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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Cassandra.«
    »Das war nicht abgemacht«, erinnerte ich sie. »Ich habe mich einverstanden erklärt, Mircea zu retten. Das war alles.«
    »Wir kümmern uns um die Unsrigen.« Sie zog jemanden nach vom, der hinter ihr gestanden hatte: Tami. »Gib mir das Buch, und ich gebe dir deine Freundin.«
    »Sie werden sie mir ohnehin geben. Wenn Mircea geheilt ist, kehrt sie in die Freiheit zurück. Das haben Sie versprochen.«
    Die dunklen Augen verengten sich. »Noch ist Mircea nicht geheilt.«
    Wieder vergingen einige Sekunden, und dann verstand ich. »Sie haben ihn.« Ich hatte den Gegenzauber, konnte Mircea aber nicht heilen, wenn ich nicht wusste, wo er sich befand. Und das ließ Tami in den manikürten Fingern der Konsulin, bis sie beschloss, sie freizulassen. Oder bis ich ihr den Codex gab.
    »Was haben Sie entschieden?«, fragte ich. »Dass Sie den Codex mehr wollen als Mirceas Heilung?«
    »Wenn ich den Codex habe, können unsere Magier den Zauber anwenden.«
    Das stimmte leider. »Und wenn ich mich weigere, Ihnen den Codex zu überlassen?«
    Die Hand der Konsulin schloss sich etwas fester um Tamis Arm. »Ich glaube nicht, dass du dich weigern wirst.«
    »Vielleicht doch«, ertönte eine laute Stimme hinter mir. Plötzlich erfüllte helles goldenes Licht den Flur. »Gut gemacht, Herophile. Du hast deine Aufgabe erfüllt!«
    Ich musste mich nicht umdrehen, um zu erfahren, wer hinter mir stand. Im Gesicht der Konsulin zeigte sich leichte Überraschung, was bei ihr praktisch einem verblüfften Starren gleichkam.
    Ich sah zur Seite, als ich mit Jesse einige Schritte zurückwich, zum zerbrochenen Fenster. »Was bekomme ich dafür, einen Stern?«
    Der drei Meter große goldene Gott in der zu kurzen Tunika lachte, und sein Lachen hallte von den Wänden wider. »Gib mir den Codex, und du bekommst alles, was du willst. Es ist jetzt unsere Welt, Herophile!«
    Hinter ihm sah ich eine ganze Reihe dunkle Mäntel tragender Gestalten, und der sie begleitende Geruch von verfaulendem Obst sagte mir, wer sie waren: Dunkle Magier. Ich glaubte zu wissen, was sie hierherführte: böse kleine Pythien, die nicht taten, was man ihnen sagte.
    »Einen goldenen Kreis habe ich nämlich schon«, fuhr ich fort. »Der Codex war hinter einem versteckt. Ich hätte an dich denken sollen, als ich ihn sah.«
    »Gold ist das alchimistische Zeichen für die Sonne, ja«, sagte Apollo und sprach noch immer in einem anerkennenden Tonfall.
    »Es hat mich nachdenklich gemacht. Denn das Symbol des Kreises ist Silber.«
    »Wie der Mond. Das Emblem der verdammten Verräterin Artemis«, erwiderte der goldene Gott wie beiläufig.
    Das schöne Gesicht der Konsulin fand einen Ausdruck, und er gefiel mir nicht.
    »Du arbeitest mit unseren Feinden zusammen«, zischte sie, und Tami schrie plötzlich auf, als die Hand an ihrem Arm zu fest drückte.
    Ich achtete nicht darauf. »Sie gab ihren Priestern den Zauber, nicht wahr?«, fuhr ich fort. Die Konsulin war nicht aufgrund von Dummheit zweitausend Jahre alt geworden. Wenn ich ihr genug Hinweise gab, kam sie allein darauf.
    »Sie war immer lächerlich sentimental«, pflichtete mir Apollo bei. »Sie glaubte, wir wären zu hart zu den Menschen. Sie befürchtete, euer Volk liefe Gefahr, ganz und gar auszusterben.«
    »Bestand eine solche Gefahr?«
    »Unsinn«, sagte Apollo sorglos. »Ihr vermehrt euch wie die Karnickel.«
    »Da können wir von Glück reden.« Meinem müden Gehirn fiel es schwer, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Der goldene Gott schien gute Laune zu haben, und deshalb beschloss ich, mir von ihm helfen zu lassen. »Der Ouroboros ist also der Zauber, der Geschöpfe deiner Art von unserer Welt trennt.«
    Apollo lachte und schien bester Stimmung zu sein. Kein Wunder – ich hatte ihm noch nicht Nein gesagt. »Er war das Symbol für Salomos Schutzzauber, der mich hier festhielt und von dem ich mich mit dem Sieg über die Zicke von Delphi befreite. Die große Pythonin, so nannte man sie – die letzte der mächtigen Hexen, die Salomos Zauber hüteten. Ich tötete eine von ihnen und machte ihr Heim zu meinem Haupttempel, und ihre Töchter zu meinen Dienerinnen: Phemonoe und Herophile. Ich blieb sogar beim Namen: ›Pythia‹ bedeutet Python, weißt du.«
    Nein, das hatte ich nicht gewusst, aber in letzter Zeit lernte ich eine ganze Menge. »Mit ihrem Tod verfiel der ursprüngliche Zauber, weil es niemanden mehr gab, der ihn aktiv hielt«, überlegte ich laut. »Und der Weg zwischen den Welten war wieder offen.

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