt mir jedes Jahr ein weißes Hemd zum Geburtstag.«
    »Wie nett von ihr. Hat sie einen besonderen Grund dafür?«
    Mircea blinzelte. »Möchtest du mir vielleicht sagen, was der Magier meinte, als er von ›verletztem Schamgefühl sprach?«
    Ich befeuchtete mir die Lippen und schmeckte auf der Zunge einen Rest von etwas, das mich ans wilde Küssen eines gewissen irren Magiers erinnerte.
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dann werde ich meine Geheimnisse für mich behalten, Dulceafä.«
    »Ja, aber du hast mehr als ich«, erwiderte ich.
    Er hob eine Braue. »Langsam kommen mir Zweifel daran.«
    Wir erreichten Mirceas Gemächer, die aus einem kleinen Ankleideraum und einem großen Schlafzimmer bestanden. Der lackierte Kleiderschrank, den ich schon in MAGIE gesehen hatte, war geradezu riesig und stand neben einem seidenen Wandbehang, der einen grünen Drachen dabei zeigte, wie er seinen eigenen Schwanz fraß. Ich betrachtete die Darstellung müde; langsam wurde es unheimlich. »Der Ouroboros.«
    »Das Symbol von Särkäny Lovagrend«, sagte Mircea und sah dabei Horatiu an.
    »Was?«
    »Der Orden des Drachen«, übersetzte er und trat näher zu seinem Diener. Der Alte stellte etwas beim Kamin vor dem großen Bett an. Ich brauche einige Sekunden, um zu erkennen, um was es dabei ging, denn er hielt das brennende Papier nicht an die verstaubten Holzscheite, sondern an den rußigen Stein links davon.
    »König Sigismund von Ungarn gründete den

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