Für immer untot
schweren Hand an meinem Nacken aus, und ein Daumen strich sanfte Muster auf dem Hals. Plötzliches Begehren ließ mich vergessen, den Mund geschlossen zu halten, und eine Zunge spielte geschickt mit meiner. Pritkin ließ sich Zeit, erforschte und schmeckte mich. Eine Hand ruhte an einer Stelle meiner Hüfte, die eigentlich neutral sein sollte, doch sie brannte dort.
Erneut wich ich zurück, zornig und mit noch mehr Verwirrung. »Sind Sie übergeschnappt?« Eine der ach so lustigen Eigenschaften des Geis bestand darin, dass er mir immer Schmerz bescherte, wenn ich jemandem zu nahekam, der nicht Mircea war. Gegen Pritkin schien er einen besonderen Groll zu hegen, denn bei ihm warnte er mit solchem Nachdruck, dass ich das Gefühl bekam, mir liefen die Augen über die Wangen.
Er antwortete nicht und schaffte es irgendwie, mich an den Reservierungstisch zurückzudrängen, ohne eine Hand an mich zu legen. Etwas geschah im Kasino: Ich hörte Schreie und sah Blitzlichter, und mehrere Wächter liefen mit einem großen Netz vorbei. »Ich weiß, dass Sie mit Saleh gesprochen haben«, flüsterte Pritkin an meinen Lippen. »Was hat er Ihnen gesagt?«
Ein weiterer unmenschlicher Schrei zerriss die Luft, und diesmal kam er von oben. Dem zweiten Geschöpf unter der hohen Decke schien es nicht zu gefallen, dass die Wächter versuchten, seinen Artgenossen einzufangen. Es stieß sich von einem Stalaktiten ab, und falsche Felssplitter regneten herab. Ich achtete kaum darauf, denn meine Aufmerksamkeit galt vor allem dem Körper, der plötzlich fest an den meinen gepresst war.
»Antworten Sie mir.« Das Heft eines Schwerts drückte an meine Rippen, bemerkte ich vage, und damit stimmte irgendetwas nicht. Was war mit dem Halfter an Pritkins Oberschenkel? Oder mit dem ziemlich schäbigen Ledergürtel, in dem Waffen und Zaubertränke steckten und der ihn wie einen mörderischen verrückten Wissenschaftler aussehen ließ? Und seit wann benutzte er Eau de Cologne?
Von einem Augenblick zum anderen geriet ich in Panik. Nichts ergab einen Sinn. Ich konnte unmöglich mitten im Foyer stehen und ausgerechnet mit Pritkin rummachen, während um uns herum die Hölle losbrach. Ich gab ihm einen Stoß, aber genauso gut hätte ich versuchen können, einen großen Felsen zu bewegen. »Lassen Sie mich los!«
Energie strömte durch die Luft. An meinen Armen richteten sich die Härchen auf, und Hitze glühte durch meinen Leib. »Sie sollen mich loslassen«, murmelte ich und verlor mich plötzlich in zwei kristallklaren Augen. Sein Mund kehrte zu meinem zurück, ungestüm und besitzergreifend, ohne sich um eventuelle Beobachter zu kümmern. Ich fühlte, wie der Rest der Welt von mir, von uns, wegfiel, und pures Verlangen erfüllte mich. Pritkins Duft brachte mich zur Raserei: elegant und teuer, völlig unerwartet, mit dem Moschus von nackter Haut und Leidenschaft unter dem Rest.
Er wich ein wenig zurück, und ich sah in das Gesicht eines Fremden, erfüllt von einer raubvogelartigen Intensität. »Antworten Sie mir!« Der Befehl wogte mit der unaufhaltsamen Kraft einer Flutwelle durch meinen Leib. Ganz automatisch öffnete ich den Mund, um tatsächlich zu antworten, und genau in diesem Augenblick ging ein neuer Schauer aus kleinen Putzbrocken auf uns nieder.
Ich hustete und spuckte grauen Staub, und Pritkin seufzte verärgert. »Für einen Ort, an dem es von Inkuben wimmelt, ist es hier überraschend schwer, jemanden zu verführen«, sagte er trocken. Ich wankte zurück und stieß gegen eine weitere Gruppe von Wächtern, die zum aktuellen Krisenherd unterwegs waren. Als wir uns auseinandersortiert hatten, war Pritkin verschwunden.
»Weißt du, manchmal neige ich ebenfalls nicht zum Verzeihen«, sagte ich und richtete einen finsteren Blick auf die Fee. Als hätte ich nicht schon genug Ärger mit dem verrückt gewordenen Pritkin – Radellas Suche hatte exakt nichts ergeben.
Françoise kramte noch immer in den beunruhigend vielen Waffen, die Casanova in einem Lagerraum in der untersten Etage des Dante’s angesammelt hatte. Angesichts der vielen Leute, die mir nach dem Leben trachteten, hielt ich es für angebracht, mich angemessen auszurüsten. Und da Radella sie noch immer als Sklavin ins Feenland zurückbringen wollte, gab es auch für Françoise Grund genug, das eine oder andere gute Stück aus dem Arsenal an sich zu bringen.
Sie hob etwas. »Q’est-ce que c’est?«
Ich sah hin. »Das ist ein Taser. Damit betäubt man Leute.«
»Quoi?«
»Wie
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