Für immer untot
rannte.
Achtundzwanzig
Ich erwachte in einem fremden Bett in einem schicken Zimmer, das in einem gedämpften Blau gehalten war. Die Vorhänge waren zugezogen, vermutlich deshalb, um Tageslicht auszusperren, denn ein Vampir saß neben dem Bett.
»Du bist gegen die Wand gelaufen«, sagte Sal und sah vom Putzen ihrer Fingernägel auf. »Es war ziemlich peinlich.«
Ich setzte mich auf und bedauerte es sofort. Alles tat weh. »Bin ich nicht.«
»Doch, bist du. Bamm! Und bei dir ging das Licht aus.«
Ich betastete meinen Kopf und fand tatsächlich eine ziemlich große Beule. »Ich fühle mich hundsmiserabel.«
»Und du siehst noch schlimmer aus. Positiv zu vermelden ist, dass wir die Schlacht gewonnen haben. Und was du mit dem Magier gemacht hast, war echt cool.«
»Soll heißen, dass ich mal was zustande gebracht habe?«
»So ungefähr.« Sal legte mir etwas Hartes und Kaltes auf die Brust. »Ein kleines Mädchen brachte das für dich. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass deine Halskette spukt.«
Ich schloss die Hand um das vertraute Objekt und fühlte das kurze Prickeln von Energie, das mich daraufhinwies, dass Billy zu Hause war und Kraft aufnahm.
»Ich weiß«, sagte ich mit Tränen in den Augen. »Die Kinder sind also in Ordnung?«
»Ich denke schon.« Sal verzog das Gesicht. »Es scheinen ziemlich viele zu sein.«
»Und Françoise und Radella und…«
»Für was hältst du mich? Eine Nachrichtensendung? Frag den Magier, wenn du Bescheid wissen willst.«
»Pritkin! Wie geht… «
»Es geht ihm gut. Nachdem du gegen die Wand geknallt bist, schickte die Konsulin Marlowe zu ihm. Wie sich herausstellte, brauchte er die Hilfe gar nicht. Er hatte den anderen Burschen bereits getötet.«
Ich schluckte und legte mich wieder hin. Nick. Sie meinte Nick. Und Pritkin hatte ihn töten müssen, weil ich so dumm gewesen war, Nick die Antwort auf all seine Träume zu geben. Das hatte er zumindest geglaubt. Ich erinnerte mich an sein Gesicht, als er mir gesagt hatte, der Codex sei der Schlüssel zur größten Macht. Welch ein Jammer, dass er nicht verstanden hatte – die Macht fiel nicht uns zu.
»Ich muss mit ihm reden«, sagte ich.
»Gut.« Sal stand auf und streckte sich. Ihr Einteiler teilte mir mit großen violetten Buchstaben mit, dass ich nervte. »Er ist hier?«
Sal rollte mit den Augen. »Ja. Und ich weiß nicht, wie du ihn erträgst.«
»Man gewöhnt sich irgendwie an ihn.«
»Tatsächlich?« Sal blieb skeptisch. »Oh, und noch etwas.« Sie klopfte mit einem langen Fingernagel auf einen schwarzen Kasten auf dem Nachtschränkchen.
»Die Konsulin hat das für dich hinterlassen. Und sie wird schnippisch.«
Ich hätte fast gefragt, was es mit dem Kasten auf sich hatte, doch dann fiel es mir ein: Mirceas Gefängnis. Sal hatte recht. Ich war noch nicht fertig. Wir hatten die Schlacht gewonnen, aber mein persönlicher Krieg musste noch zu Ende gebracht werden.
Ich nickte, und Sal ging, oder versuchte es wenigstens. Sie hatte die Tür kaum geöffnet, als Pritkin hereinplatzte. Er sah nicht aus, als hätte er gebadet oder sich umgezogen, aber sein Haar war wieder eine unabhängige Entität. »Du sollst ihn zerstört haben!«
»Es geht mir gut«, sagte ich und tastete unter die Decke, um festzustellen, ob ich Kleidung trug. Das war der Fall, aber es handelte sich um ein T-Shirt und eine Jogginghose, nicht das zerrissene Abendkleid. Ich setzte mich wieder auf. »Danke der Nachfrage.«
Pritkin winkte ab. »Ich habe mit dem Arzt gesprochen, der sich um dich gekümmert hat. Daher wusste ich, dass es dir gut geht. Hast du ihn zerstört?«
»Den Codex? Ja.«
»Alles?«
Ich seufzte. »Nein, die wichtigen Teile habe ich verschont. Ja, alles! Jesse hat ihn abgefackelt, und es blieb nicht einmal Asche übrig. Reg dich ab. Es ist vorbei.«
»Es wird nie vorbei sein. Eine andere Pythia könnte in die Vergangenheit springen, ihn finden . .«
Ich begann zu lachen, hörte aber sofort wieder auf, weil es wehtat. »Ja, das ist auch so verdammt einfach.«
»Es könnte passieren«, beharrte Pritkin.
»Ich kann dazu nur sagen, dass ich der anderen Pythia viel Glück wünsche. Sie wird es brauchen.« Ich richtete einen ernsteren Blick auf Pritkin. »Ich möchte dich etwas fragen und erwarte eine ehrliche Antwort von dir. Abwechslungshalber.«
»Du möchtest wissen, warum ich dich im Dunkeln gelassen habe?«
»Das wäre nicht schlecht, ja. Warum sagst du mir nicht endlich, was vor sich ging?«
Er sah mich ungläubig
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