Für immer untot
solltest du noch nicht zurück sein«, wandte ich mich vorwurfsvoll an den Dämon. Hatte Pritkin nicht gesagt, dass er einige Tage brauchen würde, um sich zu erholen? So viel Zeit war doch noch nicht vergangen, oder? Nach all den Sprüngen durch die Zeit war ich mir nicht ganz sicher.
Das Ding neigte den Kopf zur anderen Seite – warum, weiß ich nicht. Um mich besser zu sehen, kam wohl kaum als Erklärung infrage, denn immerhin hatte es keine Augen. »Nun, ich bin noch nicht ganz auf der Höhe«, antwortete er schließlich.
Ich sah zum zitternden Casanova, der den Eindruck erweckte, jeden Augenblick zusammenbrechen zu können. »Geh«, sagte ich. »Hilf Pritkin. Lass nicht zu, dass Nick das Kasino verlässt oder mit jemandem redet. Ich kümmere mich um diese Sache.«
»Du kümmerst dich um diese Sache?« Casanova starrte mich an, doch sein Gesicht blieb leer – er schien keinen passenden Ausdruck zu finden.
»Ja.« Ich sah erneut nach oben. Das Ding war scheußlich, aber klein. Vielleicht konnte ich damit fertig werden. »Ich habe dich schon einmal getötet.«
»Ah, ja, das hast du. Und deshalb habe ich Freunde mitgebracht«, erwiderte der Dämon. Casanova floh.
»Freunde?«
»Diener eines Kollegen, der mir einen Gefallen schuldet. Meine Jungs sind für viele Dinge gut, aber das Töten ist nicht ihre eigentliche Stärke. Nun, normalerweise würde ich es schnell hinter mich bringen«, fuhr der Dämon fort, »aber nach der Sache neulich muss ich mit meiner Gewohnheit brechen. Eine kleine Prestigefrage. Das verstehst du sicher.«
»Klar.« Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Kleines und Glühendes von der Treppe kommen.
»Halt jetzt still, denn es wird verdammt wehtun.«
»Da hast du recht«, sagte Radella und warf ihr kleines Schwert wie einen Pfeil.
Es traf das Ding genau zwischen den Nicht-Augen und bewirkte ein Kreischen aus Schmerz und Zorn.
Ich drehte den Kopf und sah, wie Françoise die Treppe herunterlief. Sie sah ziemlich mitgenommen aus. Ihr Kleid war an drei Stellen zerrissen – an einer bemerkte ich einen großen dunklen Fleck –, und sie hatte die Augen weit aufgerissen. Radella tanzte vor mir in der Luft; mit ihr schien so weit alles in Ordnung zu sein. Menschliche Waffen konnten einen Dämon kaum verletzen, aber bei denen der Feen sah die Sache anders aus.
Ich schaute erneut zu Rosier und fühlte mich etwas ruhiger. Teile der Dunkelheit krochen über den Boden zurück, glitten aus Ecken und von den Wänden. Ich konnte sie noch immer nicht deutlich erkennen, spürte aber, dass Casanova recht hatte: Ich wollte sie gar nicht sehen.
»Oh, oh«, sagte die Fee, was kaum half.
»Was ist los?«, fragte ich, und von Françoise kam ein französischer Wortschwall, mit dem ich nichts anfangen konnte. »Radella!«
»Wir haben versucht, die Kinder zu erreichen.« Die Fee zeigte zum Ende des Flurs. »Das Ding hält die Hälfte von ihnen in der Küche fest.«
»Ist alles in Ordnung mit ihnen?«
»Noch. Das Küchenpersonal schützt sie, aber der Schutz nützt ihnen nicht viel, wenn das Ding angreift.«
»Aber Feenmagie funktioniert gegen Dämonen!«
Radella flog direkt vor mein Gesicht, und Zorn zeigte sich in ihrem. »Ja, und wenn ich Krieger anstatt von Köchen hätte, ließe sich vielleicht was ausrichten!
Aber so…«
»Was soll das heißen? Kannst du nicht zu den Kindern durchbrechen?«
»Wir sind durch die Hintertür gestürmt, und mir gelang es, an den Dämonen vorbeizukommen, aber die Hexe wäre fast getötet worden. Und allein kann ich nicht viel machen.«
Billy Joe schwebte durch die Decke. »Wir haben noch ein Problem«, sagte er schnell und nahm sich nicht einmal die Zeit, mich zusammenzustauchen, weil ich ihm dieses Chaos überlassen hatte. »Unser Kumpel da drüben hat einige seiner Jungs nach oben geschickt. Dort sind sie jetzt mit den Kids. Und ich habe keine Macht gegen Dämonen, Cass.«
Er, Françoise und Radella sahen mich an, und nach ein oder zwei verblüfften Sekunden wurde mir klar, dass sie auf Anweisungen warteten. Als wüsste ich einen Ausweg. Agnes hätte einen gewusst, dachte ich grimmig. Vielleicht hätte sogar Myra die eine oder andere Idee gehabt. Aber mir fiel nichts ein.
»Ich habe einen Vorschlag für dich, Fee«, schnaufte Rosier. Ich hob den Kopf und sah, dass er sich Radellas Schwert aus dem Kopf gezogen hatte. Was davon übrig war, fiel klappernd zu Boden. Es bestand eigentlich nur noch aus dem Griff – der Rest war wie von Säure zerfressen worden.
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