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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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und packte mich stattdessen. Ich griff nach meiner Macht, aber sie war träge von dem kurzen Schluckauf in der Zeit. Ich warf die Lampe nach dem Dämon, doch er schlug sie einfach beiseite und brüllte, halb aus Zorn und halb aus Schmerz.
    Er war fast hinüber – das Feuer verbrannte ihn mit unmenschlichem Eifer. Doch fast genügte nicht; mir drohte noch immer Gefahr von ihm.
    Ich hob den rechten Arm, und zwei glühende Phantommesser kamen aus dem Armband. Es gab jetzt nur noch einen Pritkin im Zimmer, und es scherte mich nicht, was sie mit diesem machten. Das war auch gut so, denn sie nahmen sich das Wesen mit der für sie typischen Begeisterung vor.
    »Cassie!« Billy winkte mir über den rauchenden Kopf des Dämons hinweg zu.
    »Hier drüben!«
    Als ob ich nicht wüsste, wo sich die Waffen befanden. »Oh, herzlichen Dank für den Hinweis!« Meine Messer flogen umher und bohrten sich immer wieder in ihr Opfer, so schnell, dass ich sie kaum sehen konnte. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. »Hol mir was!«
    Einige Sekunden lang geschah nichts, und dann klapperten zahlreiche Waffen auf den Boden – Billy hatte den Schrank umgestoßen. Die meisten Dinge blieben einfach liegen, aber ein Messer rutschte über den Boden und stieß mir an den Fuß. Ich nahm es, doch der vor mir liegende Dämon zuckte heftig und verharrte nicht lange genug, damit ich von der Klinge Gebrauch machen konnte.
    »Gib ihm den Rest!« Billy flackerte vor Aufregung. »Na los!«
    »Ich versuch’s!«
    Der Dämon konnte mich nicht mehr sehen – Säure hatte den größten Teil seines Gesichts zerfressen. Aber er hörte mich, rollte herum und streckte die Hände nach mir aus. Seine kohleschwarze und brandrote Haut war an vielen Stellen aufgerissen, und der Ledermantel hatte sich an einigen Stellen fest damit verbunden. Mit einem plötzlich mulmigen Gefühl starrte ich auf ihn hinab und bedauerte fast, ihm dies angetan zu haben, trotz all seiner Abscheulichkeit. Was zum Teufel geschah mit mir?
    Der Dämon wandte mir wie flehentlich das Gesicht zu, und ich zögerte. Was er zum Anlass nahm, meinen Fuß zu packen. Die Knochen seiner Finger glitten mir über die Haut, und plötzlich kehrte das schreckliche Gefühl zurück, ausgesaugt zu werden – diese kleine Berührung genügte, um meine Kraft in ihn fließen zu lassen.
    Für einen Herzschlag ließ Schmerz die Welt weiß werden. Dann schrie ich und versuchte, mich loszureißen, was jedoch nur dazu führte, dass ich das Gleichgewicht verlor. Ich fiel auf den Hintern, trat und traf das geschwärzte Gesicht mit solcher Wucht, dass sich verschrumpelte Hautfladen davon lösten.
    Weiße Knochen kamen darunter zum Vorschein, und der Dämon bleckte die Zähne in der Parodie eines Lächelns.
    »Du wirst gleich noch schlimmer aussehen«, flüsterte er und saugte noch schneller die Kraft aus mir heraus.
    Für eine Sekunde wurde die Welt grau. »Das hast du dir so gedacht!«, rief Billy.
    Und: »Ich hab nichts mehr, Cass. Wenn du jetzt abschaltest, bist du erledigt.«
    »Es geht mir gut«, behauptete ich und biss so fest in die Innenseite meiner Wange, dass ich Blut schmeckte. Meine Messer stachen nach wie vor, immer wieder, aber das Wesen schien sie gar nicht mehr zu bemerken. »Der Hals«, forderte ich sie auf und hatte Mühe, meine eigene Stimme zu hören. »Schneidet ihn durch.«
    Es verblüffte mich, dass sie die Aufforderung nicht nur hörten, sondern ihr auch nachkamen. Voller Eifer machten sie sich an die Arbeit, schnitten und sägten durch Fleisch und Sehnen, bis sie über Knochen kratzten.
    Das Blut rauschte mir in den Ohren, und es wurde dunkel vor meinen Augen, aber ich hielt die Lider oben. Kleine Lichter tanzten vor mir, als die Messer schließlich ihre Aufgabe beendeten – die Wirbelsäule gab mit einem hörbaren Knacken nach.
    Plötzlich toste ein Sturm im Zimmer. Kleidungsstücke, Bettzeug und Glassplitter wirbelten umher. Ich hob die Arme über den Kopf und versuchte, mich so klein wie möglich zu machen. Es brauste um mich herum, und mein ganzer Körper schien sich zu verkrampfen. Am liebsten wäre ich in Ohnmacht gefallen. Aber ich wollte auch wissen, was geschah. Und ich wollte Pritkins Gesicht sehen, ohne Blut darin.
    Wie in weiter Ferne hörte ich einen Ruf, doch es gelang mir nicht, die einzelnen Geräusche voneinander zu trennen. Ein Schrei nach dem anderen erklang – oder kam das Kreischen von der Luft ? –, und ich hockte zusammengekrümmt da und brachte es nicht fertig aufzusehen.

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