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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Ahnung, was ich ihm sagen sollte.
    Ich fiel regelrecht in den Schlaf zurück, und diesmal träumte ich nicht. Gegen Mitternacht hatte ich das Gefühl, genug geschlafen zu haben; ich war an dem Punkt angelangt, an dem die Langeweile unangenehmer wurde als die Schmerzen. Ich setzte mich auf, durstig, verschwitzt und groggy. Der Spiegel zeigte mir ein blasses, ausgemergeltes Gesicht mit einem von der Bettdecke stammenden Abdruck auf der linken Seite. Nach einer heißen Dusche, etwas zu essen und vier Aspirin machte ich mich auf die Suche nach Antworten.
    Pritkin war nicht am Tatort. Jemand hatte all das Glas zusammengefegt und eine Plastikplatte vor das Fenster gestellt, mit einem Aufdruck, der dem zerstörten Buntglas nachempfunden war. Ich nahm an, dass das Ding als Platzhalter diente, damit von außen alles normal aussah und niemand etwas vom Chaos drinnen mitbekam. Was ich durchaus verstehen konnte.
    Es wäre mir lieb gewesen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel geschildert zu bekommen, aber Billy hatte dienstfrei und sich in meine Halskette gestürzt, um die darin angesammelte Energie aufzunehmen. Die Monstrosität aus Gold und Rubin war so hässlich, dass ich sie normalerweise unter der Kleidung trug.
    Es handelte sich um einen Talisman, der magische Energie aus der natürlichen Welt aufnahm, sie speicherte und Billy in kleinen Dosen überließ. Sie genügten ihm, um aktiv zu bleiben, aber es war nicht annähernd so viel, wie er sich wünschte, und deshalb gab ich ihm dann und wann etwas von meinen eigenen Reserven. Doch dazu war ich derzeit nicht imstande.
    Ich begann mit der Suche nach der einzigen anderen Person, die vielleicht etwas wusste, und fand sie im ersten Stock bei den einarmigen Banditen.
    Casanovas Gesicht schien darauf hinzudeuten, dass gerade jemand den Jackpot geknackt hatte, aber nein – es war viel schlimmer.
    Inzwischen war es ein Uhr nachts, was für das Dante’s auf Prime Time hinauslief. Deshalb fand ich es ein wenig seltsam, dass ein ganzes Drittel des Saals leer war – lange Reihen von Spielautomaten warteten darauf, gestreichelt, geliebt und mit Geld gefüttert zu werden. Dann kam ich um eine Ecke und sah den Grund für die Leere.
    Zwei der drei Halbgöttinnen, die der Mythologie als »Graien« bekannt waren, hatten sich dort eingefunden. Sie sahen harmlos aus: Hein, verhutzelt und blind, bis auf Deino, die derzeit über das eine gemeinsame Auge verfugte. Es musste ihr Glückstag sein, denn als sie lächelte und mir zuwinkte, stellte ich fest, dass sie auch den einen gemeinsamen Zahn hatte.
    Vor kurzem hatte ich unabsichtlich geholfen, die Mädels aus ihrer langen Gefangenschaft zu befreien, und dadurch waren sie zu meinen Dienerinnen geworden, bis zu dem Tag, an dem mir jede von ihnen einmal das Leben gerettet hatte. Was nicht allzu lange dauerte, da ich ziemlich oft in Schwierigkeiten geriet. Jetzt hatten sie die Freiheit, »erneut die Menschheit in Angst und Schrecken zu versetzen«, wie es Pritkin nannte – es sei denn, es gelang mir, sie wieder einzufangen.
    Das war etwas, was ich an einem dieser Tage unbedingt erledigen wollte, doch andere, dringendere Angelegenheiten ließen diesen Punkt auf meiner Prioritätenliste immer weiter nach unten rutschen. Françoise hatte sich bereiterklärt, es für mich zu übernehmen, als Dank für ihren halbfesten Job. Ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil ich sie in dieses Durcheinander hineingezogen hatte, das, wie auch immer ich es drehte und wendete, eindeutig auf mein Konto ging. Andererseits… Eine mächtige Hexe sollte mit den Graien besser klarkommen als ich.
    Derzeit schien sie in dieser Hinsicht aber nicht viel zu unternehmen. Françoise beobachtete die beiden Alten aus zusammengekniffenen Augen und versuchte nicht, sie in irgendeine Falle zu locken. Als sie meinen Blick bemerkte, zuckte sie mit den Schultern. »Sie sind miteinander verbunden.«
    »Was?«
    »Es gibt eine metaphysische Verbindung zwischen ihnen«, sagte Casanova verärgert. »Und dadurch sind sie für Magie wie eine Einheit.«
    Ich beobachtete die Mädels, während ich darüber nachdachte. Pemphredo war nirgends zu sehen, aber Enyo spielte Blackjack an einem Automaten, und Deino stand neben ihr auf einem Stuhl. Sie weidete einen Pokerautomaten aus und verteilte seine mechanischen Einzelteile überall auf dem psychedelischen Teppich. Ich schätze, sie war mit ihrem Gewinn nicht zufrieden.
    Ich dachte mir, dass ich weitere Informationen brauchte.

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