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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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anderen Cassandra denken sollen«, fauchte Apollo, und zwei Dunkle Magier näherten sich mir. Einer griff nach meinem Handgelenk.
    Die Vampire standen einfach nur da. Verzweifelt versuchte ich, mit Jesse zu springen, aber ich war zu erschöpft – nichts geschah, zumindest nichts Normales.
    Eine Blase entstand aus dem Nichts und schwebte gerade außerhalb unserer Reichweite. Schwer und sonderbar dick wirkte sie, und ihre reflektierende Oberfläche verzerrte die Konturen des Flurs. Und dann kam eine zweite Blase, kleiner als die erste, und einige Sekunden flogen beide wie Heliumballons umher, stießen gegeneinander, stiegen auf und schienen kein bestimmtes Ziel zu haben. Bis die größere Blase den größeren Magier erreichte.
    Sie prallte nicht von ihm ab, sondern klebte an seinem ausgestreckten Arm fest und floss wie Melasse über den Ledermantel. Und trotz meiner Panik konnte ich den Blick nicht abwenden. Denn unter der Blase veränderte sich der Ärmel.
    Das Leder wurde dunkel, hart und brüchig, und der Magier schrie, als der Ärmel zerbröselte wie der Einband eines der uralten Bücher von Pritkin. Er brach und zerfiel, bis ich den Arm darunter sehen konnte. Aber es war jetzt gar kein Arm mehr, begriff ich, als sich der Magier von mir abwandte. Er ließ die Reste des Ärmels und der Hand zurück, die sich um mein Handgelenk geschlossen hatte und nicht mehr war als eine Ansammlung von Knochen unter brauner, pergamentartiger Haut.
    Ich wich zurück, als die Knochen herunterfielen und mit einem trockenen Klappern auf den Boden trafen. Als ich den Blick hob, stellte ich fest, dass der Magier mich entsetzt anstarrte. Sein Gesicht alterte um Jahrzehnte innerhalb weniger Sekunden. Ich schnappte nach Luft und begriff, noch bevor sich eine klare, fast völlig transparente Substanz von ihm löste. Sie bildete eine Blase, die einen oder zwei Meter weit schwebte und dann einfach verschwand. Was vom Körper übrig war, fiel herunter wie ein Ballon, aus dem ganz plötzlich die Luft entwich.
    Ich sah auf die Reste des Dunklen hinab und erinnerte mich an die toten Magier beim Kampf mit Mircea vor zwei Wochen. Ich hatte gedacht, dass sie Friendly Fire zum Opfer gefallen waren, einem Zauber, der das eigentliche Ziel verfehlt hatte. Aber offenbar war das Feuer doch nicht so freundlich gewesen.
    »Wie ich sehe, hast du von jemandem gelernt.« Apollo kochte. »Die Verräterin Agnes muss mehr Zeit mit dir verbracht haben, als ich dachte. Und wenn schon. Du kannst sie nicht alle besiegen.« Und alle Magier kamen auf mich zu.
    Ich beobachtete sie müde und erschöpft und fragte mich, was eben geschehen war. Beschleunigte Zeit in einem kleinen Bereich? Ich wusste es nicht, aber in einem Punkt bestand kein Zweifel: Ich konnte es nicht wiederholen. Wenn ich mich nicht auf Jesse gestützt hätte, wäre ich zu Boden gesunken.
    Doch diesmal erreichten mich die Magier gar nicht. Die sechs ganz vorn bekamen es plötzlich mit einem heftigen Wüstensturm zu tun, der aus dem Nichts heulte und sich auf ihre Körper konzentrierte. Wirbelnder, tanzender Sand umgab sie etwa zwanzig Sekunden lang, und als er verschwand, fielen nur Knochen und Waffen aus Metall zu Boden. Die restlichen Magier sahen sich zornigen Vampiren gegenüber, die Hälfte von ihnen Senatsmitglieder, und ein Kampf entbrannte.
    Ich hielt mich an Jesse fest und starrte die Konsulin an. »Sie haben sich Zeit gelassen!«
    »Wenn wir Verbündete sein sollen, musste ich sicher sein, dass du stark genug bist, mir zu nützen«, erwiderte sie gelassen. »Ich nehme an, du hast dir den Gegenzauber für den Geis eingeprägt?«
    »Ich weiß, wer ihn kennt«, sagte ich.
    »Und wer wäre das?«
    »Der Magier Pritkin. Ich… habe ihm den Zauber genannt.«
    Die Konsulin hob eine Braue, ging aber nicht auf die offensichtliche Lüge ein.
    »Dann solltest du dich besser beeilen. Er hat in der Eingangshalle gegen einen anderen Magier gekämpft, und es sah nicht danach aus, als würde er den Sieg davontragen.«
    Ich lief los, in Richtung Treppe, und hinter mir erklang Jesses Ruf: »Was ist mit meiner Mutter?«
    Erneut sah ich die Konsulin an. »Wenn wir Verbündete sind, können Sie mir vertrauen.«
    Sie erwiderte meinen Blick für einige lange Sekunden und ließ dann Tami los.
    »Enttäusch mich nicht, Pythia.«
    Sie sprach in einem drohenden Tonfall, aber es geschah zum ersten Mal, dass sie meinen Titel nannte. Alles in allem sah ich darin ein gutes Zeichen, hob den Saum meines Kleids und

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