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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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überall ein gleichförmiges, uniformes Grau zeigte, das mir wie ein Leichentuch erschien. Meistens erwachte ich schweißgebadet und mit rasendem Puls, wenn das Grau Macs Gesicht erreichte und es bedeckte.
    Wenn nichts Menschliches mehr von ihm übrig war.
    Es war nicht ganz auf diese Weise geschehen, doch ich konnte kaum Einwände gegen diese Eingriffe meines Gehirns erheben, denn die Wirklichkeit war noch schlimmer gewesen. Ich war es satt, am Tod anderer Leute schuld zu sein. Ich hatte geschworen, dass so etwas nicht noch einmal passieren würde, doch diesmal hatte ich eine aktive Rolle dabei gespielt und einen Mann erschossen.
    Mein Intellekt war entsetzt und fassungslos, voller Elend. Doch das Gefühl schien sich eine Pause zu gönnen. Ich zitterte nicht, fühlte mich nicht krank, fühlte gar nichts. Wenn ich überhaupt etwas fühlte, so war es Taubheit. Einfach nur Taubheit. Obwohl der Magier nicht mein einziges Opfer war.
    Billy hatte die Kugel mit Lots Frau geworfen, aber die dazu nötige Kraft stammte von mir. Damit trug ich zumindest einen Teil der Verantwortung.
    Aber irgendwie erschienen mir diese Tode nicht real. Mein ganzes Leben lang hatte ich Magie gesehen, doch diesmal lag der Fall anders. Vampire waren magische Geschöpfe, aber die bei Tony hatten vor allem mit ihrer Schnelligkeit, ihrer Stärke und vielen menschlichen Waffen getötet. Was sie machten, konnte recht spektakulär sein, auch grässlich, aber es ergab wenigstens einen Sinn. Im Gegensatz zu einem harmlos aussehenden kleinen Ball, der innerhalb weniger Sekunden fünf Menschen das Leben ausgesaugt hatte. Der Schuss allerdings…Ich hatte den Gesichtsausdruck des Mannes gesehen und das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorgequollen war, aus einer von mir verursachten Wunde. Nein. In diesem Fall ließ sich meine Schuld nicht leugnen.
    Und hinter der Schuld und dem Schmerz und was auch immer mich sonst noch erwartete, wenn die von Mircea geschaffene Taubheit nachließ, wartete die Erkenntnis, dass ich die Zeitlinie wahrscheinlich völlig durcheinandergebracht hatte. Es waren ziemliche viele Leute tot, die eigentlich noch am Leben sein sollten. Oder?
    Das Denken fiel mir schwer, und ironischerweise gehörten Zeitparadoxa nicht zu meinen Spezialitäten. Doch mir fielen einige Seltsamkeiten auf. Zum Beispiel: Wenn sich die Dinge nicht auf diese Weise hatten entwickeln sollen, wieso war ich Mircea dann nicht begegnet, als ich mich vor zwei Wochen hier befunden hatte. Und warum hatte ich nur zwei dunkle Magier gesehen und nicht das ganze Dutzend, auf das wir hier gestoßen waren? Wenn Mircea und ich sie zuvor nicht zurückgeschlagen hatten, wer dann? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass das jemand anders für uns übernommen hatte.
    »Cassie«, sagte Françoise plötzlich. »Wir sollten gehen.«
    Ich sah sie müde an. Sie schien auf und ab zu hüpfen, ohne den Boden zu verlassen, und die Konturen ihrer Gestalt verschwammen. Vermutlich lag es nicht an ihr, sondern an mir. »Wie ist es gelaufen?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Erinnerst du dich nicht?«
    Ich dachte an meine Erlebnisse vor zwei Wochen an diesem Ort zurück. »Wir wurden gefangen genommen. Ich entsinne mich daran, dass ich dich befreit habe, aber das ist es auch schon.« Ich hatte nicht wissen wollen, warum einige Hexen und eine Fee in einer der unteren Etagen des Dante’s gefangen gewesen waren. Ich hatte sie durch Zufall gefunden und ihnen zur Flucht verholfen, ohne viele Fragen zu stellen. »Bei den Einzelheiten versagt mein Gedächtnis«, gestand ich.
    »Die Magier dachten, isch sei gewesen einer der entkommenen Sklaven«, erklärte Françoise. »Sie sperrten mich ein, und als Radella mir wollte ‘elfen, sie wurde eingesperrt ebenfalls.«
    »Hast du mitgekriegt, was los war?«
    Sie nickte ernst. »Isch war bei der zweiten Gruppe und ge’ört ‘abe den Zauber, als die anderen geschickt wurden. Als isch an die Reihe kommen sollte, traf ein die Nachricht, dass du da warst… dein anderes Du«, erklärte Françoise. Ich nickte. »Sie schlossen das Portal und ließen allein uns, denn alle sollten stehen und liegen lassen alles und dich suchen.«
    Ja, das konnte ich mir denken. Tony war sehr darauf aus gewesen, mich zu schnappen. Seine Leute hatten sicher angenommen, die restlichen Sklaven später durchs Portal schicken zu können. Aber da hatten sie sich geirrt, was mich plötzlich sehr freute.
    »Isch ‘ätte dich nicht verlassen sollen«, sagte Françoise

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