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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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zielen, einen weiteren Zauber nach Nick zu werfen und den Teil des Laufstegs brechen zu lassen, auf dem er stand. Mit einem lauten Platschen und Zischen fiel er in den Burggraben und verfehlte nur knapp einen Charon, der sein Boot etwas verspätet festmachte. Ich sah wieder auf und beobachtete, dass Nick sich irgendwie am nächsten Stegsegment festgehalten hatte. Er zog sich darauf, wehrte das Geschöpf mit einigen Zaubern ab und achtete nicht auf die Menge, die alles hingerissen beobachtete.
    Pritkin war benachteiligt, weil er vermeiden wollte, die vielen Leute zu treffen, doch Nick kannte keine derartigen Gewissensbisse. Früher oder später würde er sein Ziel verfehlen und einen tödlichen Zauber in die Masse der Touristen schicken. Ich konnte Pritkin nicht helfen; ich war keine Magierin. Aber ich konnte vielleicht dafür sorgen, dass das Licht wieder anging und die Wächter alle in Sicherheit brachten.
    »Gehen wir.« Ich zog an Casanovas Arm. »Die Kinder sind vermutlich in der Küche.«
    Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und nahmen die Treppe – die Aufzüge funktionierten nicht. Unten blieben wir kurz an einem Buntglasfenster stehen, durch das ein wenig Licht von draußen fiel. Es vertrieb kaum etwas von der Dunkelheit. Vor mir erstreckte sich ein schwarzer Tunnel, der mir mittelalterliche Fahnen hätte zeigen sollen, Rüstungen auf der rechten Seite und links den Eingang der Zimmerservice-Küche.
    Ich wandte mich der Küche zu, als aus der Finsternis ein dumpfes, leises Zischen kam, wie von Schuppen, die über den Boden glitten. Sofort erstarrte ich. Ich hatte keine Ahnung, was es war, aber es klang sehr unangenehm. Das Geräusch kroch mir über die Nerven, und meine Nackenhaare richteten sich auf.
    »Ich habe diesen Film gesehen«, brachte Casanova hervor. »Am Schluss sterben alle.«
    »Sei still!«
    »Du verstehst nicht…Ich kenne dieses Geräusch!«
    Schwarzer Nebel schickte dunkle Finger über den steinernen Boden. Überall dort, wo sie erschienen, verschwand das wenige Licht. »Was ist das?«
    Ich hörte, wie Casanova schluckte. »Die Dunkelheit geht nicht auf die Abwesenheit von Licht zurück, sondern auf die Präsenz von etwas anderem. Etwas, das du nicht sehen möchtest, glaub mir.«
    Ja, aber es erschien mir auch nicht sehr reizvoll, im Dunkeln zu sterben. Ich griff erneut nach Casanovas Arm, bevor er verschwinden konnte, und schloss die Finger erbarmungslos fest um teure Seide. »Was. Ist. Es?«
    »Ich habe dir doch gesagt. .«
    »Casanova! Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Kinder hier unten sind. Was zum Teufel kriecht da durch den Flur?«
    Er antwortete nicht und leuchtete mit der Taschenlampe zur Decke. Die Wände bestanden an dieser Stelle aus dunklem Holz, doch die Decke war weiß und wies am Rand goldene Schneckenverzierungen auf. Das Etwas ließ sich kaum erkennen, weil es ebenfalls anämisch weiß war. Es hing an der Decke, den Kopf zur Seite geneigt, und beobachtete. Wie die Parodie eines Kindes sah es aus, Hein und halb geformt, mit einem feuchten Glanz auf der Haut. Es hatte keine Augen – die entsprechenden Stellen im Gesicht waren leer –, aber es schien mich dennoch zu sehen.
    »Cassie.« Die Erscheinung sprach mit Pritkins Stimme und klang mitfühlend. »Wenn du nicht wegläufst, töte ich dich schnell und lasse die Kinder in Ruhe.«
    Ich schluckte das Geräusch hinunter, das mir aus der Kehle kriechen wollte, und überlegte schnell, welche Waffen eingesetzt werden konnten. Mir standen nur zwei launische Messer zur Verfügung, denn die Handtasche mit der Knarre hatte ich irgendwo verloren. Nicht sehr berauschend. Doch die Hände der Rüstungen an der einen Flurwand hielten ein ganzes Arsenal. Sie sahen so leblos und leer wie Museumsstücke aus, gehörten aber zum Sicherheitssystem.
    »Casanova… «, kam es langsam von meinen Lippen. »Sag deinen Sicherheitsleuten, dass sie angreifen sollen.«
    »Ich kann nicht.« Er schüttelte hastig den Kopf und schien der Panik nahe zu sein. Ich hatte ihn noch nie so verängstigt gesehen.
    »Was soll das heißen, du kannst nicht? Wenn du mich sterben lässt, bringt Mircea dich um.«
    »Und wenn du ihr hilfst, töte ich dich«, mischte sich das Ding an der Decke in unser Gespräch ein. »Es ist schwer, zwei Herren zu dienen, nicht wahr? Ich habe dich darauf hingewiesen, dass es eines Tages unangenehm werden könnte?«
    »Zwei?« Plötzlich verstand ich. »Das ist Rosier, nicht wahr?« Casanova nickte stumm. »Eigentlich

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