Für immer untot
Hände zu bekommen, musste ich besser vorbereitet sein. Und dazu brauchte ich Augustines Hilfe.
Françoise war vor zwei großen Schaufenstern stehen geblieben, die eine Auswahl aus der Prêt-à-porter-Kollektion präsentierten. Sie betrachtete ein Kleid mit goldenen Blasen, die wie Sektperlen vom Saum aufstiegen, wandte sich aber ohne einen Kommentar ab. Drinnen beanspruchte ein Kronleuchter den größten Teil der Decke, bestehend aus Eiszapfen, die ein Zauber am Schmelzen hinderte, trotz der Kerzen in den vielen Reihen. Françoise begann sofort damit, herumzustöbern, und ich fragte mich, womit sie bezahlen wollte.
Ich hatte ihr angeboten, mit ihr einkaufen zu gehen, da sie ohne Familie, Freunde und Garderobe in unserer Zeit gestrandet war. Aber mein Bankkonto erlaubte keine teuren Boutiquen.
Ich beschloss, ihr alles zu erklären, wenn und falls sie etwas fand, ging dann am Personal vorbei nach hinten in den Arbeitsraum. Niemand versuchte, mich aufzuhalten. Ich befand mich wieder im Elvira-Modus, trug eine schwarze Perücke und ein offiziell aussehendes Namensschild. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich vielen Fragen ausweichen konnte, wenn ich wie eine Angestellte aussah, obwohl die Füße in den Stöckelschuhen litten.
Der Arbeitsraum war so voller Kleidergestelle und Stoffballen, dass ich Augustine gar nicht sehen konnte, aber ich hörte, wie jemand in einer fernen Ecke vor sich hin brummte. Wie sich herausstellte, war es der große Mann selbst: Er rang mit einem Stück goldenen Pelz, das offenbar versuchte, ihn zu fressen. Er stieß es fort, stellte einen Stuhl darauf und setzte sich. Dann suchte er in den Papieren auf einem nahen Schreibtisch und brummte noch etwas mehr.
Ich näherte mich vorsichtig, denn der Pelz zappelte und versuchte, den Stuhl von sich abzuschütteln. »Ah, hallo?«
»Beschwerden sind sinnlos«, sagte Augustine sofort. »Es fand keine Modenschau statt, also wird niemand bezahlt, nicht einmal ich selbst.«
»Deshalb bin ich nicht hier.«
Der Pelz bäumte sich auf und hätte den Mann fast vom Stuhl gestoßen.
Augustine gab vor, nichts davon zu bemerken, aber er zog die Ecke des Schreibtischs unauffällig näher zum Stuhl. »Dann stehe ich zu deiner Verfügung.«
»Ich dachte an ein Kleid. Etwas Französisches.«
»Du meinst doch hoffentlich nicht diesen Idioten von Edouard«, sagte Augustine und klang entsetzt. »Ich bitte dich, mein Schatz. Mit geschlossenen Augen kann ich Besseres entwerfen. Himmel, sogar tot wäre ich zu besseren Entwürfen imstande!«
»Ich spreche nicht von einem französischen Designer«, versuchte ich zu erklären. »Ich meine etwas, das französisch aussieht. .«
»Vergiss Paris. Paris ist erledigt«, sagte er wegwerfend. »Nun, bei welcher Gelegenheit möchtest du meine Arbeit präsentieren?«
»Ich brauche ein Outfit, das ins späte achtzehnte Jahrhundert passt.«
»Oh, eine Kostümparty. Ich mache keine Kostüme.« Das hielt ich für fraglich, wenn man bedachte, dass Augustines persönlicher Stil irgendwo zwischen Galliano und Liberace angesiedelt war. Derzeit trug er einen safrangelben Kasack mit Puffärmeln und eine violette Pluderhose. Eine goldene Schärpe war piratenartig um seine Taille geschlungen, enthielt aber keinen Säbel, sondern eine Schere, ein Maßband und ein tomatenförmiges Nadelkissen.
»Ich glaube, du verstehst nicht«, sagte ich geduldig. »Es ist ziemlich wichtig.«
»Ah, du möchtest Eindruck machen«, erwiderte Augustine neckisch. »Nun, in dem Fall bist du genau an der richtigen Adresse.« Er zog mich zu einer Schneiderbüste in einem der wenigen offenen Bereiche des Arbeitsraums. Ein gemurmeltes Wort gab ihr eine sehr vertraute und sehr detaillierte Gestalt. Ich hätte am liebsten ein Handtuch über sie geworfen. »Irgendwelche Sonderwünsche, von denen ich wissen sollte?«, fragte Augustine. »Sie könnten das Design beeinflussen.«
»Nein, ich…«
»Ich frage, um zu vermeiden, dass du im letzten Moment zu mir kommst und um einen Zauber bittest, damit du besser tanzt, mehr Alkohol verträgst, eine brillante Gesprächspartnerin bist oder. .«
»Kannst du das mit einem Kleid machen?«
»Mein Schatz, ich kann alles mit einem Kleid machen. Alles, was legal ist, meine ich. Frag also nicht nach einem Liebestrank oder ähnlichem Unsinn, denn ich habe nicht vor, meine Lizenz zu riskieren.«
»Was kannst du sonst noch?« Meine Gedanken rasten, als ich an die Möglichkeiten dachte.
»Was möchtest du?« Ein Ballen aus weißem
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