Für immer untot
kreischte und wand sich und schmolz – zurückblieb etwas, das wie ein Brandfleck auf dem Boden aussah.
»Du hast keine Ahnung, wie man eine richtige Party schmeißt«, sagte Sal, zog das letzte Geschöpf von meinem rechten Arm und schleuderte es an die Wand.
Sie musterte mich. »Aber du hast recht. Eleganz ist nicht unbedingt dein Ding.«
Ich blieb liegen und hörte, wie um mich herum Dämonen und Vampire gegeneinander kämpften. Es klang so, als gefielen den Dämonen Kugeln aus automatischen Waffen ebenso wenig wie Feuer. Ich beobachtete, wie Alphonses Stiefel Größe siebenundvierzig den letzten von ihnen den Garaus machten, während Sal meine verschiedenen Wunden untersuchte. In der Nähe lag das, was von Rosiers Körper übrig war: ein Haufen blutiges weißes Fleisch.
Ich dachte ernsthaft daran, ordentlich zu kotzen, aber das hätte mich nur Kraft gekostet.
Sal überprüfte Oberschenkel und Schultern und verkündete, dass es nur Fleischwunden waren. Um den Bauch stand es schlimmer: Der Riss darin war so lang, dass er genäht werden musste. Ich lieh mir Sals Gürtel aus und knüllte darunter so viel Stoff vom Kleid zusammen, dass ein improvisierter Verband entstand und gleichzeitig meine Blöße bedeckt war. Multitasking – so kriegt man alles erledigt, dachte ich und begann zu kichern.
»Hör auf damit«, rügte Sal. »Spar dir die Hysterie für später. Die Konsulin ist unterwegs und will bestimmt wissen: Hast du ihn?«
»Ja, zum Teufel, ich habe ihn. Und wenn sie sich dazu herablässt, uns hier mit einem Besuch zu beehren: Vielleicht könnte sie einmal von ihrem hohen Ross steigen und uns bei der schmutzigen Arbeit helfen!«
Sal wurde kalkweiß im Gesicht, und ihr Blick ging über meine Schulter hinweg.
»Und bei welcher ›schmutzigen Arbeit‹ brauchst du Hilfe?«, erklang eine rauchige Stimme hinter mir. Die Konsulin war soeben eingetroffen.
Allein der Himmel weiß, was ich gesagt hätte, aber bevor ich mich auch nur umdrehen konnte, kam Jesse aus dem Dunkeln angerannt und sprang vor mich.
»Lass sie in Ruhe!«, rief er, machte den Feuerstifter und schickte der Konsulin eine Flamme entgegen.
Sie begegnete dem Feuer mit einer Barriere aus Sand, trocken wie die Wüste und heiß wie die Hölle – ich hatte einmal gesehen, wie dieser Sand zwei Vampire verschlungen hatte. Diesmal warf die Konsulin ihn nicht nach vorn, uns entgegen, sondern benutzte ihn als Schild. Ich packte Jesse an der Taille und rief ihm ins Ohr: »Schluss damit! Sie ist eine Freundin!«
Das Feuer verschwand abrupt, und er stand ein wenig verlegen da. »Ah, tut mir leid.«
Ich ahnte jetzt, wer es mit der Horde zorniger Dämonen aufgenommen und mich mit dem Feuer unterstützt hatte. »Warum bist du nicht bei den anderen?«, fragte ich.
»Ich war auf dem Weg hierher, als zwei der Geschöpfe mich angriffen. Ich hab sie gebraten«, sagte er fröhlich.
»Du hättest die Küche erreichen und mit Radella und den anderen verschwinden können!«
»Sollte ich dich etwa in einer solchen Situation alleinlassen?«, erwiderte Jesse und wirkte fast beleidigt.
Die Konsulin ließ den Sandsturm verschwinden, und Jesse gaffte und schien beweisen zu wollen, dass »Augen groß wie Untertassen« tatsächlich möglich waren. Ich schätze, er hatte sie noch nie richtig gesehen. Sie hob eine Braue, was mich irgendwie an Mircea erinnerte. »Freundin?«
Ich lächelte schief. »Nun, Sie wissen schon. Kein Feind.«
»Das muss sich erst noch zeigen«, sagte die Konsulin und streckte eine mit Edelsteinen geschmückte Hand aus.
Ich blinzelte und begriff erst nach zwei oder drei Sekunden, was sie wollte. Sie erwartete von mir, dass ich ihr den Codex gab. Und ich hatte bereits zugegeben, dass er sich in meinem Besitz befand. Ich schätzte, dass mir vielleicht eine Minute blieb, bevor sie eine Leibesvisitation anordnete.
»Ah«, sagte ich geistreich. Mein Gehirn war müde, mein Körper hatte Schmerzen, und mir fiel nichts mehr ein. Ich konnte den Codex nicht der Konsulin überlassen, nachdem Pritkin sich solche Mühe gegeben hatte, ihn zu vernichten. Ich wusste noch immer nicht genau, was sich damit anstellen ließ, aber ich wusste genug, um in Erwägung zu ziehen, dass Pritkin vielleicht recht hatte. Die Konsulin wollte den Codex bestimmt nicht nur wegen des Geis.
Ming-de und Parindra hatten keinen kranken Vampir in ihren Reihen gehabt und waren trotzdem scharf darauf gewesen.
Die Hand der Konsulin blieb ausgestreckt. »Gib mir den Codex,
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